Es gibt viele und gute Gründe, über Demokratie nachzudenken. Politikverdrossenheit und geringe Wahlbeteiligung in der heutigen Zeit lassen vermuten, dass sich die Demokratie in der Krise befindet. Die Autorin Hedwig Richter betont in ihrem Buch „Demokratie. Eine deutsche Affäre“ jedoch, dass es von Anfang an besonderer Anstrengungen bedurfte, Menschen zur Wahl zu bewegen.
Richter erzählt die Geschichte der Demokratie in Deutschland als Chronologie von Fehlern, Zufällen und Lernprozessen. Ihre Beschreibung reicht bis zur zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zurück. Dabei unterteilt sie ihr Buch in interessante Kapitel wie „Das Desinteresse des Volkes“, „Armut als Skandal“ oder „Die Befreiung des Körpers“.
Ihr anschauliches, erfrischend thesenstarkes Buch konzentriert sich auf Deutschland, weil gerade an der Entwicklung der Demokratie in unserem Land deutlich wird, wie international verflochten die Wege zu Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit sind. Wer heute Angst vor dem Untergang der Demokratie hat, dem sei dieses leicht verständliche und optimistische Buch empfohlen. Es zeigt, dass Demokratie auch von der Krise lebt, da sie ein offenes, sich entwickelndes und phantastisches Projekt ist. Beate Grau
Hedwig Richter: Demokratie. Eine deutsche Affäre. Vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart. München: C.H.Beck, 2020.