Richard Ovenden, Bibliothekar und Direktor der Bodleian Library in Oxford, berichtet in seinem Buch davon, dass Menschen zu allen Zeiten versucht haben, Wissen unter ihre Kontrolle zu bringen, um es gezielt für sich zu nutzen und andere davon auszuschließen. Dies geschah zum Beispiel, indem Bücher verboten oder sogar vernichtet wurden. In seinem Streifzug durch 3 000 Jahre Geschichte wird erwähnt, dass ganze Bibliotheken in Brand gesetzt wurden, um Wissen zu zerstören. Denn, wer den Zugang zu Wissen hat, kann den anderen manipulieren und unterdrücken.
Richard Ovenden: Bedrohte Bücher. Eine Geschichte der Zerstörung und Bewahrung des Wissens. Berlin: Suhrkamp, 2023.
Natürlich haben sich durch die Digitalisierung die Speicherung von Wissen und die Informationsbeschaffung stark verändert. Doch die Digitalisierung hat nicht ausschließlich Vorteile. Schnell lassen sich Informationen durch einen einzigen Mausklick unwiderruflich löschen oder verändern. Unter anderem aus diesem Grund ist es wichtig, unsere Bücher und damit unser Wissen zu bewahren und zu schützen. Denn in einer Welt, die gegenwärtig kurzfristig denkt, ermöglichen Bibliotheken und Archive den langen Blick auf die Zivilisation. Dieser Blick sollte nicht dem Rotstift zum Opfer fallen.
Richard Ovenden: Bedrohte Bücher. Eine Geschichte der Zerstörung und Bewahrung des Wissens. Berlin: Suhrkamp, 2023.