„Wenn das Volk nicht die Verfassung des Volksstaats schützt, ist die Verfassung, aber auch das Volk schutzlos.“ Dieses ahnungsvolle Zitat des Staatsrechtlers und maßgeblichen Verfassers des Verfassungsentwurfs von Weimar (Hugo Preuß) vermittelt sehr gut die Aura des Scheiterns, die die Weimarer Verfassung in der historischen Nachbetrachtung so dominiert hat.
Der Autor wirft mit diesem voluminösen Werk einen genaueren Blick auf die Entstehungsgeschichte dieser Verfassung und bedient sich hierfür zahlreicher erst seit kurzer Zeit zugänglicher Materialien (unter anderem Protokolle des Verfassungsausschusses, Ausschussberichte der Presseagentur Wolff). Hierdurch ergeben sich teilweise neue Perspektiven auf die Möglichkeiten und Chancen dieser später so kritisch betrachteten Verfassung, zumal Jörg-Detlef Kühne auch die zeitgenössische Sekundärliteratur jener Jahre mit einbezieht.
Ein besonderer Wert dieser Arbeit kann auch darin gesehen werden, dass erstmals sämtliche Mitglieder und Berater des Verfassungsausschusses in kurzen biographischen Abrissen gewürdigt und eingeordnet werden. Als Ganzes kann die Arbeit Kühnes als ein eindrucksvolles Beispiel verfassungsgeschichtlicher Grundlagenforschung gelten.