Die Onlineredaktion hat den Produzenten des Films,Michael Garau, nach der Fertigstellung der zehn Episoden noch einmal rekapitulieren lassen, auf was er beim Drehen besonders geachtet und wie er es geschafft hat, am Ende einen jugendlichen Film zu machen.
ZwischenRuf: Die zehn Episoden des Landtagsfilms richten sich speziell an Jugendliche. Wie wurde das in der Konzeption berücksichtigt?
Michael Garau: Zuerst einmal wollten wir wirklich nah an die Jugendlichen ran und haben recherchiert, wie sie selbst die Themen, die sie interessieren, medial verpacken und kommunizieren. Dass wir es mit Social Media zu tun bekommen, war natürlich von Anfang an klar, relativ schnell sind wir dann aber auch auf sogenannte Unboxing-Videos gestoßen, in denen neue Smartphones, Kosmetik oder Spiele präsentiert werden.
Die bekannten Youtuber haben eigene Kanäle mit regelmäßig erscheinenden Episoden und zum Teil riesigen Fangemeinden. In diesem Zuge haben wir auch Videos gefunden, in denen politische Inhalte thematisiert werden, und waren ein bisschen überrascht über das große Interesse an diesen Formaten und die sehr aktiven Debatten in den Kommentaren. Damit hatten wir ein Format gefunden, das sich offenbar wirklich gut eignet, um heute Jugendliche anzusprechen.
Sie haben also keinen langen Politikstreifen gedreht, sondern zehn kurze Episoden, durch die jeweils „Performer“ führen? Wie haben Sie die Leute gefunden? Sind das Profis?
Unsere grundlegende Konzeptionsidee war „Von Jugendlichen für Jugendliche“. Wir wollten, dass die Themen aus der Zielgruppe heraus für die Zielgruppe vorgestellt werden. Dabei haben wir von Anfang an gesagt, dass wir nicht mit Moderatoren und Moderatorinnen im klassischen Sinne arbeiten wollen, denn das erinnert zu sehr an klassische Fernsehformate. Wir wollten stattdessen das Interaktive und eine Kommunikation auf Augenhöhe.
Außerdem wollten wir ganz normale junge Menschen zeigen und davon möglichst viele – einfach um die komplexen Inhalte zum Thema „parlamentarische Demokratie“ auch durch die Präsentationsform zu entschlacken und greifbarer zu machen. Wir haben also nicht mit Profis gearbeitet, sondern uns aktiv auf die Suche nach ganz verschiedenen engagierten jungen Leuten gemacht, die sympathisch und authentisch sind – auch um die Vielfalt innerhalb der Zielgruppe in den Videos abzubilden.
Politik erscheint für junge Leute ja oft trocken und dröge, es fehlt der Pep. Wie haben Sie diese – sagen wir es mal parlamentarisch – Fünf-Prozent-Hürde übersprungen?
Das Ziel der Videos ist es ja, wichtige politische Stichworte wie Parlament, Gesetz, Koalition oder Grundrechte so zu erklären, dass man diese sowohl einzeln als auch im Zusammenhang gut versteht. Deshalb haben wir auch keinen Langfilm und auch keine Reportage gemacht. Die Inhalte wurden stattdessen in kleine Informationshäppchen gepackt, die sowohl eigenständig als Episoden und gleichzeitig auch als nacheinander abspielbares Gesamtvideo funktionieren.
Danach haben wir die einzelnen Episoden jeweils mit einer individuellen gestalterischen Idee versehen, wobei wir uns an aktuellen Inhalten orientiert haben, die für Jugendliche relevant sind, also zum Beispiel Unboxing, Hip-Hop, Gaming oder Erklärvideo.
Politik ist oft sehr komplex. Wie haben Sie es dennoch geschafft, komplexe Themen für Jugendliche zu vermitteln, sie in deren Sprache umzuwandeln?
So gut es möglich war, haben wir versucht, die Inhalte auf ihren Kern zurückzuführen. Dabei benutzten wir auch Metaphern, wie zum Beispiel zu sagen, „das Grundgesetz ist so etwas wie die Bedienungsanleitung der demokratischen Gesellschaft hier in der Bundesrepublik“. Oder: Unsere Performerin zerbrach ein großes Baguette vom Bäcker, um zu erklären, was „Fraktionen“ im Gegensatz zum gesamten Plenum sind.
Mit Illustrationen, wenigen einfachen Schemata und knallig modernen Icons und Schriften haben wir dann weiter aufgelockert. Auch die Musikauswahl spielte eine große Rolle, nicht nur für die emotionale Verdichtung, denn durch eine große Bandbreite an Stilen bedienen wir auch die verschiedensten Vorlieben.
Wie lief die Zusammenarbeit zwischen dem Landtag und Ihnen, was galt es zu berücksichtigen?
Die Konzeptionen für die Episoden sind in enger Zusammenarbeit mit dem Landtag entstanden. Letztlich sind die gestalterischen Aspekte ja nur die Rahmung für die eigentlichen Inhalte, und das musste natürlich alles präzise formuliert sein. Und wir durften auch nichts vergessen! Alle Dokumente – also Texte, Bilder, Graphiken und die Episoden selbst – haben mehrere Feedbackschleifen zwischen dem Landtag und dem Filmteam durchlaufen.
Vielen Dank für das Gespräch!