Mit einer Kranzniederlegung und einer Schweigeminute gedachten der Landtag von Sachsen-Anhalt sowie Vertreterinnen und Vertretern aus Politik, Religion und Gesellschaft am Holocaustgedenktag 2024 der Millionen Oper des NS-Regimes (1933‒1945). Versammelt wurde sich am Mahnmal für die verfolgten und ermordeten Magdeburger Sinti und Roma. Landtagspräsident Dr. Gunnar Schellenberger sprach das traditionelle Totengedenken.
Der 27. Januar ist seit 1996 auf Hinwirken des damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog der Tag des Gedenkens der Opfer der nationalsozialistischen Diktatur in Deutschland und den besetzten Gebieten. Er geht zurück auf den Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz durch Truppen der Roten Armee am 27. Januar 1945.
Sinti und Roma in Deutschland
Gute 600 Jahre reicht die Geschichte der Sinti und Roma auf deutschem Staatsgebiet zurück. Sie waren integrierter Teil der Gesellschaft: Sie standen an den Produktionsstätten neben ihren Kollegen, saßen in der Schule neben ihren Mitschülern, kauften im Geschäft Seite an Seite mit anderen Kunden ein. Mit Stolz zogen Sinti- und Roma-Männer im Ersten Weltkrieg für das Deutsche Kaiserreich in den Kampf, kehrten, sofern sie ihr Leben nicht lassen mussten, zum Teil hochdekoriert von den Schlachtfeldern zurück.
Was über Jahrhunderte hinweg funktionierte, verlor mit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten jedoch seine Bedeutung. Aufgrund der sogenannten Nürnberger Gesetze wurden Sinti und Roma systematisch aus dem Staatsapparat gedrängt – zuerst nahm man ihnen die Staatsbürgerschaft, in den Ghettos und Konzentrationslagern schließlich Würde und das Leben. 500 000 Opfer zählen die hinterbliebenen Generationen – Männer, Frauen und Kinder fanden in der auf totale Vernichtung der Volksgruppe angelegten Verfolgung den Tod.
Hinweis zur eigentlich geplanten Gedenkveranstaltung
Die für den 27. Januar 2024 geplante Gedenkfeier im Landtag von Sachsen-Anhalt hatte kurzfristig wegen einer zugelassenen Bauern-Demonstration in der Landeshauptstadt bzw. vor dem Landtag abgesagt werden müssen, nachdem eine Verschiebung der Demonstration mit 2 500 angemeldeten Teilnehmenden und 300 Traktoren seitens des Bauernverbands als nicht möglich erklärt worden war. Zur Sicherstellung einer ungehinderten An- und Abreise der (teils hochbetagten) Gäste und einer störungsfreien Durchführung der Gedenkveranstaltung hatte sich Landtagspräsident Dr. Gunnar Schellenberger für eine Absage der Veranstaltung entschieden. Diese soll schnellstmöglich nachgeholt werden, erste Terminabsprachen wurden bereits in die Wege geleitet.