Der Dialog zwischen Jung und Alt stand im Mittelpunkt des am Montag, 20. November 2017, erstmals gemeinsam vom Landtag, der Landesseniorenvertretung und dem Landesschülerrat Sachsen-Anhalt durchgeführten Forums der Generationen im Parlament. Vor dem Hintergrund der besonderen Anforderungen des Demographiewandels wurden dabei Impulse für die öffentliche Diskussion und den Meinungsbildungsprozess in Politik und Gesellschaft gegeben. Neben 40 Senioren und 20 Schülern nahmen auch Studierende an dem Forum teil.
Erkenntnisse finden Zugang in die Politik
„Die souveräne Gelassenheit der Jugend und die Lebenserfahrung der Älteren sollen im Forum zueinanderfinden“, erklärte Landtagspräsidentin Gabriele Brakebusch bei der Eröffnung der Veranstaltung im Plenarsaal des Landtags. In den Diskussionsforen sollen Impulse für die Ausgestaltung der benannten Themen gesammelt werden, die Zugang zur Politik des Landes finden sollen. „Beide Seiten sollten dabei aufgeschlossen aufeinander zugehen.“
„Dialog der Generationen ist lebenswichtig“
Angelika Zander, Vorsitzende der Landesseniorenvertretung Sachsen-Anhalt e. V., wies in ihrem Eröffnungsstatement darauf hin, dass sich die Beziehungen zwischen den Generationen veränderten. Während die höhere Mobilität mehr Gestaltungsraum schaffe, trage sie auch dazu bei, die Generationen voneinander zu trennen: Dies sei bei der Wohnsituation zu beobachten, aber auch bei einer separierten Freizeitgestaltung. Der Dialog zwischen den Generationen sei indes lebenswichtig für die Gesellschaft, so Zander.
Die Seniorenvertreterin betonte die Wichtigkeit des lebenslangen Lernens: „Bildung verbessert die Gesundheit, man lernt, seine Interessen zu erweitern und zu vertiefen, die selbstständige Alltagsführung wird länger aufrechterhalten oder ausgebaut.“ Wichtig sei, auch bildungsfernen Menschen entsprechende Angebote zu unterbreiten – niedrigschwellig und finanziell erschwinglich.
„Zukunft keine ferne Utopie“
„Wir reden über Zukunft“, sagte Michael Benecke, Vorsitzender des Landesschülerrats Sachsen-Anhalt e. V. Und diese sei keine ferne Utopie. Sie verbinde die Generationen über die Altersgrenzen hinweg. Das „Forum der Generationen“ beinhalte zukunftsweisende Themen. „Die Digitalisierung spielt schon eine enorme Rolle im Alltag, dies wird sich noch intensivieren“, ist sich Benecke sicher – ein Grund mehr, sie im Forum zu thematisieren.
Digitalisierung und lebenslanges Lernen hängen sehr eng zusammen – „es steht so viel Wissen wie nie zur Verfügung“, sagte der Schülervertreter. Nun müssten Maßnahmen und Wege gefunden werden, wie möglichst jeder in den Genuss von Wissen, digitalen Vereinfachungen der Wissensaneignung und der damit einhergehenden Verbesserung der Mobilität kommen könnten.
Die 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der älteren und jüngeren Generationen diskutieren vor dem Hintergrund ihrer sehr unterschiedlichen Sichtweisen die Themenbereiche „Lebenslanges Lernen“ sowie „Mobilität und Digitalisierung“, zunächst in zwei Arbeitsgruppen, später im Plenum gemeinsam mit Abgeordneten der im Landtag vertretenen Fraktionen.
Ergebnisse der Arbeitsgruppe „Digitalisierung“
Ein stärkeres Miteinander zwischen den Generationen haben die Jugendlichen, Studenten und Senioren in ihrer Arbeitsgruppe als gemeinsames Ziel für die Zukunft herausgearbeitet. Dort, wo die traditionellen Familienverbünde nicht mehr so wirkten wie früher, müsste es zu einem stärkeren Aufeinanderzugehen zwischen Jung und Alt kommen. Vorstellbar wäre dies beispielsweise, indem Jugendliche den Älteren in Gemeinschaftstreffs Nachhilfe in Sachen Digitalisierung anböten. Ein flächendeckendes Angebot an Internet wäre freilich die Voraussetzung.
Unter dem Motto „Digitalisierung und Mobilität fangen im Kopf an“ sollte schon in der Schule auf die Möglichkeiten und Gefahren der digitalen Welt hingewiesen werden. Eine Brücke zur Arbeitsgruppe „Lebenslanges Lernen“ schlug sich hier automatisch: Denn keine Generationen sei vor dem Nutzen und den Gefahren des Internets gefeit. Da die Jungen zwangsläufig „die Alten von morgen“ sein werden, sei es ratsam, frühzeitig die technischen, rechtlichen und inhaltlichen Dimensionen der digitalen Welt zu kennen und schon jetzt auf eine Verbesserung der Bedingungen hinzuwirken. Schlagwort war hier zum Beispiel ein „Mobilitätskonzept“ für den Schüler-, aber auch für den Seniorenverkehr.
Erkenntnisse zum „Lebenslangen Lernen“
„Lebenslanges Lernen ist nicht nur ein Konzept, sondern auch eine Haltung“, heißt das Fazit aus der gleichlautenden Arbeitsgruppe. Junge wie alte Menschen müssten in die unterschiedlichen Formen des Lernens hineinwachsen. Die dafür notwendige Zeit müsse aufgebracht und die entsprechende Motivation gefunden werden. Wichtig sei, wieder „mehr für sich selbst zu lernen“.
Der Zugang zu Bildungs- und Kulturangeboten sei jedoch gerade im ländlichen Raum oft umständlich und mit hohen Kosten verbunden. Ohne einen kostengünstigen ÖPNV würde man aus den Dörfern kaum in die Ortschaften mit Volkshochschulen und ähnlichen Einrichtungen gelangen. Empfehlenswert wäre ehrenamtlich geleisteter Unterricht von Jung für Alt, genauso wie von Alt für Jung. Hierfür müsse dem Ehrenamt eine größere Würdigung zuteilwerden.
Die Erkenntnisse auf dem Forum der Generationen sollen die Abgeordneten des Landtags in ihre Fraktionen tragen und so in die Arbeit zu Jugend, Familie und Senioren einfließen lassen.