In welchem Maße prägt die ehemalige DDR Leben und Fühlen der Generation Ostdeutscher, die in ihr aufgewachsen ist und sozialisiert wurde? Und wie erklärt sich die häufig festzustellende Sprachlosigkeit dieser Erlebnisgeneration gegenüber den Nachgeborenen? Der Journalist Johannes Nichelmann gehört selbst zur Generation der „Nachwendekinder“, die etwa zwischen 1985 und 1992 geboren wurden und deshalb kaum einen Bezug zur verlorenen Heimat ihrer Eltern und Großeltern haben.
Nichelmann geht es bei den hier beeindruckend festgehaltenen Begegnungen und Gesprächen um eine lebendige Erinnerung und ehrliche Debatten, um die Herausarbeitung auch der Grau- und Zwischentöne, um große Hoffnungen und schmerzliche Verluste. Es wäre zu begrüßen, wenn dieses Buch zum konstruktiven generationenbezogenen und gesellschaftlichen Dialog beitragen würde, der das Land bis heute teilt.
Johannes Nichelmann: Nachwendekinder: Die DDR, unsere Eltern und das große Schweigen, Berlin: Ullstein 2019.