Die Landesregierung hat den Landtag laut Ausführungsgesetz zum Kinder- und Jugendhilfegesetz des Landes in jeder Legislaturperiode über die Entwicklungen in der Kinder- und Jugendhilfe sowie zu daraus resultierenden Folgerungen für die Kinder- und Jugendhilfe im Land Sachsen-Anhalt zu unterrichten. Der Ausschuss für Arbeit, Soziales und Integration des Landtags widmete sich in seiner Sitzung 2. September 2020 mit dem aktuellen vorgelegten 7. Kinder- und Jugendbericht.
Basierend auf den Ergebnissen des interministeriellen Berichts ist die Landesregierung aufgefordert, auf Basis der gezogenen Schlussfolgerungen die künftige Gestaltung der Maßnahmen, Angebote und Förderungen im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe zu gestalten. Der Bericht umfasst den Aktionszeitraum von 2012 bis 2017.
Schwerpunkt auf dem Thema Jugend
Der aktuelle 7. Kinder- und Jugendbericht der Landesregierung beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit dem Thema Jugend. Die Jugendpolitik habe für ein demographisch besonders negativ betroffenes Bundesland wie Sachsen-Anhalt erhöhte Wichtigkeit, so eine der Prämissen des Berichts. Nach Auffassung der Landesregierung und in Abstimmung mit dem Landesjugendhilfeausschuss sollten die sich deutlich im Wandel befindlichen Lebensbedingungen der Jugend im Land sowie die sich daraus ergebenden Handlungsbedarfe für die Jugendpolitik der Landesregierung beleuchtet werden.
„Der Anteil der jungen Menschen ist am Schrumpfen“, merkte Staatssekretärin Susi Möbbeck aus dem Sozialministerium in der Einführung zum Bericht an. Für die weitere wirtschaftliche und soziale Entwicklung sei es eine entscheidende Frage, wie das Land seine Jugendpolitik zukunftsfähig gestalte, damit angesichts der zurückgehenden Zahl der Jugendlichen – vor allem im ländlichen Raum – deren Interessen in Politik und Gesellschaft angemessen vertreten und berücksichtigt werden können, um ihnen hier gute Lebensperspektiven zu bieten.
Onlinebefragung mit jungen Menschen
Erstmals wurden für den Bericht die Ansichten und Bedarfe aus der Perspektive von Jugendlichen und jungen Erwachsenen erfasst und analysiert. Durch eine breitangelegte Onlinebefragung (etwa 2 200 Teilnehmende) wurden junge Leute zwischen 12 und 27 Jahren in Sachsen-Anhalt nach ihren Lebensbedingungen und Entwicklungsräumen und deren Einschätzung befragt. Auch zu den Schwerpunktthemen des Berichts (Demokratieförderung, Medienkompetenz und Gestaltung von Übergängen) wurden die Einschätzungen von Jugendlichen und jungen Erwachsenen erhoben.
Die Einschätzung junger Menschen ihrer eigenen Wohn- und Lebenssituation ist laut Befragung abhängig vom Wohnumfeld. Junge Menschen im Dorf und in der Großstadt fassten hier eine bessere Beurteilung als diejenigen in kleineren und mittelgroßen Städten, erklärte Möbbeck. Der Bestand von Jugendclubs, Verbänden und Vereinen wurde als unbefriedigend bewertet. Allerdings seien Angebote durchaus vorhanden, nur würden diese nicht immer genutzt, weil sie offenbar nicht attraktiv genug seien, so Möbbeck.
Das politische Interesse der Umfrageteilnehmer*innen sei gut ausgeprägt, die Möglichkeiten zur Partizipation müssten noch gestärkt werden. Laut Umfrage würden zwei Drittel der jungen Menschen gern in ihrer jeweiligen Region bleiben. Allerdings habe die Hälfte der Befragten die Sorge gezeigt, ob man „jobtechnisch“ tatsächlich hierbleiben könne. Auch die Sorge, nach der Schule nicht ausreichend auf das Leben vorbereitet zu sein, sei relativ stark ausgeprägt. Knapp die Hälfte der befragten Jugendlichen gab an, dass Busse und Bahnen öfter fahren und die Ticketpreise geringer sein sollten.
Unzufriedenheit herrschte auch über die lahme Digitalisierung, beispielsweise über die mangelnden Möglichkeiten des Streamings. Bemerkenswert (oder bedenkenswert?) ist, dass jeweils etwa 30 Prozent der Befragten angaben, täglich ein bis drei Stunden, drei bis fünf Stunden oder mehr als fünf Stunden an den diversen Geräten im Internet zu verbringen.
Wie es mit dem Bericht weitergeht
Die Erkenntnisse aus dem aktuellen Kinder- und Jugendbericht sollen Eingang in das jugendpolitische Programm des Landes finden. An verschiedenen Themen werde unabhängig vom Bericht schon seit mehreren Jahren gearbeitet, darunter beispielsweise ernsthaft angelegte Partzipationsmöglichkeiten für junge Menschen in den Kommunen oder das kostenlose Azubi-Ticket. In einer der schwierigen Problemlagen habe es eine deutliche positive Entwicklung gegeben – hinsichtlich der Gestaltung von guter Ausbildung und Arbeit für junge Menschen in Sachsen-Anhalt, erklärte Möbbeck.
Der Entwurf des jugendpolitischen Programms für das Land Sachsen-Anhalt sei fast fertiggestellt, ergänzte Birgit Buschke, Referatsleiterin für Jugendpolitik, Jugendarbeit und Jugendschutz im Sozialministerium. Dieses Programm soll insbesondere für die kommende Legislaturperiode des Landtags die Eckpfeiler der Kinder- und Jugendpolitik liefern und fortwährend weiterentwickelt werden.