Die Menschen in der DDR feierten heute vor 30 Jahren, am 18. März 1990, den endgültigen Sieg der Friedlichen Revolution. Mehr als 90 Prozent der rund zwölf Millionen Wahlberechtigten in der DDR gingen zur Wahlurne und wählten zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg (Ausnahme: Wahl zur Stadtverordneten- Versammlung von Groß-Berlin 1946) wieder in freier Wahl ihre Volksvertreter.
Klarer Sieger: Allianz für Deutschland
Das Ergebnis am Wahlabend war für viele Experten überraschend eindeutig: Sieger wurde die Allianz für Deutschland (ein Wahlbündnis von Ost-CDU, Demokratischem Aufbruch und der Deutschen Sozialunion) mit 48 Prozent der Stimmen. Die Sozialdemokratische Partei der DDR erhielt 22 Prozent der Stimmen, die Partei des Demokratischen Sozialismus (PDS, ehemals SED) kam auf 16 Prozent. Das Bündnis 90 erhielt 3 Prozent der Stimmen.
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Wiedervereinigung entschied die Wahl
Für die Volkskammerwahl hatten sich 19 Parteien und fünf Listenverbindungen registriert. Im Laufe des Wahlkampfes bekamen die großen ostdeutschen Parteien zunehmend Unterstützung von ihren westdeutschen Pendants. Laut Deutschem Rundfunkarchiv wurden 7,5 Millionen D-Mark für den Wahlkampf in der DDR eingesetzt, die Hälfte davon stammte von der CDU/CSU. Zahlreiche Bundespolitiker sprachen auf Großveranstaltungen in der DDR, so zum Beispiel: Willy Brandt (SPD) in Erfurt, Hans-Dietrich Genscher (FDP) in Magdeburg oder Helmut Kohl (CDU) in Leipzig und Magdeburg.
Wahlentscheidend war vermutlich die Haltung der Parteien zur Deutschen Einheit. Denn ab dem Frühjahr 1990 ging es in der öffentlichen Debatte nicht mehr um die Frage, „ob“, sondern nur noch um das „wie“ und „wie schnell“ die Deutsche Einheit realisiert werden solle. Während sich die „Allianz für Deutschland“ für eine schnelle Wiedervereinigung beider deutscher Staaten ausgesprochen hatte, plädierte die SPD für eine Übergangszeit und die PDS forderte einen Staatenbund. Der deutliche Wahlsieg der „Allianz“ war also ein klares Bekenntnis der DDR-Bürger für eine schnelle Wiedervereinigung.
Volkskammer schafft sich selbst ab
Am 12. April 1990 wurde Lothar de Maizière (CDU) zum neuen Ministerpräsidenten der DDR gewählt. Er bildete eine große Koalition aus CDU, DSU, DA, SPD und Liberalen. Die 400 neugewählten Abgeordneten der Volkskammer waren im Durchschnitt sehr jung und gut ausgebildet. Ihre Aufgabe bestand in den nächsten Monaten vor allem darin, die Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten vorzubereiten.
Ende April vereinbarte sie beispielsweise mit der Bundesregierung die Einführung der Währungsunion zum 1. Juli 1990, Ende August folgte der „Vertrag über die Herstellung der Einheit Deutschlands“. Dieser Einigungsvertrag bildete die Grundlage dafür, dass die fünf Länder der DDR – darunter auch Sachsen-Anhalt – am 3. Oktober 1990 der Bundesrepublik und dem Geltungsbereich des Grundgesetzes beitraten.
Was in der Welt noch geschah:
Die Tagesschau vom 18. März 1990
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