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Plenarsitzung

Positives Feedback für den Lehrerberuf

06. Jun. 2019

Die Reihe „Landtag im Dialog“ machte am 6. Juni 2019 Station im Magdeburger Albert-Einstein-Gymnasium. Unter dem Titel „Beruf: Lehrer/in – Wie gewinnt Sachsen-Anhalt den Wettbewerb um die besten Köpfe?“ diskutierten Abgeordnete aus allen im Landtag vertretenen Fraktionen miteinander, aber auch mit Schülerinnen, Schülern und Lehrkräften. Zentrale Frage war, welche Voraussetzungen geschaffen werden müssen, um das Interesse für den Lehrerberuf zu wecken.

Der Diskussion stellten sich auf Einladung von Landtagspräsidentin Gabriele Brakebusch Dr. Katja Pähle (SPD), Florian Philipp (CDU), Thomas Lippmann (DIE LINKE), Olaf Meister (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) und Dr. Hans-Thomas Tillschneider (AfD).

Erinnerungen an die eigene Schulzeit

Zu Beginn der Diskussion wurden die Abgeordneten gebeten, ein kleines Schulresümee zu ziehen: „Lieblingsfach Biologie, Physik bei der ersten Gelegenheit abgewählt“, konstatierte etwa Katja Pähle. „Geographie top, Russisch Flop“, erinnerte sich Olaf Meister. Thomas Lippmann war/ist Lehrer für Mathematik und Physik, „und die beiden Fächer haben natürlich auch am meisten Spaß gemacht“. Deutsch und Mathe hätten ihm gelegen, auf dem Kriegspfad sei er aber mit dem Fach Biologie gewesen, räumte Hans-Thomas Tillschneider ein. Florian Philipp bezeichnete sich selbst als Störenfried in der Schule, war aber Sportbegeisterter, Musik und Kunst dagegen hätten ihm so gar nicht gefallen.

Quo vadis, Lehrerausbildung?

Es sei ein Fehler gewesen, die Lehrerausbildung in Magdeburg zu schließen, konstatierte Thomas Lippmann. Die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg sei mittlerweile an ihre Leistungsgrenzen gestoßen. Man müsse darüber reden, die Ausbildung auch wieder in Magdeburg anzusiedeln.

Die Kapazitäten seien mittlerweile an beiden Standorten erhöht worden, betonte Katja Pähle. An der Spezialisierung der Ausbildung an zwei Standorten wolle sie aber festhalten.

„Wie kriegt man den Beruf wieder sexy? Vielleicht durch Influencer auf Youtube?“, mutmaßte Florian Philipp.

Die naturwissenschaftliche Tradition der Universität Magdeburg hätte ausschlaggebend für den Verbleib der MINT-Fächer-Ausbildung in Magdeburg sein müssen, erklärte Hans-Thomas Tillschneider. Die Lehrerausbildung müsse grundlegend reformiert werden: Sie müsse entbürokratisiert werden, die solide Fachkenntnis müsse gegen das „pädagogische Beiwerk“ aufgewertet werden.

Wortmeldungen aus dem Publikum

„Lebenslanges Lernen zeichnet einen guten Lehrer aus“, erklärte Marga Kempe, stellvertretende Schulleiterin am Albert-Einstein-Gymnasium Magdeburg. „Denn man hat immer wieder neue Schülerinnen und Schüler und Veränderungen in der Gesellschaft vor sich, auf die man sich einstellen muss.“

Fachkompetenz sei eine wichtige Grundlage, aber Lehrerin und Lehrer müssten auch über die Fähigkeit verfügen, auf die Schülerinnen und Schüler im Klassenzimmer einzugehen. Freilich müssten auch die Rahmenbedingungen für die Arbeit stimmen – das betreffe Karrierechancen ebenso wie die personelle und materielle Ausstattung an den Schulen.

Prof. Dr. Stefanie Rach vom Institut für Algebra und Geometrie (Didaktik der Mathematik) an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg betonte, es bedürfe fachdidaktischen und pädagogischen Wissens gleichermaßen. Sie setzt sich für die Weiterentwicklung ihres Fachgebiets an der Uni Magdeburg ein. Aktuelle Pläne aus dem Bildungsministerium liefen dem zuwider.

„Die Anzahl der Ausbildungsplätze müssen erhöht werden“, legte sich Michael Nethert, Lehrer für Mathe und Physik am Magdeburger Einstein-Gymnasium, fest. Die Wertschätzung des Lehrers in der Gesellschaft müsse erhöht werden, so könnten junge Menschen stärker animiert werden, selbst Lehrer/in zu werden.

Fachkompetenz allein reiche nicht aus, das vorhandene Wissen müsse auch an die Schüler/innen ermittelt werden können, war der einhellige Tenor unter den Schüler/innen. Der Zugang zum Studium werde manchmal ziemlich erschwert (zum Beispiel zu hoher Numerus Clausus).

„Ist es nicht wichtig, den Schülerinnen und Schülern eine Handlungs- und Urteilskompetenz mit an die Hand zu geben?“, fragte Tobias Michalak, Lehrer für Englisch und Sozialkunde am Einstein-Gymnasium Magdeburg. Das Fach Sozialkunde sollte stundenmäßig ausgeweitet werden.

Den Fächern Geschichte, Ethik und Philosophie sollte ein größerer Stellenwert im Stundenplan eingeräumt werden, um eben die angesprochene Urteilskompetenz erlernen zu können, sagte ein Schüler. Der Sozialkundeunterricht wäre dann – in ausgebauter Form – der zweite Schritt, um sich mit den gesellschaftlichen Gegebenheiten auseinanderzusetzen.

„Die einen wollen es besser machen, die anderen wollen es ihren eigenen Lehrern gleichtun“, erklärte Ethik- und Geschichtslehrer Erik Starke vom Einstein-Gymnasium den Wunsch, den Lehrerberuf zu ergreifen. Aber könne er es auch empfehlen? Derzeit eher nicht, räumte er ein. Die Belastung neben dem eigentlichen Unterricht sei sehr hoch, hinzu komme ein Bürokratieberg, der schwer abzuarbeiten und manchmal schlichtweg sinnlos sei.

Kleines Fazit zur Veranstaltung

In Sachsen-Anhalt herrschten vor allem Kapazitätsprobleme bei der Ausbildung an den Universitäten, so das einmütige Resümee der „Landtag im Dialog“-Veranstaltung in Magdeburg. Die Schaffung vieler neuer Studienplätze zöge auch die Notwendigkeit von deren Ausfinanzierung und materieller/personeller Ausstattung nach sich.

Wie es weitergeht

Die nächste „Landtag im Dialog“-Veranstaltung findet bereits am 12. Juni 2019 (19 Uhr) in Dessau-Roßlau statt. Hier wird das Thema „Geht es ohne Auto? Wie fit ist der ÖPNV?“ sein.