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Plenarsitzung

Mehr Landesgelder für Musikschulen gefordert

22. Mai. 2019

Wie viele staatlich anerkannte Musikschulen gibt es im Land? Wie viele Schüler besuchen Musikschulen? Wie steht es um die musikalische Früherziehung? Wie läuft die Begabtenförderung? Diese und andere Fragen standen im Mittelpunkt einer Großen Anfrage der Fraktion DIE LINKE zu den Musikschulen im Land. Parallel zur Großen Anfrage wurde ein Antrag der Fraktion DIE LINKE zum Thema debattiert. Darin bittet sie unter anderem um die Anhebung der Landesförderung in den nächsten vier Jahren um jeweils 500 000 Euro. 

Jugendliche spielen Jazz beim 23. Jugendmusikfestival Sachsen-Anhalt 2018. Foto: Veranstalter

Programm MäBi sehr erfolgreich

Zum Stichtag, am 1. Januar 2018, seien 21 Musikschulen mit 231 Unterrichtsstätten in Sachsen-Anhalt aus Landesmitteln gefördert worden, erklärte Stefan Gebhardt (DIE LINKE). Das Interesse an den Musikschulen und die Qualität des Unterrichts seien sehr gut. Die Große Anfrage hätte ergeben, dass sogar bis zu 2 000 Kinder und Jugendliche landesweit regelmäßig auf einen Unterrichtsplatz warteten.

Besonders stolz könne man auf das Landeskooperationsprogramm Musisch-ästhetische Bildung (MäBi) sein. Dieses stelle sicher, dass Kindern aus allen gesellschaftlichen und kulturellen Schichten ein praxisbezogener Umgang mit Musik und nicht selten auch der erste Kontakt mit einem Instrument ermöglicht werde, erläutert Gebhardt. Knapp 4 000 Schüler/innen haben 2018 an dem Programm teilgenommen.

Förderquote des Landes stark gesunken

Trotz dieser grundsätzlich positiven Entwicklungen in der musikalischen Bildung gebe es auch einige Probleme, zum Beispiel bei der Suche und der langfristigen Bindung von jungen Lehrenden. Dies sei vor allem wegen eingeschränkter finanzieller Möglichkeiten schwierig. Ein weiteres Problem sieht die Fraktion DIE LINKE in der stark gesunkenen durchschnittlichen Förderquote (in den letzten 20 Jahren von 19 auf 12 Prozent).

Ein besonders drastisches Beispiel sei der Altmarkkreis Salzwedel. Dort hätten die Musikschulen 1997 noch 22 Prozent an Fördermitteln vom Land bekommen, 2017 waren es nur noch neun Prozent. Das bedeute, dass Familien mit einem geringen Einkommen sich keinen Musikschulunterricht mehr leisten könnten, da die Gebühren entsprechend gestiegen seien. Daher sei die Landesförderung entsprechend des Antrags der Fraktion DIE LINKE dringend überarbeitungswürdig, um die erreichten Errungenschaften nicht zu gefährden, so Gebhardt.

Sozialer Zugang zu Musikschulen ist möglich

Staats- und Kulturminister Rainer Robra (CDU) bestätigte, dass man zu Recht auf die musikalische Bildung im Land stolz sein könne. Die Musikschulen seien in den letzten Jahren kontinuierlich mit 3,6 Millionen Euro ausfinanziert worden. Mit Blick auf den Antrag der Fraktion DIE LINKE verwies Robra darauf, dass der soziale Zugang zu den Musikschulen gewährleistet sei, beispielsweise durch einen 10-Euro-Zuschuss über das Teilhabepaket. Nicht vergessen solle man auch die über die vergangenen Jahre kontinuierlich gestiegenen Löhne.

Verringerung der Wartelisten wünschenswert

Musikschulen seien auch ein wesentlicher Faktor, dass im ländlichen Raum überhaupt Kultur stattfinde, betonte Prof. Dr. Angela Kolb-Janssen (SPD). Natürlich müsste es das Ziel sein, ohne Wartelisten auszukommen, und so schlug sie vor, vielleicht noch stärker mit Ehrenamtlichen zusammenzuarbeiten, um die Personalknappheit aufzufangen. Auf die Schnelle könne das Thema jedoch nicht gelöst werden.

Wolfgang Aldag (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) schloss sich im Wesentlichen den Ausführungen von Prof. Dr. Kolb-Janssen an. Seiner Ansicht nach sollte im nächsten Haushalt ein entsprechendes Mehr an Geldern eingestellt werden. 

Die Musikschulen könnten die anstehenden Aufgaben sehr gut bewältigen, das zeigten sowohl die Zahl der teilnehmenden Kinder als auch die Qualität, sagte Marcus Spiegelberg (AfD). Für ihn schien es wichtiger, langfristig mehr junge Musiklehrer auszubilden. Grundsätzlich seien Musikschulen natürlich wichtig, dringender würde das Geld jedoch für kostenlose Kitas oder Mittagessen an Schulen benötigt.

Weitere Beratung im Ausschuss 

Sachsen-Anhalt stehe in puncto Musikschulen hervorragend da, unterstrich Andreas Schumann (CDU). Allerdings gebe es teils wirklich lange Wartelisten für interessierte Kinder (beispielsweise für Klavierunterricht in Magdeburg bis zu zwei Jahre). Schumann lobte zudem die ehrenamtliche Arbeit der Fördervereine, die es Kindern aus sozial schwierigen Verhältnissen ermöglichten, ein Instrument zu lernen. Natürlich wolle die Koalition die Musikschulen auch in den nächsten Jahren weiter fördern, wie genau und in welcher Höhe, müsse im Ausschuss beraten werden.

Nach der Debatte wurde der Antrag zur weiteren Beratung in den Ausschuss für Bildung und Kultur überwiesen.