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Plenarsitzung

Lehrer/-innen weiter dringend gesucht

26. Sep. 2019

Von den 895 im Februar 2019 vom Bildungsministerium ausgeschriebenen Neueinstellungen im Schulbereich konnten bis August 2019 – ein halbes Jahr nach dem Beginn der Ausschreibung – lediglich 317 Neueinstellungen realisiert werden. Zu wenig, konstatiert die Fraktion DIE LINKE und beantragte eine Aktuelle Debatte, in der Lösungsvorschläge diskutiert werden sollten, wie die Krise in der Lehrkräftegewinnung überwunden werden kann.

Der Landtag debattierte erneut über den Lehrermangel und mögliche Auswege aus der Krise. Grafik: Landtag

Thomas Lippmann (DIE LINKE) erklärte, es seien nicht nur die wenigen Neueinstellungen und die langen Bearbeitungszeiten, sondern die unflexible Handhabung seitens der Schulbehörde. Seiner Meinung nach wurden in der letzten Ausschreibungsrunde 157 ausgebildete Lehrer abgelehnt, weil sie einfach nicht ins Raster der vorgegebenen Stellen passten. Lippmann kritisierte die „nutzlosen Ranglistenverfahren“, die sich ewig hinzögen und Bewerber abschreckten. 

Lehrermangel muss Chefsache werden

Es gebe innerhalb der Bewerber keine Konkurrenz mehr, sondern nur noch die Konkurrenz unter den Bundesländern und die würde Sachsen-Anhalt momentan verlieren. In Sachsen könnten Schuldirektoren beispielsweise selbst auf Initiativbewerbungen reagieren. In Thüringen sei es möglich, zu jedem Zeitpunkt des Schuljahres Neueinstellungen zu realisieren.

Egal was hier oder in den Ausschüssen diskutiert würde, so Lippmann weiter, der Bildungsminister würde sich wegdrehen, ganz nach dem Motto „Nach mir die Sintflut“. Nach all den von seiner Fraktion gemachten Vorschlägen werde die Situation immer noch schlechter anstatt besser. Der Linken-Abgeordnete forderte daher Ministerpräsident Reiner Haseloff auf, den Kampf gegen den Lehrermangel endlich zur Chefsache zu erklären. Er sollte einen Masterplan aufstellen, die Schulbehörden wieder arbeitsfähig machen und sich einen Bildungsminister suchen, der Ahnung habe.

Bildungsminister verteidigt Online-Verfahren

Bildungsminister Marco Tullner (CDU) räumte ein, dass es noch eine Weile dauern werde, bis der Lehrermangel bekämpft sei. Das liege nicht daran, dass „Sachsen-Anhalt zu doof ist“, sondern daran, dass es einfach nicht ausreichend Bewerber gebe. Der vom Abgeordneten Lippmann geforderte „Personalaustausch“ [Redaktion: Gemeint ist seine eigene Entlassung] würde daran auch nichts ändern, so Tullner.

Außerdem verwies der Minister auf die unzähligen bereits erfolgten Maßnahmen, um mehr Lehrer einzustellen. Er verteidigte das derzeitige Online-Verfahren zur Lehrerbewerbung. Es sei schlichtweg nicht richtig, dass ausgebildete Lehrer kein Angebot erhalten hätten. Außerdem kündigte Tullner an, dass am Montag, 30. September 2019, eine neue Ausschreibungsrunde beginnen werde.

SPD schlägt „Bildungsgipfel“ vor 

Prof. Dr. Angela Kolb-Janssen (SPD) erklärte, sie fühle sich wie in einer Dauerzeitschleife gefangen, ganz nach dem Motto: „Und täglich grüßt das Murmeltier!“ Auch ihr scheint es, dass Sachsen-Anhalt bei der Einstellung von Lehrern nicht besonders erfolgreich ist. Die SPD-Abgeordnete habe nicht den Eindruck, dass der Bildungsminister bereit sei, das System noch einmal grundsätzlich zu überdenken. Sie plädierte für einen Bildungsgipfel, an dem alle betroffenen Akteure teilnhemen. „Lassen Sie uns die besten Ideen diskutieren und dann auch sofort an die Umsetzung gehen.“

AfD: „Diese Debatte ist verlorene Lebenszeit.“

Die Fraktion DIE LINKE hätte vermutlich grundsätzlich keinen Sinn für Qualifikation, deshalb würden sie nicht verstehen, dass die abgelehnten Bewerber einfach nicht qualifiziert gewesen seien, konstatierte Dr. Hans-Thomas Tillschneider (AfD). Man hätte der Fraktion DIE LINKE ihren Antrag um die Ohren hauen sollen. Die Regierung verdiene zwar aus vielen Gründen Kritik, sie könnten aber nicht mehr Lehrer einstellen als es gebe. Zudem mache es keinen Sinn, langfristig unqualifizierte Lehrer an den Schulen zu haben. „Diese Debatte ist verlorene Lebenszeit“, betonte Tillschneider.  

Viel wichtiger sei es, grundsätzlich darüber nachzudenken, was die Schüler heutzutage überhaupt noch an den Schulen lernten und ob dies zukunftsweisend sei. Der AfD-Abgeordnete stellte die Frage, wozu die Linken überhaupt mehr Lehrer einstellen wollten, wenn sie jeglichen Bildungsanspruch aufgegeben hätten. Seiner Meinung nach benötigten sie Lehrer nur noch zur politischen Indoktrination. 

Grüne fordern: Schulen vor Ort mehr einbeziehen

Wolfgang Aldag (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) betonte, dass Sachsen-Anhalt in der Lehrkräfteanwerbung deutlich besser werden müsse. Die jetzigen Mechanismen und die Manpower im Landesschulamt reichten offenbar nicht aus, um die Konkurrenz mit anderen Bundesländern zu gewinnen. Die Grünen fordern deshalb, die Schulen vor Ort mehr einzubeziehen. Es sollte möglich sein, dass Direktoren direkt Personen einstellen können. „Wir müssen endlich – wie in der Bauhauskampagne erklärt – #moderndenken“.  Aldag plädierte zudem für mehr Studienkapazitäten an den Universitäten.

CDU schlägt Besuch bei Schulbehörde vor

Die Wortwahl des Abgeordneten Lippmann sei „ungeheuerlich“ und eine „Frechheit“, kritisierte Angela Gorr (CDU). Sie schlug vor, dass sich der Bildungsausschuss bei einem Besuch der Schulbehörde vor Ort selbst ein Bild von der schwierigen Situation machen. Die CDU-Abgeordnete appellierte an ihre Kollegen, auch einmal die positiven Aspekte des Lehrerdaseins zu betonen und dankte allen Lehrern, die unter den schwierigen Umständen das Schulleben aufrecht hielten.

Am Ende der Aktuellen Debatte wurden keine Beschlüsse gefasst.