In seiner Fotodokumentation „1989. Dreißig Jahre friedliche Revolution in Magdeburg“ lässt der Fotograf Matthias Pavel (Wenzel Oschington) Besucherinnen und Besucher an seinen Impressionen aus den bewegten Tagen, Wochen und Monaten des Herbstes 1989 teilnehmen. Zum größten Teil aufgenommen in Magdeburg, sollen die Fotos Erinnerungen wecken. Landtagspräsidentin Gabriele Brakebusch eröffnete am Donnerstag, 7. November 2019, die neue Ausstellung im Landtag in Anwesenheit des Fotokünstlers.
Individuelle Rückschau
„Die Ausstellung spiegelt bewegende Momente unserer gemeinsamen Geschichte wider“, sagte Landtagspräsidentin Gabriele Brakebusch zur Eröffnung der Fotoschau. Jeder müsse individuell Rückschau halten, denn jeder habe das Leben in der DDR und die Wendezeit anders erlebt und wahrgenommen. Diese persönlichen Erfahrungen ließen einen nicht los – auch nicht 30 Jahre nach dem Fall der Mauer. Die freie, gleichberechtigte Meinungsbildung sei ein hohes Gut der Demokratie, es sei im Herbst 1989 nachdrücklich und bleibend eingefordert worden.
Schwer zu beschreibendes Glücksgefühl
„Ich erinnere mich an eine großartige und bewegende Zeit, alles passierte rasend schnell“, sagte Fotograf Matthias Pavel. Es sei vor allem auch eine gefahrvolle Zeit gewesen, auch wenn es friedlich geblieben sei. Seine Fotos haben bis vor wenigen Jahren größtenteils nur als Negative vorgelegen, damals sei gar keine Zeit geblieben, von allen Abzügen zu machen. „Das Gefühl, im Herbst 1989 zum ersten Mal über die Grenze zu fahren, das kann ich heute noch wachrufen, auch wenn sich dieses Glücksgefühl nur schwer beschreiben lässt.“ Die Errungenschaften von damals würden heute leichtfertig aufs Spiel gesetzt, „aber wir haben nur eine Welt, und deswegen sollten wir auch global handeln“, bekräftigte Pavel.
Informationen zur Ausstellung
Mit seiner Kamera dokumentierte Matthias Pavel das Geschehen dieser Zeit, von den ersten Montagsdemonstrationen bis zum Sommer 1990. Die Fotoauswahl zeigt die historische Kundgebung am 4. November 1989 auf dem Domplatz Magdeburg, wo sich Oberbürgermeister und Parteifunktionäre den Fragen der Bürger stellten. 50 000 Menschen auf dem Domplatz erwarteten seinerzeit konkrete Antworten.
Fotografisch festgehalten sind auch die Demonstrationen verschiedener Interessengruppen (Neues Forum, SDP, SED, Allianz für Deutschland) und der sich im Verlauf der Zeit ändernde Charakter der Protestmärsche. So sind auch Kundgebungen der Rentner, HO-Mitarbeiter oder Studenten zu sehen, die in dem angestrebten Wandel und der Wiedervereinigung Gefahren sahen, bis hin zu den Wahlkampfauftritten westlicher Politiker auf dem Domplatz.
Die Ausstellung wird bis zum 20. Dezember 2019 (Montag–Freitag, 8–18 Uhr) im Landtag zu sehen sein. Der Eintritt ist frei.