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Plenarsitzung

Im Interview: Jan-Malte Henk, Preisträger 2015

Mehr als 75 000 Mädchen und Jungen, zwischen fünf und 20 Jahren, haben sich in diesem Jahr wieder am Europäischen Wettbewerb beteiligt und Spitzenleistungen im künstlerischen und literarischen Bereich vollbracht. Im Justizzentrum in Magdeburg hat Landtagspräsident Detlef Gürth am Freitag, 19. Juni 2015, die Preisträgerinnen und Preisträger aus Sachsen-Anhalt geehrt.

Einer der Preisträger ist der 16-jährige Jan-Malte Henk vom Elisabeth-Gymnasium Halle. Wegen einer Mathematik-Klausur hat er die Preisverleihung leider verpasst, aber es ist ja nicht seine erste. Bei seiner fünften Teilnahme hat er in diesem Jahr sogar den Preis der Bundeskanzlerin gewonnen. Wie Jan-Malte auf die Ideen zu seinen künstlerischen Arbeiten kommt und wie er zu Europa steht, lesen Sie in einem Interview.

Sie haben schon mehrmals erfolgreich am europäischen Wettbewerb teilgenommen. Was hat Sie beim ersten Mal bewogen mitzumachen? Und warum danach immer wieder?

Jan-Malte Henk: In der zweiten Klasse brachten mich meine Eltern zur Musikschule, aber das machte mir keinen Spaß. Daher überredete ich meine Eltern, mir Kunstunterricht zu organisieren, sodass ich seit 2007 Schüler von Burghard Aust bin. Er erzählte mir vom europäischen Wettbewerb und so reichte ich in der vierten Klasse mein erstes Bild ein und gewann. Vom Erfolg motiviert, hab ich weiter gemacht und mittlerweile schon ein paar Mal Kunstwerke eingereicht. Dabei kommt es – wie auch in diesem Jahr – auf die politische Fragestellung an. Ich denke, schon an meinem Wettbewerbsbeitrag von 2012 sieht man meine Entwicklung zum politischen Künstler.

In diesem Jahr war das Motto des Wettbewerbs „Europa hilft – hilft Europa?“ Dabei ging es um eine kritische Auseinandersetzung mit der aktuellen Entwicklungspolitik der EU. Wie kommen Sie auf die Ideen zu Ihren Arbeiten?

Jan-Malte Henk: Durch die Berichterstattung über das Massengrab Mittelmeer und die Graphic Novel von Reinhard Kleist „Der Traum von Olympia“ steht im Mittelpunkt meines Bildes die „Festung Europa“, das Europa, das sich abschottet und Menschen zu Tausenden lieber ertrinken lässt, als etwas von seinem Reichtum zu teilen. Mit der Tatsache, dass etwa eine Million Menschen in Nordafrika auf Schleuser und eine Überfahrt nach Europa oder in den Tod warten, ist das Versagen jeglicher Entwicklungspolitik verbunden. Die 6,5 Mrd. Euro deutscher Entwicklungshilfe sind nur ein Tropfen auf einem heißen Stein. Man könnte also sagen, auch wenn ich noch mit vielen Techniken und Materialien zu unterschiedlichen Themen arbeite, ist für mich der politische Inhalt der Bilder am wichtigsten.

So funktioniert der Europäische Wettbewerb

Youtube-Video über den Europäischen Wettbewerb 2015 Youtube

Was bedeutet für Sie Europa?

Jan-Malte Henk: Weltweit ist Europa ein wichtiger Wirtschaftsraum und eine bedeutende politische Macht. Die Vorteile einer solchen Solidargemeinschaft sind eine einheitliche Währung, durchlässige Grenzen innerhalb Europas und allgemein die Freizügigkeit, schließlich bin ich in Schweden geboren, als mein Vater dort arbeitete. Negativ finde ich die Bürokratie und den Verordnungswahnsinn in den europäischen Institutionen. Besonders abstoßend finde ich die nationalen Einzelinteressen, die immer wieder verhandelt werden müssen. Beispiele sind der Finanzplatz London und Spezialitäten wie die PKW-Maut. Die Abschottung Europas, die ich in meinem Bild thematisiere, verurteile ich auf das Schärfste.

In diesem Jahr haben Sie den Preis der Bundeskanzlerin gewonnen – Ende Juni geht’s drei Tage nach Berlin. Worauf freuen Sie sich am meisten?

Jan-Malte Henk: Berlin ist immer eine Reise wert. Es ist eine sehr anregende Stadt. Kunst und Kultur findet man dort an jeder Ecke. Mich freut es am meisten, andere Künstler zu treffen und mit ihnen in einen Meinungsaustausch zu treten.

Könnten Sie sich vorstellen, auch beruflich etwas im künstlerischen Bereich zu machen?

Jan-Malte Henk: Auf jeden Fall, allerdings weiß ich noch nicht genau, welchen Weg ich einschlagen soll. An der Burg Giebichenstein in Halle Kunst zu studieren wäre schön, aber was mache ich anschließend? Vielleicht werde ich mich eher in Richtung Design orientieren.