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Plenarsitzung

eSport – Weichen für Förderung sind gestellt

eSport ist Ausdruck des sportlichen Wandels und bezeichnet das Spielen von Computer- und Videospielen im Rahmen von Wettbewerben. „Der Landtag erkennt die wachsende Bedeutung des eSports auch in Sachsen-Anhalt an und bittet die Landesregierung, die ehrenamtliche Arbeit in diesem Bereich zu unterstützen“ – heißt es im Antrag der Koalitionsfraktionen. Außerdem soll sich die Landesregierung auf Bundesebene dafür einsetzen, dass eSport-Vereine zukünftig als gemeinnützig anerkannt werden. Die Fraktion DIE LINKE brachte einen Änderungsantrag ein, durch den konkrete Forderungen an die Landesregierung gestellt werden sollten.

Die Landesregierung soll sich auf Bundesebene dafür einsetzen, dass eSport-Vereine zukünftig als gemeinnützig anerkannt werden. Foto: fotolia.com

Geschicklichkeit und Konzentration

Passend zur aktuellen Fußballweltmeisterschaft ist „FIFA 18“ eines der derzeit beliebtesten eSport-Spiele. Diese Sparte nehme weltweit eine immer größere Bedeutung und Begeisterung ein, erklärte Sebastian Striegel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN). Der eSport böte eine Entwicklungs- und Wachstumschance für die organisierten Vereinsstrukturen, eSport sollte in die Strukturen des DOSB eingeordnet werden und könnte als eingetragene Vereine beispielsweise von steuerlichen Vergünstigungen profitieren.

Der Fußballverband Sachsen-Anhalt habe das Potenzial des eSports bereits erkannt und ein Pilotprojekt gestartet: Der Landespokal werden im kommenden Jahr nicht nur klassisch auf dem Rasen, sondern auch mit dem Spiel „FIFA 19“ auf der Playstation ausgespielt, berichtete Striegel. eSport erfülle die Voraussetzungen, die auch an traditionelle Sportarten gestellt würden; es bestünden sogar Wettkampf-Ligen. Geschicklichkeit und Konzentration seien wichtig, auch die körperliche Ertüchtigung sei nicht zu unterschätzen, so der Grünen-Abgeordnete.

Möglicherweise müssten für den organisierten eSport ein spezieller Verhaltenskodex und verbindliche Standards aufgestellt werden, bestimmte Spielarten (gewaltverherrlichende Spiele) müssten eventuell ausgeschlossen werden.

Grenzen gegen Spielsucht setzen

Er sei beim Besuch bei eSport-Vereinen beeindruckt von der Virtuosität der Spieler gewesen, mit der sie an den Konsolen agierten, sagte Innenminister Holger Stahlknecht (CDU). Es handle sich wohl nicht nur um eine bloße Modeerscheinung – die Spielerzahlen weltweit seien enorm. Sachsen-Anhalt solle sich auf den Wandel einlassen, ihn mitgestalten und die Gemeinnützigkeit der eSport-Vereine anerkennen.

eSport schließe anderen Sport nicht aus, so Stahlknecht. Er sprach sich gegen Ego-Shooter-Spiele aus, da sie ethischen Grundsätzen widersprächen. Außerdem müssten Grenzen gegen die Spielsucht gesetzt werden. Stahlknecht wolle in Sachen eSport die Rahmenbedingungen für die kommenden Generationen setzen.

Eigenwilligste Art des Zeittotschlagens

„Natürlich kann man die eigenwilligste Art des Zeittotschlagens als förderungsfähigen Sport anerkennen, aber man muss es nicht“, erklärte Thomas Höse (AfD). Sport sei eine ganzkörperliche Aktivität, die kognitive Fähigkeiten und das Immunsystem stärke und Herz-Kreislauf-Erkrankungen verringere. Sport wirke gegen Adipositas und Rückenbeschwerden, er sei Krankheitsprävention; Computerzocken tue das nicht.

Schwindel, Unruhe, Bewegungsarmut, Haltungsfehler und soziale Isolation brachte Höse mit eSport in Verbindung. „PC-Spiele helfen den neun Prozent übergewichtigen Kindern in Deutschland auch nicht beim Abnehmen“, so Höse. Die AfD lehnte die Förderung der eSport-Strukturen ab. eSport solle Spiel bleiben, nicht Sport werden.

Fördern, aber nicht als Schulsport einführen

Die Diskussion um den eSport sei auch eine Generationenfrage, erkannte Dr. Falko Grube (SPD). Die nun gestellte Frage sei, ob der eSport als neue organisierte Sportart anerkannt werde und von der Gemeinnützigkeit (in den Sportstrukturen oder in der Jugendhilfe) profitieren dürfe.

Zumindest würden die vier Säulen der Motorik – Schnelligkeit, Ausdauer, Kraft und Koordination – auch im eSport angesprochen, so Grube. Nicht alle Sportarten würden auch alle vier Säulen erfüllen – wenn man beispielsweise an Bogenschießen oder Schach denke. Als Schulsport würde er ihn allerdings nicht einführen, so der SPD-Abgeordnete.

Begleitende Strukturen aufbauen

Es gebe unterschiedliche Ansichten darüber, was als Sport bezeichnet werden könne, räumte Thomas Lippmann (DIE LINKE) ein. eSport sei hier ein Grenzfall, weil er sich trotz Trainings und Spielerfolge von traditionellen Sportarten unterscheide. Sport zeichne sich durch seinen Unterhaltungsfaktor, den Wert für die Gestaltung der Freizeit, die körperliche Ertüchtigung und die sozialen Komponenten aus. Diese seien auch im eSport zu erkennen.

Es herrsche noch eine starke Verunsicherung bei den Jugendämtern hinsichtlich der Alterseinstufung öffentlicher eSport-Veranstaltungen, so Lippmann. Es gelte zudem, die ehrenamtliche Arbeit im eSport-Bereich zu würdigen und den Aufbau gemeinsamer Strukturen zwischen traditionellem und neuem Sport zu unterstützen.

Wettkampf in Zeiten der Digitalisierung

Der eSport sei ein aufregender und wachsender Sektor, in dem sich Millionen weltweit engagierten, habe bereits IOC-Präsident Thomas Bach erkannt, erinnerte Daniel Szarata (CDU). Es gehe um den Wettkampf gegeneinander in Zeiten der Digitalisierung. Sachsen-Anhalt habe die Chance, in Sachen eSport voranzugehen.

Noch sei eSport ein Nischenthema in der Berichterstattung beispielsweise im Fernsehen. Aber eSport habe nichts mit dem blassen dicken Kind vorm Bildschirm im Kinderzimmer gemein, erfolgreich könne hier nur sein, wer geistig und körperlich topfit sei. Szarata wies auf die großen Zuwachsraten hin – „größer als beim Fußball während einer Fußballweltmeisterschaft“.

Im Anschluss an die Debatte wurde der erste Punkt des Änderungsantrags der Fraktion DIE LINKE (Schutz von Kindern und Jugendlichen; Medienkompetenz) in den Ursprungsantrag der Koalition übernommen. Dieser wurde dann von der Mehrheit der Abgeordneten angenommen.