Jedes Jahr werden in Deutschland mehrere Tausend Tonnen des Mittels Glyphosat, ein Unkrautvernichtungsmittel, eingesetzt. Über dessen gesundheitsschädigende Wirkung (Krebsrisiko) wird seit einigen Jahren diskutiert. Im November 2017 hatte überraschenderweise auch der damalige deutsche Landwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) auf EU-Ebene in Brüssel für die Weiternutzung des Mittels gestimmt. Die EU-weite Glyphosat-Zulassung für weitere fünf Jahre wurde beschlossen.
Im Dezember 2017 hatte die Fraktion DIE LINKE dazu einen Antrag in den Landtag eingebracht, durch den die Landesregierung aufgefordert werden sollte, sich für ein Stopp der Nutzung von Glyphosat einzusetzen. Der Antrag war seinerzeit in den Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten überwiesen worden, in dem es nun (Mittwoch, 30. Mai 2018) zu einer öffentlichen Anhörung zum Thema des Antrags kam.
„Verantwortungsvoller Umgang“
Laut Bauernverband Sachsen-Anhalt e. V. sei die Landwirtschaft der zweitwichtigste Wirtschaftszweig im Land; es sei unnötig, ihn durch ein Glyphosatverbot weiter zu belasten, so Verbandspräsident Olaf Feuerborn. Glyphosat werde hauptsächlich dazu eingesetzt, um die Böden nach dem Stoppeln „sauberzumachen“ (von Unkraut zu befreien) und für die nächste Direktsaat vorzubereiten, Glyphosat sei dabei ein Handwerkszeug.
Dass man dabei in den Biohaushalt eingreife und die Biodiversität störe, sei bekannt, die Auswirkungen seien allerdings nicht schlimmer als der Einsatz von Pflug und Grubber. Die chemischen Mittel würden verantwortungsvoll eingesetzt, so Feuerborn. Der Wirkstoff sei seit über 50 Jahren erfolgreich im Einsatz, die gesundheitliche Belastung sei überschaubar. Der Verzicht vom Einsatz von Glyphosat würde zu einem finanziellen Mehraufwand von zehn Prozent führen, auch die CO2-Emission würde ansteigen, so Berechnungen des Bauernverbands.
Nicht die wünschenswerte „ultima ratio“
Man müsse den Einsatz von Herbiziden vom Standpunkt des Schutzes der Artenvielfalt und der Gesundheit des Menschen beurteilen, konstatierte Jörn Wogram vom Umweltbundesamt (Fachgebiet Pflanzenschutzmittel). Neun Zehntel des Glyphosats würden in der Landwirtschaft eingesetzt, der Einsatz sei aufgrund wirtschaftlicher Gründe nicht die wünschenswerte „ultima ratio“ des Pflanzenschutzes. Wogram sprach sich für die Umsetzung eines „integrierten Pflanzenschutzes“ aus, durch den eine Reduzierung des Herbizid-Einsatzes erreicht werden könne.
Zugleich müsse auch der Einsatz von Insektiziden reduziert werden. Förderbedarfe bezüglich des Ausgleichs von finanziellen Mehraufwendungen seitens der Landwirte sollten dabei ebenfalls thematisiert werden. Die Ausweitung der ökologischen Landwirtschaft, bei der weitesgehend keine synthetischen Pestizide zum Einsatz kommen, sollte vorangebracht werden, so Wogram.
„Glyphosat bringt viele Vorteile“
Es handle sich beim Thema Glyphosat nicht mehr um eine sachliche, sondern um eine politisch-emotionale Diskussion, kritisierte Dr. Thoralf Küchler Sprecher von Monsanto und der Arbeitsgemeinschaft Glyphosat (AGG). Man müsse zu Glyphosat auch als Schutzmittel für Ertragspflanzen zurückkommen. Man bewege sich beim Einsatz des Herbizids in einem eingehaltenen Rahmen der gesetzlichen Zulassung von Pflanzenschutzmitteln, so Küchler.
Glyphosat trage zur sogenannten konservierenden Bodenbearbeitung bei, da die wertvolle Ackerkrume auch auf dem Acker erhalten bleibe, statt dass sie durch maschinelle Unkrautvernichtung gelockert würde und erodieren könnte, zeigte sich Küchler überzeugt. Hinzu käme nich die Reduzierung der CO2-Emission, da weniger Traktoren etc. zum Einsatz kämen. Ohne Glyphosat würden die Landwirte deutliche finanzielle Verluste einfahren, prognostizierte Küchler.
„Es geht auch ohne Glyphosat“
„Die Landwirtschaft wird es weiter geben, auch wenn Glyphosat in fünf Jahren verboten werden sollte“, versicherte Dirk Werner, Geschäftsführer der Biohöfegemeinschaft Sachsen-Anhalt e. V. Pflüge, Grubber und eine weite, vielfältige Fruchtfolge trügen dazu bei, auf chemische Herbizide verzichten zu können, so Werner. Der Einsatz von Glyphosat würde meistenfalls nicht dazu führen, dass beispielsweise auf das Grubbern verzichtet würde, das nach Meinung der Glyphosatnutzer die Bodenerosion verstärken würde. Zur Erosionsverhinderung würden „Zwischenfrüchte“ angebaut.
Der Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten wird sich in seinen kommenden Sitzungen weiter mit dem vorliegenden Antrag und den Ergebnissen der öffentlichen Anhörung beschäftigen. Ziel ist die Erstellung einer Beschlussempfehlung, die allen Abgeordneten zur Abstimmung im Plenum vorgelegt werden soll.