Landtagspräsidentin Gabriele Brakebusch hat am Donnerstag, 13. April 2017, an der Gedenkveranstaltung zum 72. Jahrestag des Massakers in der Isenschnibber Feldscheune teilgenommen. Dabei wurde an die Ermordung von 1016 KZ-Häftlingen kurz vor Kriegsende bei Gardelegen erinnert. Im Rahmen der Gedenkveranstaltung legte Landtagspräsidentin Brakebusch einen Kranz vor dem Gedenkstein am Ehrenfriedhof nieder und hielt die Gedenkansprache, an die sich eine Schweigeminute anschloss. Etwa 200 Bürgerinnen und Bürger sowie Gäste aus dem In- und Ausland waren zum Gedenken nach Gardelegen gekommen.
„Wenn wir Gedenken ernst nehmen“, so die zentrale Botschaft der Präsidentin, „müssen wir jeder Zeit, jeder Generation zugestehen und zumuten, eigene Fragen zu stellen und ein jeweils eigenes Gedenken zu entwickeln – kein Vergessen, sondern Erinnern: stets neues Mitfühlen und Mitdenken, anstatt Schuldeingeständnisse und Sühne nachfolgender Generationen.“
1 016 KZ-Häftlinge in einer Nacht getötet
Die am 13. April 1945 getöteten KZ-Häftlinge stammten aus den Konzentrationslagern Hannover-Stöcken und Mittelbau-Dora im Harz, die wegen der heranrückenden amerikanischen Truppen seit Anfang April geräumt worden waren. Mit Bahntransporten kamen damals Tausende KZ-Häftlinge in die Altmark. Am Abend des 13. April 1945 wurden die Häftlinge dann in die Isenschnibber Feldscheune gebracht und das Gebäude in Brand gesteckt. Nur wenige entkamen diesem gezielt geplanten Massenmord, der bis tief in die Nacht hinein andauerte. Bei dem Feldscheunen-Massaker von Isenschnibbe handelt es sich um eines der größten NS-Todesmarschverbrechen.
Seit 2015 gehört die Gedenkstätte Isenschnibbe zur Stiftung Gedenkstätten Sachsen-Anhalt. Aus der bisherigen Freiluftanlage soll in den nächsten zwei Jahren ein moderner Gedenk- und Lernort mit eigenem Besucher- und Dokumentationszentrum sowie einer Dauerausstellung mit Bildungsangeboten für Schulklassen und Erwachsene werden.
Landtag beschließt 2,85 Millionen Euro Förderung
Noch bis vor Kurzem fehlten jedoch die finanziellen Mittel für den Bau einer Gedenkstätte. Die Landesregierung hatte im ersten Haushaltsentwurf für 2017/18 kein Geld eingeplant. Nach fraktionsübergreifenden Protesten von Landtagsabgeordneten ist es dann aber doch gelungen, etwa 2,85 Millionen Euro für dieses und nächstes Jahr einzuplanen.
Wenn die Gedenkstätte fertig ist, erwartet sie jährlich mehrere Tausend Gäste. Bürgermeisterin Mandy Zepig weiß um die Bedeutung der Gedenkstätte für die Stadt Gardelegen und ihre Bewohner. Gegenüber dem MDR sagte sie: „Die Bürger fühlen sich ihrer Gedenkstätte sehr verbunden.“ Es würde noch immer Bürger geben, die Grabstätten pflegen. Zum anderen sei der Name Gardelegen in historisch interessierten Kreisen mit diesem Massaker verbunden.
Ausstellung in Gardelegener Bibliothek
Anlässlich des 72. Jahrestages des Massakers zeigt die Stadt Gardelegen auch eine Ausstellung. Bis 30. Mai 2017 ist die Wanderausstellung „Die Rosen von Ravensbrück. Ein Beitrag zur Geschichte des Gedenkens“ in der Bibliothek Gardelegen zu sehen.