Die Koalitionsfraktionen von CDU, SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN haben einen Antrag zur Weiterentwicklung des Modellprojekts „Fachkraft in Kindertageseinrichtungen“ in den Landtag eingebracht, der mit der Mehrheit verabschiedet wurde. Damit wird die Landesregierung unter anderem gebeten, sich für eine tariforientierte Ausbildungsvergütung einzusetzen, Fortbildungsangebote für Praxisanleiterinnen zu entwickeln und sich langfristig auch bundesweit für eine Anerkennung der dreijährigen dual-orientierten Erstausbildung starkzumachen.
Verlässliche Rahmenbedingungen schaffen
„Wir haben die Pflicht, verlässliche Rahmenbedingungen für die Ausbildung und Beschäftigung von pädagogischen Fachkräften zu schaffen“, erklärte Cornelia Lüddemann (Grüne). So solle der personelle Bedarf in den Kitas sichergestellt werden. Die Verantwortung im Beruf und die gesellschaftliche Wertigkeit der frühkindlichen Bildung stiegen fortlaufend, damit seien die Ansprüche an Erzieher/innen und Einrichtung gewachsen: „Die Kita ist Bildungs-, Betreuungs- und Lebensort für Kinder“, konstatierte Lüddemann. Neben der dreijährigen dualen Ausbildung mit großem Praxisbezug soll es zu einer akademischen Ausbildung für den Bereich der Kita-Leitung kommen. Zudem soll der Berufszweig finanziell und auch für Männer attraktiver werden.
Weiterentwicklung ein wichtiger Baustein
„Wir brauchen jede Erzieherin und jeden Erzieher im Land“, sagte Wirtschaftsminister Prof. Dr. Armin Willingmann (SPD), die aus dem Beruf ausscheidenden Fachkräfte müssten ersetzt werden. Um die beabsichtigten Ziele zu erreichen, werde derzeit um weitere Interessenten für die Ausbildung geworben. Die Weiterentwicklung des Modellprojekts werde ein wichtiger Baustein für die Sicherung von Fachkräften im Kitabereich sein.
Mindestmaß an Sicherheit
Die AfD begrüße das Vorhaben, die Ausbildungsvergütung an tarifrechtliche Bestimmung anzulehnen, denn das mache den Beruf attraktiv und schaffe ein Mindestmaß an Sicherheit, teilte Jan Wenzel Schmidt (AfD) mit. Dennoch werde sich die AfD bei der Abstimmung enthalten, erklärte Schmidt.
Beruf noch attraktiver gestalten
Über 50 Prozent der Mitarbeiterinnen in Kitas seien über 50 Jahre alt, der Bedarf an Nachwuchskräften sei also deutlich, stellte Tobias Krull (CDU) fest. Er lobte das Ziel, im Rahmen der Novellierung des Kinderförderungsgesetzes den Abschluss „Fachkraft für Kindertageseinrichtungen“ mit dem Ziel einer entsprechenden tariflichen Eingruppierung als geeignete pädagogische Fachkraft anzuerkennen. Die Zahl der Auszubildenden im dualen System sei noch recht übersichtlich, vor allem auch bei den männlichen Bewerbern, die – wie bei Besuchen in Kitas zu erleben – bei den Kindern doch sehr beliebt seien.
Zukünftiger Hauptweg für die Ausbildung
DIE LINKE zeigte sich zunächst froh, dass die Koalition den Antrag eingebracht habe, bedauerte jedoch, dass er nicht schon zwei Jahre zuvor den Weg in den Landtag gefunden habe, erklärte Thomas Lippmann (DIE LINKE). Sachsen-Anhalt habe mit dem Modellprojekt Neuland betreten, es sei an der Zeit, die „Kinderkrankheiten“ des Projekts auszuräumen. Lippmann zeigte sich davon überzeugt, dass die duale Ausbildung künftig der Hauptweg für die Ausbildung von Erziehern und Muster für andere Länder sein werde.
Ausgebildete Erzieher im Land halten
Durch das Modellprojekt sollten dringend benötigte Fachkräfte schneller und praxisorientierter ausgebildet werden, rekapitulierte Dr. Verena Späthe (SPD). Es sei die richtige Antwort auf die Frage nach Betreuung von Kindern bis zum Schuleintritt. Nach den ersten Jahren des Modellprojekts müssten nun notwendige Nachjustierungen vorgenommen werden. Diese beträfen beispielsweise die Ausbildungsvergütung und die Verbesserung der Praxisanleitung. Die im Land ausgebildeten Fachkräfte sollten so in Sachsen-Anhalt gehalten werden.
Im Anschluss an die Debatte wurde der Antrag der Koalition angenommen; die AfD enthielt sich wie angekündigt.