„Es ist das größte Glück für mich und meine Familie, dass wir den 9. November 1989 erleben durften“, sagte Landtagspräsidentin Gabriele Brakebusch anlässlich der Fotoausstellung „Berlin – Transit – Marienborn“ im Landtag von Sachsen-Anhalt. Mit der Ausstellung sei praktisch ihr zu Hause in die Landeshauptstadt nach Magdeburg geholt worden, denn Brakebusch lebt seit Jahrzehnten in der Gemeinde Harbke – heute mitten in Deutschland, vor der Grenzöffnung in unmittelbarer Nähe zum „Eisernen Vorhang“.
Noch wie heute könne sie sich daran erinnern, wie sie mit anderen Bürgern versucht hatte, nach der Grenzöffnung endlich wieder von Harbke zu Fuß nach Helmstedt zu gehen. Beim ersten Versuch scheiterten sie noch, beim zweiten kamen dann von Ost und West so viele Menschen zusammen, dass den Grenzpolizisten nichts anderes übrig blieb, als die Zäune zu öffnen.
Marienborn war Nadelöhr und Trennwand
Dr. Susan Baumgartl, Leiterin der Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn, erklärte, der DDR-Grenzübergang Marienborn an der Autobahn Berlin-Hannover war während des Kalten Krieges Trennwand und Nadelöhr zwischen Ost und West. Er markierte eine Nahtstelle im „Eisernen Vorhang“, an der die Spaltung Deutschlands, Europas und der Welt in zwei gegensätzliche Lager manifestiert wurde. Seit dem 13. August 1996 befindet sich am historischen Ort die Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn, die Trägerschaft hat das Land Sachsen-Anhalt übernommen.
Anlässlich des 20. Jubiläums des heutigen Gedenk-, Lern- und Begegnungsortes ist im vergangenen Jahr die Ausstellung „Berlin – Transit – Marienborn“ entstanden. Die Fotoausstellung des Berliner Fotografen Nikolaus Becker (*1961) zeigt 20 aktuelle Perspektiven auf eine deutsch-deutsche Reisestrecke und die historisch bedeutsame Grenzpassage bei Marienborn und Helmstedt.
Geschichte hautnah dank Gedenkstätten
Dr. Kai Langer, Direktor der Stiftung Gedenkstätten Sachsen-Anhalt betonte, wie wichtig die Gedenkstätten in Sachsen-Anhalt gerade für nachfolgende Generationen seien. „An historischen Orten wird die Geschichte konkret“, so Langer. Denn gerade für Jugendliche sei es viel motivierender sich beispielsweise in der Gedenkstätte Marienborn selbst auf Spurensuche zu begeben und Geschichte hautnah zu erleben, als nur aus Büchern.
Aus 4000 Fotos wurden 20 ausgewählt
Fotograf Nikolaus Becker erzählte, dass er selbst vor seinem Fotoauftrag noch nie auf dem Gelände des ehemaligen Grenzübergangs gewesen ist. „Es war sehr spannend das riesige Gelände zu entdecken und sich dort rumzutreiben.“ Am Ende hatte Becker 4000 Fotos von der Gedenkstätte und der ehemaligen Transitstrecke in der Kamera. 20 Fotos davon bilden nun die Ausstellung „Berlin – Transit – Marienborn“.
Bis 22. Dezember 2017 ist die Fotoausstellung im Landtag zu sehen, täglich von Montag bis Freitag in der Zeit von 8 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist kostenfrei.