Wer sich in den nächsten Jahren entscheidet, Lehrer zu werden, der hat einen sicheren Job. Denn in Sachsen-Anhalt werden dringend Lehrerinnen und Lehrer gesucht. Schon heute fällt der Unterricht immer mal wieder aus, wenn ein Lehrer krank ist und es keinen Ersatz gibt. Was für Schüler wie das Paradies klingt, ärgert immer mehr Eltern. Sie befürchten, dass ihre Kinder in der Schule nicht genug lernen, um später im Berufsleben bestehen zu können. Anfang Februar hat sich der Landtag mit dem Thema beschäftigt. Bildungsminister Marco Tullner (CDU) erläuterte in seiner Regierungserklärung, wie er den Lehrermangel beenden will.
In fünf Jahren 500 neue Lehrer einstellen
Bis 2021 sollen 500 neue Lehrer mehr eingestellt werden, als es 2016 gab, betonte der Minister. Sein Ziel ist es, zukünftig einen „qualitativ und quantitativ guten Unterricht“ in jeder Schule zu ermöglichen. Um die Lehrer leichter einstellen zu können, gibt es jetzt ein Onlinebewerbungsverfahren. Außerdem will der Minister Seiten- und Quereinsteigern (Menschen, die keine Ausbildung als Lehrer haben) eine Chance geben. Allerdings müssen sie bestimmte Anforderungen erfüllen und sich weiterbilden.
Für keine gute Idee hielt der Minister den Vorschlag, die Arbeitsstunden der Lehrer zu erhöhen. Stattdessen schlug er vor, dass Referendare schneller selbständig in einer Klasse unterrichten als bisher. Zudem will der Bildungsminister, dass die Lehrer weniger „Papierkram“ und Bürokratie erledigen müssen. Dann könnten sie sich wieder mehr auf den eigentlichen Unterricht konzentrieren.
AfD will grundsätzliche Änderungen
Es reicht nicht aus, einfach mehr Lehrer einzustellen, sagte der Abgeordnete Dr. Hans-Thomas Tillschneider (AfD). Seiner Ansicht nach, muss das Bildungssystem grundsätzlich verändert werden. Die Schüler sollten wieder Werte wie Pflicht und Disziplin lernen, Lehrer wieder zu echten Respektspersonen werden. Er kritisierte „Infotainment“ und „Kuschelpädagogik“ in den Klassenzimmern scharf. Nur noch höchstens jeder Vierte eines Jahrgangs sollte Abitur machen, so Tillschneider. Denn zu viele Abiturienten würden das Niveau des Abiturs herabsetzen.
Es muss ausreichend Geld vorhanden sein
Wer in Deutschland aus einem „guten Hause“ kommt, der hat bessere Karrierechancen, als Kinder aus armen Verhältnissen. Das muss sich unbedingt ändern, betonte Prof. Dr. Angela Kolb-Janssen (SPD). Ihre Fraktion will darum allen Kindern von klein auf eine gute Bildung ermöglichen. Denn wenn ein Land schlaue und gut ausgebildete junge Menschen hat, geht es der Wirtschaft gut. Wenn es über das Thema Bildung gesprochen wird, geht es daher auch um die Zukunft des Landes.
Thomas Lippmann (DIE LINKE) kritisierte, was der AfD-Abgeordnete gesagt hat, aber auch die Pläne des Ministers. Denn schon jetzt könnten nur 80 Prozent des Unterrichts an den Schulen in Sachsen-Anhalt durchgeführt werden, weil es nicht genug Lehrer gibt. Das eingeplante Geld reicht einfach nicht aus, um das Problem zu lösen, sagte Lippmann weiter. Mit der momentanen Planung werde es vielleicht „nicht noch schlimmer, aber besser wird es auf keinen Fall“.
Unterstützung für Minister von CDU und Grünen
Angela Gorr (CDU) berichtete mit Eindrücken aus ihrem Wahlkreis, dass die Situation gar nicht so schlecht ist. Sie unterstützte den Bildungsminister in seinen Plänen. Nur wenn es gelingt, dass motivierte Lehrer spannenden Unterricht machen, wird es langfristig genug Menschen geben, die von Beruf Lehrer werden wollen, sagte Gorr.
Auch die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN finden die Ziele des Bildungsministers gut. Grünen-Abgeordneter Wolfgang Aldag wünschte sich jedoch mehr Eigenständigkeit der Schulen und eine bessere Kommunikation des Ministers mit allen Beteiligten.
Beschlüsse wurden am Ende der Debatte nicht gefasst.
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