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Plenarsitzung

Sprachlehrern eine Perspektive anbieten

Um Flüchtlingskindern möglichst schnell die deutsche Sprache beizubringen, hat das Land Sachsen-Anhalt in den vergangenen Monaten 230 Sprachförderlehrer eingestellt. Sie bringen rund 6 500 Kindern und Jugendlichen Deutsch bei, unterstützen die Schulen bei Bedarf aber auch in anderen Fächern. Laut der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft haben alle Sprachförderlehrer jedoch nur befristete Verträge, die Ende 2016 auslaufen. Neue Verträge seien aus Finanzierungsgründen nicht in Sicht.

Die Fraktion DIE LINKE hat einen Antrag eingebracht, mit dem die Landesregierung aufgefordert werden sollte, allen auf befristeten Stellen beschäftigten Sprachlehrkräften ab dem 1. Januar 2017 die Übernahme auf eine unbefristete Stelle anzubieten – natürlich nur bei entsprechender pädagogisch-fachlicher Eignung. Voraussetzung müsste zudem sein, dass die Sprachlehrer bereit seien, zukünftig auch in anderen Fächern zu unterrichten. Die Entscheidung zum Angebot unbefristeter Stellen solle unverzüglich getroffen werden. Der Ausschuss für Bildung und Kultur sei spätestens im Februar 2017 über das Ergebnis der Maßnahme zu unterrichten.

„Absurd“, qualifizierte Lehrer gehen zu lassen

„Wir blicken auf einen kompletten Fehlstart in diesem Schuljahr zurück“, betonte Thomas Lippmann (DIE LINKE). Die Unterrichtsversorgung erreiche derzeit nicht einmal 100 Prozent. Ein Beispiel für das Ausmaß der Probleme sei die Situation der Sprachlehrkräfte. Anfang der Woche hätten sie dem Petitionsausschuss 600 Unterschriften übergeben, um auf ihre Situation aufmerksam zu machen.

Mit den Sprachlehrkräften hätte die Landesregierung einen Schatz gewonnen, der jetzt einfach weggeworfen werden solle. Ihr Einsatz sei ein wichtiger Beitrag, um die Lücken in der Unterrichtsversorgung nicht noch größer werden zu lassen, erklärte Lippmann. Anstatt den Lehrermangel zu beseitigen, lade die Landesregierung ihn einfach bei den Schwächsten in den Schulen ab, den Migranten und Behinderten.

Lippmann mahnte die AfD-Fraktion, im Interesse der Schülerinnen und Schüler endlich ihre ideologische Flüchtlingsbrille abzunehmen, dann würden auch sie den Bedarf an diesen Lehrern erkennen. Es sei absurd, qualifizierte Lehrkräfte im Laufe des Jahres gehen zu lassen und dann neue zu suchen. Der Linken-Abgeordnete unterstrich wiederholt, dass es im Antrag seiner Fraktion nicht darum gehe, alle Lehrkräfte pauschal zu übernehmen und auch nicht nur für den Sprachunterricht. Es müsste schnell gehandelt werden, da die Sprachlehrer sonst Ende des Jahres weg seien.

Sprachlehrer könnten sich auf offene Stellen bewerben

Vielleicht sollten wir mal die Realitäten in den Blick nehmen und uns nicht an ideologischen Ideen festhalten, schlug Bildungsminister Marco Tullner (CDU) vor. Die befristete Einstellung der Sprachlehrer sei in der letzten Wahlperiode im Landtag beschlossen worden und es gebe ein entsprechendes Haushaltsrecht, über das man sich nicht einfach hinwegsetzen könne. Tullner sagte weiter, man könne sich jetzt nicht hinstellen und den Menschen Hoffnung machen, wenn es keine Hoffnung gebe. Zudem würden derzeit tatsächlich händeringend Lehrer eingestellt, auch die Sprachlehrer könnten sich darauf  bewerben.

Natürlich gehe es darum, ein Schuljahr abzusichern, da gebe er den Linken Recht. Ohne den Bedarf zu kennen, könne er jedoch keine Lehrer einstellen. Außerdem könne er nicht eine Gruppe von Kindern gegenüber anderen bevorzugen. Er sei Minister für Migrantenkinder, aber auch für die deutschen Kinder.

SPD: Chance nutzen und Lehrer halten

Viele der eingestellten Sprachlehrkräfte seien bereits dabei, notwendige Zusatzqualifikationen zu erwerben, erklärte die bildungspolitische Sprecherin der SPD Prof. Dr. Angela Kolb-Janssen. Genau so sei es von Anfang an geplant gewesen. Von dem Projekt Sprachlehrer profitierten alle Kinder in Sachsen-Anhalt, weil sie auch für die normale Unterrichtsversorgung eingesetzt würden. Angesichts der nach wie vor unbesetzten Lehrerstellen müsste die Chance genutzt werden, diesen Sprachlehrern eine Perspektive an Sachsen-Anhalts Schulen zu bieten, so Kolb-Janssen. Hierzu bedürfe es jetzt eines klaren Signals an die betroffenen Lehrer, sonst würden sie sich in andere Jobs oder Bundesländer verabschieden. 

AfD will mehr Lehrkräfte für alle Kinder

„Wir möchten, dass die Lehrkräfte für alle Kinder da sind und nicht nur spezielle Gruppen unterrichtet werden“, sagte Hagen Kohl (AfD). Mit dem Rückgang der Flüchtlingszahlen müssten auch die Sprachlehrerzahlen reduziert werden. Er plädierte dafür, dass sich jeder auf eine Ausschreibung im Schuldienst bewerben können müsste und nicht nur die Sprachförderlehrer. Darüber hinaus halte Kohl es langfristig für wesentlich effektiver, wenn Kinder mit Migrationshintergrund im direkten Kontakt mit den einheimischen Kindern die deutsche Sprache erlernen würden.

Grüne und CDU wollen erst Bedarf ermitteln

Wolfgang Aldag (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) sagte, er habe beobachtet, dass selbst wenn umgesteuert werde, die Hilfe vor Ort bei den Schulen immer erst sehr spät ankomme. „Die Sprache ist der Schlüssel für Integration“, daher erscheine es nicht sinnvoll, 180 Sprachlehrer im laufenden Schuljahr einfach zu entlassen. Von einer pauschalen Übernahme aller Sprachlehrer halte der Grünen-Abgeordnete jedoch auch nichts. Stattdessen sollte man zügig den tatsächlichen Bedarf ermitteln und die bereits laufenden Qualifizierungsmaßnahmen prüfen, um dann den Sprachlehrern eine Perspektive geben zu können.

Die Sofortmaßnahmen zur Einstellung von Sprachfördermaßnahmen seien eine gute Sache gewesen, dass diese allerdings befristet seien, liege in der Natur der Sache, konstatierte Angela Gorr (CDU). Sie schloss sich ihrem Vorredner an: Bevor unbefristet Lehrer eingestellt würden, sollte zunächst geprüft werden, wie hoch der Bedarf tatsächlich sei. Dass die Lehrer auch für andere Fächer eingesetzt würden, sei grundsätzlich eine gute Idee. Es müsse jedoch darauf geachtet werden, dass die Qualitätsstandards erhalten blieben. 

Der Antrag der Fraktion DIE LINKE wurde in den Ausschuss für Bildung und Kultur (federführend) und in den Ausschuss für Finanzen (mitberatend) überwiesen.