„Wer an Europa zweifelt, der sollte Soldatenfriedhöfe besuchen, die zeigen, wohin ein nichtgeeintes Europa führen kann.“ Mit diesen Worten eröffnete Dieter Steinecke, Vorstandsvorsitzender des Landesverbands des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge die zentrale Gedenkstunde des Landes Sachsen-Anhalt zum Volkstrauertag 2016 im Landtag. Beim Volkstrauertag wird jährlich der Toten von Krieg und Verfolgung gedacht, deren Leid und Sterben an die Kraft des Friedens mahnen sollen.
Flucht und Vertreibung aktueller denn je
Als zentrales Thema hatte der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge in diesem Jahr das Thema „Flucht“ gewählt. Dieses Thema sei heute aktueller denn je, betonte auch Prof. Dr. Jens Strackeljan, Rektor der Otto-von-Guericke Universität Magdeburg, der die Ansprache zum Volkstrauertag hielt. Derzeit seien rund 60 Millionen Menschen auf der Flucht, etwa die Hälfte davon seien Kinder und Jugendliche. Strackeljan lobte den jahrzehntelangen Einsatz des Volksbundes bei der Kriegsgräberpflege und in der internationalen Jugendarbeit. Gerade vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte müsste unsere Gesellschaft noch mehr Verständnis für die Flüchtlinge mitbringen, so Strackeljan.
Syrischer Flüchtling trifft mitten ins Herz
Außerdem lasen Jugendliche des Jugendarbeitskreises des Landesverbands des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge aus Erlebnisberichten und Tagebüchern von drei Zeitzeugen von Flucht und Vertreibung von 1945 bis heute vor. Besonders eindrücklich waren dabei die Worte des 16-jährigen syrischen Flüchtlings Amro Al Zonobi.
Er kam vor einem Jahr ohne Eltern und Verwandte nach Sachsen-Anhalt und lebt mittlerweile in einer deutschen Familie in Halle. Da er wisse, was Krieg bedeute, engagiere er sich hier für Frieden und Verständigung. Der 16-Jährige appellierte an die Anwesenden: „Bitte vergessen Sie nicht, die Kinder und Jugendlichen, die weltweit auf der Flucht vor Krieg und Gewalt sind. Sie werden die Erwachsenen von morgen sein, heute brauchen sie jedoch Erwachsene, die sie schützen.“
Landtagspräsidentin spricht Totengedenken
Bevor auf dem Magdeburger Westfriedhof an den Soldatengräbern Kränze niedergelegt wurden, sprach Landtagspräsidentin Gabriele Brakebusch das Totengedenken. Mit der Rezitation des Textes wird zum Gedenken an die Opfer von jedweder Gewalt und Krieg aller Völker aufgerufen. Es schließt mit den Worten: „Aber unser Leben steht im Zeichen der Hoffnung auf Versöhnung unter den Menschen und Völkern, und unsere Verantwortung gilt dem Frieden unter den Menschen zuhause und in der ganzen Welt.“
Der Magdeburger Knabenchor und der Junge Männerchor Magdeburg umrahmten die Veranstaltung musikalisch mit Stücken von Felix Mendelssohn Bartholdy und Max Reger. Organisiert wurde die zentrale Gedenkstunde vom Landesverband Sachsen-Anhalt des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge.