Bundesweit ist mit Gedenkveranstaltungen an den Jahrestag des DDR-Volksaufstandes am 17. Juni 1953 erinnert worden. Landtagspräsident Hardy Peter Güssau erinnerte bei einer Kranzniederlegung in der Gedenkstätte Moritzplatz in Magdeburg an den Mut Hunderttausender Menschen vor nunmehr 63 Jahren.
Damals gingen rund eine Million Menschen in mehr als 700 Städten und Gemeinden in der DDR auf die Straße. Die Streiks und Demonstrationen wurden von politischen Forderungen nach Freiheit, Demokratie, Menschenrechten und der Wiedervereinigung Deutschlands bestimmt.
Heute gilt der Volksaufstand als eines der wichtigsten Ereignisse in der Geschichte Deutschlands. In der alten Bundesrepublik wurde der 17. Juni von 1954 bis 1990 als Nationalfeiertag (Tag der Deutschen Einheit) begangen. „Er war das Symbol für die Zusammengehörigkeit der beiden deutschen Staaten“, erinnerte Landtagspräsident Güssau. Es gelte, die Erinnerung an die Gründe und die Ziele des Volksaufstands zu bewahren, „denn sie schärfen unser Bewusstsein für Freiheit und Demokratie“.
Carl-Gerhard Winter von der Vereinigung der Opfer des Stalinismus (VOS) lobte den Freiheitswillen der Menschen in Mitteldeutschland, die anhand zweier Revolutionen – der blutig niedergeschlagenen im Juni 1953 und der unblutigen im Herbst 1989 – gezeigt hätten, wie sehr sie für Freiheit und Demokratie einstünden. Diese Demokratie gelte es jeden Tag zu verteidigen, so Winter.
Magdeburg ein Zentrum des Aufstands
Rund 50 000 Menschen demonstrierten am 17. Juni 1953 allein in Magdeburg gegen Mangelwirtschaft und den „verschärften Aufbau des Sozialismus“. Als konkreter Auslöser gilt unter Historikern gemeinhin der Beschluss des ZK der SED vom Mai 1953, die Arbeitsnormen bei gleichbleibendem Lohn um mindestens zehn Prozent zu erhöhen. Daraufhin folgten in verschiedenen Städten kleinere Streiks, die zunehmend politischen Charakter entwickelten.
Als Zentrum des Schwermaschinenbaus entwickelte der Volkaufstand in Magdeburg eine besondere Intensität. Im Laufe des Tages besetzten Arbeiter aus den großen Werken zahlreiche staatliche Einrichtungen, zerstörten Bilder von SED-Repräsentanten, hinderten Züge im Hauptbahnhof an der Weiterfahrt und stürmten die Untersuchungshaftanstalt am Moritzplatz. Trauriger Höhepunkt der Demonstrationen war eine Schießerei rund um die Strafvollzugsanstalt Sudenburg, bei der sechs Menschen getötet und einige weitere verletzt wurden.
Wie im Rest der DDR verhängte die sowjetische Besatzungsmacht im Laufe des Tages den Ausnahmezustand und schlug den Aufstand nieder. „Zwei angebliche Rädelsführer des Magdeburger Aufstands wurden einen Tag später standrechtlich erschossen, ein weiterer einige Monate später hingerichtet“, erinnerte Magdeburgs Bürgermeister Klaus Zimmermann. Der Aufstand wirke bis heute nach und habe den Weg für die Friedliche Revolution im Herbst 1989 frei gemacht.
Der „17. Juni 1953“ zum Nachlesen
Ausführliche Hintergründe zum Volksaufstand mit vielen Bildern, Texten Video- und Tonaufnahmen finden Sie hier:
Dossier „17. Juni 1953“ der Bundeszentrale für politische Bildung