(2. September 2016) An Sachsen-Anhalts Schulen gibt es nicht nur zu wenige Lehrer, sondern auch zu wenige Pädagogische Mitarbeiter. Mit einem Antrag der Fraktion DIE LINKE soll die Landesregierung beauftragt werden, diesen Zustand bis spätestens 2020 zu ändern. Die Personalsituation müsste exakt analysiert und spezifische Qualifikationsanforderungen für die Pädagogen bestimmt werden. Zudem seien Fortbildungsangebote nötig. Pädagogische Mitarbeiter/innen unterstützen Lehrer vor allem in Förder- und Grundschulen.
60 Stellen unverzüglich besetzen
Die Schülerinnen und Schüler seien den Anforderungen im Schulalttag nicht gewachsen und könnten ihre Bildungsziele nicht erreichen, wenn ihnen die pädagogischen und therapeutischen Hilfen genommen würden, erklärte Thomas Lippmann (DIE LINKE). Der allgemeine Mangel an pädagogischen Mitarbeitern werde nicht etwa schrittweise beseitigt, sondern neu verteilt, der rigide Abbau dieser Mitarbeiter/innen werde fortgesetzt. Dabei waren im Koalitionsvertrag Verbesserungen versprochen worden, so Lippmann.
Der Linken-Abgeordnete forderte Bildungsminister Marco Tullner (CDU) auf, die neuen Bedarfsberechnungen zurückzunehmen und die begonnenen Maßnahmen außer Vollzug zu setzen. Laut Antrag der Linken soll die Landesregierung als erste Schritte unverzüglich 60 Neueinstellungen und zum 1. Januar 2017 weitere 100 Neueinstellungen von Pädagogischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern realisieren. Anderenfalls würden beispielsweise die verlässlichen Öffnungszeiten und die Inklusion in den Schulen infrage gestellt.
Problem in den Griff bekommen
Im früheren Personalentwicklungskonzept seien die Pädagogischen Mitarbeiter/innen vernachlässigt worden, konstatierte Bildungsminister Marco Tullner (CDU). Nun gelte es, die akute Situation in den Griff zu bekommen. Es werde in den kommenden Wochen und Monaten darum gehen müssen, ein Konzept aufzustellen, wo zukünftig – auch im Vergleich mit den anderen Bundesländern – Pädagogische Mitarbeiter/innen eingesetzt werden sollen.
Müssen konkrete Lösung finden
Pädagogische Mitarbeiter/innen leisteten einen wichtigen Dienst in den Schulen, sie seien an vielen Orten unverzichtbar, erklärte Prof. Dr. Angela Kolb-Janssen (SPD). Sie seien für die erfolgreiche Umsetzung von Bildungsprogrammen in den Schulen verantwortlich. 1 800 Vollzeitstellen für Pädagogische Mitarbeiter soll es in Sachsen-Anhalt laut Koalitionsvertrag geben. Dies sei ein konkreter Auftrag, der mit einem Konzept umgesetzt werden müsse. Die massive Lücke am Schuljahresbeginn sei entstanden, weil viele Bewerber/innen als Lehrer/innen an Grundschulen zu arbeiten angefangen hätten. Die im Grunde ausfinanzierten Stellen sollten nun schnellstmöglich ausgeschrieben und besetzt werden.
Zahl der Mitarbeiter kritisch hinterfragen
Die Forderung des Antrags sei richtig und wichtig, sagte Lydia Funke (AfD). Die Neueinstellungen seien ein absolutes Muss – sowohl im Sinne der Schüler als auch der Eltern. Der befürchtete Unterrichtsausfall eskaliere, so Funke. Es müsse kritisch hinterfragt werden, ob die 1 800 Pädagogischen Mitarbeiter vor den gewachsenen Ansprüchen von Integration und Inklusion noch ausreichten. Die Bildungspolitik im Land sei seit 15 oder 20 Jahren verfehlt worden. Familie und Bildung sollten längerfristig an erster Stelle stehen, so die AfD-Abgeordnete.
Ausfall schnell ausgleichen
Die Pädagogischen Mitarbeiter/innen leisteten vielfältige Aufgaben, sie seien aus dem Schulalltag längst nicht mehr wegzudenken, lobte Wolfgang Aldag (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN). Im Koalitionsvertrag wurde der notwendige Rahmen für deren Arbeit gesetzt, dieser müsse jetzt unverzüglich ausgefüllt werden. Knapp 60 Bewerber/innen seien zu Beginn des Schuljahres 2016/2017 als Lehrkräfte an Grundschulen eingestellt worden, diese fehlten nun als Pädagogische Mitarbeiter. Dieser Ausfall müsse schnellstmöglich ausgeglichen werden.
Gespräche bereits aufgenommen
57 Pädagogische Mitarbeiter/innen (mit entsprechender Zusatzausbildung) hätten am Schuljahresbeginn eine Stelle als Grundschullehrer/in angetreten, rekapitulierte Angela Gorr (CDU). Sie müssten eine Probezeit von sechs Monaten ableisten, bis feststehe, ob sie weiter als Lehrer an einer Grundschule arbeiten werden. Durch diesen Stellenwechsel fehlten nun Pädagogische Mitarbeiter. Gorr zeigte sich froh, dass zwischen den betroffenen Stellen bereits Gespräche zur Lösung der Problematik aufgenommen worden seien.
Der Antrag und der Änderungsantrag der Fraktion DIE LINKE wurden im Anschluss an die Debatte in den Bildungsausschuss (federführend) und in den Finanzausschuss (mitberatend) überwiesen.