Mit einem bunten Einbürgerungsfest haben Politik und Gesellschaft am Sonntag, 20. September, die nun offiziell neuen Sachsen-Anhalter/innen begrüßt. Im Gesellschaftshaus in Magdeburg erhielten zwölf Personen – stellvertretend für alle im vergangenen Jahr eingebürgerten 579 Menschen – ihre Einbürgerungsurkunde aus den Händen von Landtagspräsident Detlef Gürth und Innenminister Holger Stahlknecht.
Eine der glücklichen neuen deutschen Staatsbürgerinnen ist Than Duy Anh Bui. Die 20-Jährige ist froh, dass sie nach zwei Jahren Wartens und jeder Menge Bürokratie jetzt endlich eingebürgert wurde. „Weil ich bereits studiere, brauchte ich keinen Einbürgerungstest mehr zu machen, aber trotzdem waren jede Menge Papiere und Dokumente einzureichen“, erzählt Than Duy Anh.
Die junge Deutsche mit vietnamesischen Wurzeln ist wahrscheinlich das, was wir „ein Musterbeispiel an Integration“ nennen: 1995 in einem Asylbewerberheim in Halle geboren, hat sie ein „Einser-Abitur“ hingelegt und studiert im fünften Semester in Wernigerode Wirtschaftspsychologie. In akzentfreiem Deutsch sagt sie: „Ich fühle mich als Teil Deutschlands und als Teil des europäischen Abendlandes. Ich mag Kant und lese gern deutsche Literatur.“ Zudem empfindet sie es als großes Geschenk, bilingual erzogen worden zu sein und jede Menge interkulturelle Kompetenzen zu haben.
Dass sie mit dem Erhalt der deutschen Staatsbürgerschaft die vietnamesische ablegen musste, stört die 20-Jährige überhaupt nicht. Im Gegenteil, sie ist glücklich, dass sie es jetzt geschafft hat, darf sie doch nun ihrem politischen Interesse auch mit dem Wahlrecht Ausdruck verleihen. „Bei der nächsten Landtagswahl in Sachsen-Anhalt werde ich zum ersten Mal meine Stimme abgeben.“
Auch wenn Than Duy Anh mittlerweile mitten im Leben, mitten in Sachsen-Anhalt angekommen ist, erinnert sie die aktuelle Flüchtlingskrise stark daran, dass es auch in ihrem Leben einmal anders war. „Das Asylbewerberheim in Halle, in dem ich mit meinen Eltern fünf Jahre lang lebte, war sehr weit weg von den Deutschen und ich hatte den Eindruck, dass die Politik nicht auf Integration ausgelegt war.“ Als Kind und Jugendliche habe sie auch Ressentiments wegen ihre Herkunft erlebt, dennoch ist sie unheimlich dankbar, in Deutschland zu leben, mit all seinen Bildungs- und Entwicklungschancen.
Mit Blick auf die vermutlich 800 000 Flüchtlinge, die bundesweit in diesem Jahr noch erwartet werden, sagt Than Duy Anh: „Es gibt Themenbereiche in der Politik, die man nicht quantifizieren sollte. Es dürfte nicht heißen, diese Flüchtlinge kosten uns zu viel.“ Vor dem Hintergrund der eigenen Biographie seien ihrer Ansicht nach vier Säulen bei der Integration besonders wichtig: Sprache, Bildung, Arbeit und gesellschaftliches Engagement. „Gerade weil ich der deutschen Gesellschaft so viel verdanke, möchte ich ihr in den nächsten Jahren gern etwas zurückgeben.“