- Quereinstieg für Diplom- und Masterstudenten ermöglichen
- Hohes Ausbildungsniveau muss erhalten bleiben
- Uneinigkeit über Anzahl der zu unterrichtenden Fächer
Vom Brenner bis zum Winzer – in Deutschland gibt es 14 „grüne Berufe“. Die Ausbildung ist inhaltlich und technisch sehr anspruchsvoll und gelingt nur mit hochqualifizierten Berufsschullehrern. Diese sind in Sachsen-Anhalt rar gesät, ein Antrag von CDU und SPD will Abhilfe schaffen. Darin bitten die Koalitionsfraktionen die Landesregierung, sich für die bestehende überbetriebliche Ausbildung für Landwirtschaft und Forstwirtschaft starkzumachen und sicherzustellen, dass für Absolventen der Agrar-, Gartenbau oder Ernährungswissenschaften der Einstieg in das Lehramt an berufsbildenden Schulen als Regelzugang geschaffen wird.
Hohes Ausbildungsniveau muss gehalten werden
Im bundesdeutschen Vergleich sei das Ausbildungsniveau in Sachsen-Anhalt sehr hoch, dies müsse auch für die Zukunft sichergestellt werden, sagte Corinna Reinecke (SPD). Die Anforderungen an die land- und forstwirtschaftliche Ausbildung seien in den zurückliegenden Jahren enorm gestiegen, als Beispiel nannte sie das Stallmanagement. Um Fachkräfte vorzubereiten, benötige man sehr viel Spezialwissen, das normale Berufsschullehrer nicht mitbringen könnten. Daher spreche sich ihre Fraktion dafür aus, Diplom- und Masterstudenten den Einstieg an Berufsschulen zu erleichtern. Zudem müsse die Bezahlung der Quereinsteiger verbessert werden.
Auszubildende müssen von technischen Experten lernen
Dr. Hermann Onko Aeikens, Minister für Landwirtschaft und Umwelt, erklärte, „grüne Berufe“ hätten Zukunft, seien erfüllend und wichtig für unsere Gesellschaft. Allerdings werde von im Agrarbereich Beschäftigten auch viel erwartet. Um dem gerecht zu werden, sei eine fundierte Aus- und Fortbildung in Theorie und Praxis erforderlich. Die schulische Bildung müsse mit der rasanten technischen Entwicklung in der Landwirtschaft mithalten können, so der Minister.
Es gebe bereits heute Situationen, in denen Schüler einen höheren technischen Wissensstand hätten als ihre Lehrer. Deswegen erhielt der Antrag der Koalitionsfraktionen seine ausdrückliche Unterstützung. Studenten, die ein für den land- und forstwirtschaftlichen Bereich fachspezifisches Studium abgeschlossen haben, könnten das notwendige pädagogische Rüstzeug dann während des Referendariats berufsbegleitend erlangen.
Zweites Fach für Berufsschullehrer nötig?
Das Anliegen der Koalitionsfraktionen wurde von Dorothea Frederking (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) begrüßt. Sie erinnerte daran, dass schon heute auf Quereinsteiger zurückgegriffen werde. Dies sei jedoch derzeit noch wenig attraktiv, da ein Berufschullehrer im Quereinstieg weniger Geld erhalte und keine Aufstiegsmöglichkeiten habe. Dies zu ändern, sei durchaus erstrebenswert. Unklar lasse der Antrag jedoch, wie die Zusatzangebote an den Hochschulen bereitgestellt werden sollen und ob alle Berufsschullehreranwärter ein zweites Fach bräuchten. Ihre Fraktion wolle in jedem Fall vermeiden, dass es für „grüne Berufe“ eine Ausnahmeregelung gebe.
Gute Ausbildung, um wettbewerbsfähig zu bleiben
„Wer nicht ständig versucht, besser zu werden, ist bald schon nicht mehr gut“ – mit diesem Zitat begann Brigitte Take (CDU) ihren Redebeitrag. Sie stellte die Frage, ob unsere Berufsschullehrer tatsächlich gut ausgebildet und fachspezifisch auf der Höhe der Zeit seien. Take zeigte sich überzeugt, die aktuellen hohen Anforderungen seien mit einem normalen Lehramtsstudium nicht mehr zu leisten. Hochqualifizierte Fachlehrer seien zudem nötig, um die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. In den nächsten Jahren müssten altersbedingt viele Neueinstellungen vorgenommen werden, dies sei eine große Chance, um gutausgebildete Fachleute von der Hochschule zu gewinnen und im eigenen Land zu halten.
Erkenntnisse des Antrags kommen zu spät
Harry Czeke (DIE LINKE) erklärte, er habe „Probleme mit dem Aktionismus des Antrags“. Die vorgebrachten Erkenntnisse und Gründe seien schon lange abzusehen gewesen, sodass er sich wundere, warum die Koalitionsfraktionen erst jetzt handelten. Kritik übte er auch an der Überlegung, dass für land- und forstwirtschaftliche Berufsschullehrer ein Fach genügen könnte. „Das wäre ein schlimmes Signal, nach dem Motto, bei Landwirten reicht auch ein Fach.“
Der Antrag der Fraktionen von CDU und SPD wurde angenommen.