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Plenarsitzung

Der Duft von frisch bedrucktem Papier

Rund 130 Beschäftigte arbeiten in der Landtagsverwaltung. Zwölf von ihnen stellen wir Ihnen in einer Reihe vor und blicken monatlich einer Kollegin oder einem Kollegen über die Schulter. 

In einigen Kellerräumen des Landtags von Sachsen-Anhalt surrt und brummt und knistert es so beständig, dass man genau das findet, was man hinter den Türen vermutet: eine hauseigene Druckerei. Doch wer nun denkt, es handele sich um eine Zweigstelle eines großen Verlags, der irrt, denn hier werden nur hausinterne Produkte erzeugt: Von der Visiten- oder Einladungskarte über gesetzte Briefbögen bis zu Broschüren in kleiner Auflage. Herzstück der Produktion ist aber der Druck der Landtagsdokumente – Papiere aus den Ausschüssen, Drucksachen, Gesetzestexte und der täglich erscheinende Pressespiegel.

Michael Neundorf ist Drucker in der hauseigenen Druckerei des Landtags. Foto: Stefan Müller

Einer der beiden Drucker des Hauses ist der 29-jährige Michael Neundorf. Der gelernte Offsetdrucker (also noch „alte Schule“) arbeitet seit 2010 im Landtag und hat auch sogleich die Antwort parat, warum der Landtag überhaupt eine eigene Druckerei braucht: „Viele Erzeugnisse werden in geringer Stückzahl produziert, da wäre es zu zeit- und kostenaufwendig, sie außerhalb herstellen zu lassen. Zudem sind wir eine On-Demand-Druckerei und reagieren schnell auf die Wünsche und Nöte aus dem Haus“, erklärt Michael Neundorf. „Ein nicht zu verachtendes Detail ist auch, dass eine Vielzahl der Drucksachen nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind und deswegen lieber gleich im Hause gedruckt werden.“

Von Geldscheinen zu Drucksachen

Der Start in der Landtagsdruckerei war für Michael Neundorf in mehrerer Hinsicht eine Herausforderung: Seinen Beruf hat er – nach einem Schulpraktikum in einem kleinen Druckereibetrieb – in der Wertpapierdruckerei Leipzig erlernt, wo bis heute Geldscheine und Briefmarken produziert werden. Wie in seiner späteren Anstellung wurde hier im sogenannten Offsetverfahren gedruckt, also große Auflagen, die von riesigen Maschinen erzeugt wurden (wie in einer Zeitungsdruckerei). Im Landtag wird per Digitaldruck gearbeitet, die rotierenden Druckmaschinen gibt es hier nicht. „Statt an einer Maschine eine Schraube festzudrehen, geht man hier per Computer auf Fehlersuche oder füttert die Druckmaschine an der Tastatur mit den nötigen Informationen“, sagt der Fachmann. Da er sowieso computerbegeistert ist, wächst das Know-how in Sachen rechnergesteuerter Digitaldruck einfach mit: „Die Geräte haben keine Endloslebensdauer, die technische Entwicklung geht rasant weiter und damit die Möglichkeiten bei der Be- und Verarbeitung von Material.“

Kreativität ist gefragt

Diese Möglichkeiten verlangen auch dem jungen Drucker einiges ab. Zeitmanagement mit seinem Kollegen ist gefragt, wenn bisweilen die vier Druckmaschinen parallel laufen und gefalzt, geheftet, gelocht und getackert werden muss und gleichzeitig am Computer letzte Layoutaufgaben gelöst werden müssen. Layout ist übrigens ein gutes Stichwort: Mit viel Kreativität wendet sich Michael Neundorf dem Bereich Mediengestaltung zu und beweist, dass selbst Produkte aus einer Landtagsdruckerei sich in Bezug auf Design und Einfallsreichtum nicht verstecken müssen – und wenn es „nur“ schicke Einladungskarten zu einer Ausstellungseröffnung im Landtag sind. Was allein zählt, ist die Bastelei mit der Bildbearbeitung und dieses Gefühl, wenn die Maschinen in Gang gesetzt werden und am Ende des mitunter langen Bearbeitungsweges der fertige Druck mit seinem unverkennbaren Duft in der Ablage auftaucht – in lebendigen Farben, auf griffigem Papier.