„Ich hoffe, dass ist nicht der Hintereingang“, dachte sich Elisabeth Wackernagel, als sie am Freitag, 19. September, mit einer Gruppe ehemaliger Landtagsabgeordneter aus Thüringen vor der Eingangstür des Landtags auf dem Domplatz stand. Das Gebäude an sich kannte sie schon, aber drin war sie noch nie und so einen „bescheidenen Eingang“ hätte sie nicht erwartet. Die 65-Jährige erzählt, dass sie in Thüringen den Eingangsbereich ebenfalls neu gestaltet haben, allerdings mit Glas und etwas offener, sodass die Leute sehen: „Wir sind da.“
Die Vereinigung ehemaliger Mitglieder des Landtags von Thüringen ist in kleiner Bus-Stärke von 26 Frauen und Männern angereist. Die Herren – ganz wie es sich gehört während einer Landtagssitzung – mit Krawatte und Anzug, und auch die Damen durchaus schick. In den Gesichtern zeigt sich Vorfreude auf einen spannenden Tag, gemischt mit ein bisschen Nostalgie, schließlich war das Leben im Landtag selbst einmal ihr Alltag. Sie freuen sich auf Begegnungen mit Abgeordneten, auf die Sitzung im Plenarsaal und natürlich das Treffen mit Landtagspräsident Detlef Gürth. Bis es soweit ist, machen sie sich aber zunächst auf zu einem Rundgang durch die Flure des Landtags.
Landtagsgebäude kommt gut an
Gegründet hat sich die Vereinigung der Ehemaligen im Jahr 2000 auf Initiative eines früheren Landtagspräsidenten. Mittlerweile zählt sie 70 Mitglieder und „nach der Landtagswahl in Thüringen gibt es sicher noch einmal einen ordentlichen Schub“, vermutet ihr Vorsitzender Hartmut Sieckmann. Eigentlich ist er offiziell der „Präsident“ der Vereinigung, bevorzugt aber selbst die bescheidenere Variante des „Vorsitzenden“. Sieckmann war von 1990 bis 1994 Minister für Umwelt und Landesplanung in einer CDU/FDP-Regierung in Thüringen.
Das Landtagsgebäude in Magdeburg kennt der FDP-Politiker noch aus DDR-Zeiten, als das Gebäude eine Wasserwirtschaftsschule beherbergte. Sieckmann absolvierte hier ein Aufbaustudium im Bereich Wasser- und Abwasserwirtschaft. „Das kam mir dann sehr zugute in meiner Zeit als Wirtschaftsminister“, erinnert er sich. Was aus dem Gebäude geworden ist, lässt den ehemaligen Minister sichtlich staunen: „Mein erster Eindruck ist sehr positiv und ich kann das Land Sachsen-Anhalt und den Landtag nur beglückwünschen zu so einem beeindruckenden Gebäude.“
Verantwortung für die Demokratie bleibt
Die Vereinigung ehemaliger Mitglieder des Landtags Thüringens fährt nicht nur zu Ausflügen in andere Landtage Deutschlands, sie organisiert auch Fahrten zu Projekten, die sie während ihrer Zeit als Abgeordnete selbst angeschoben haben. „Wir wollen gern sehen, was daraus geworden ist“, erzählt Hartmut Sieckmann. „Wir haben auch nach unserer aktiven Zeit eine Verantwortung für die Demokratie.“ Dazu gehört für ihn beispielsweise auch, Jugendlichen zu erklären, wie wichtig die Demokratie ist.
Ähnlich sieht es seine ehemalige Kollegin Elisabeth Wackernagel. Sie nutzt die Vereinigung aber auch zur Kontaktpflege zu anderen Politikern. Schon während ihrer Zeit als CDU-Abgeordnete im Thüringer Landtag war der regelmäßige Austausch mit Politikerkollegen für sie selbstverständlich, auch heute noch hält sie dies für „nützlich und gewinnbringend“.