Nach einem ökumenischen Gottesdienst im Magdeburger Dom fand im Landtag die zentrale Gedenkstunde des Landes Sachsen-Anhalt zum Volkstrauertag 2014 statt. Gedacht wurde der Toten von Krieg und Verfolgung, deren Leid und Sterben an die Kraft des Friedens mahnen sollen. Die Ansprache zum Volkstrauertag hielt Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff, das Totengedenken sprach Landtagspräsident Detlef Gürth. Der Vokalkreis des Telemann-Konservatoriums Magdeburg umrahmte die Veranstaltung musikalisch mit Stücken aus Felix Mendelssohn Bartholdys Oratorium „Elias“.
„Krieg ist immer eine Niederlage der Menschheit“, sagte Dieter Steinecke, Vorsitzender des Landesverbands Sachsen-Anhalt des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Nach der Urkatastrophe Erster Weltkrieg wurde der Volksbund 1919 gegründet. Ziel war es, sich um die Gräber der Kriegstoten im Ausland zu kümmern, über die Ländergrenzen hinweg, für die Sicherung des Friedens und ein Miteinander der Völker, die in ihrem Schmerz und Verlust eins waren. „Es ist an uns, aus den Schreckensbildern der Vergangenheit die richtigen Schlüsse zu ziehen“, erklärte Landtagspräsident a. D. Dieter Steinecke. Der Volkstrauertag sei ein „Bekenntnis zum großen Wert des Lebens“. Jugendliche des Jugendarbeitskreises vom Landesverband ordneten den Ersten Weltkrieg und die Gründung des Volksbunds anschließend mit zeitgenössischen Zitaten in den historischen Kontext ein.
„Europa ist die große Chance unseres Kontinents“
Ministerpräsident Reiner Haseloff stellte seine Rede unter ein Zitat des neuen Präsidenten der Europäischen Kommission, Jean Claude Juncker: „Wer an Europa zweifelt, wer an Europa verzweifelt, der sollte Soldatenfriedhöfe besuchen!“ Erschütternd viele gebe es, sagte Haseloff, „die meisten der dort Ruhenden sind keine 30 Jahre alt geworden.“ Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge kümmert sich um derzeit 832 Grabfelder in 45 Ländern. Mehr als 2,5 Millionen Soldaten liegen dort begraben.
Der Volkstrauertag sei bei Weitem kein Thema allein für die Politik, sondern für die gesamte Gesellschaft, Ziel sei es, sich gegen das Vergessen zu stellen, betonte der Ministerpräsident. Heute könne man sich kaum mehr vorstellen, dass 1914 der Krieg als unerlässliches Mittel für die Lösung des Konflikts in Europa angesehen wurde, man habe blindlings die über allen Nationen stehende Gemeinschaft negiert. Die schweren Konflikte, die sich durch die Friedensverträge nach dem Ersten Weltkrieg ergeben hätten, hätten 20 Jahre später zum Ausbruch des zweiten großen Weltenbrands beigetragen.
Aus dem Volksbund sei ein Werk der Verständigung geworden, lobte Ministerpräsident Haseloff. Er habe dazu beigetragen, den Verlauf der Geschichte auch aus der Perspektive der europäischen Nachbarn zu betrachten und mahne die Lebenden, den Frieden als keine Selbstverständlichkeit hinzunehmen.
Wende und Wiedervereinigung seien ein großes Glück für unsere Nation gewesen, betonte Haseloff, sie seien Ergebnis des Willens gewesen, der Diktatur ein Ende zu setzen. Die Wiedervereinigung hätte jedoch nur durch die Hilfe der europäischen Partner erlangt werden können. So kompliziert die Europäische Union heute manchmal anmute, man dürfe nicht verdrießen, erklärte Haseloff: „Europa ist die große Chance für die Völker unseres Kontinents, wir müssen die Herausforderungen beherzt angehen. Frieden und Freiheit können wir nur gemeinsam bewahren.“
Im Anschluss an die Ansprache des Ministerpräsidenten und bevor an den Soldatengräbern auf dem Magdeburger Westfriedhof Kränze niedergelegt wurden, sprach Landtagspräsident Detlef Gürth das Totengedenken. Mit der Rezitation des Textes wird zum Gedenken an die Opfer von jedweder Gewalt und Krieg aller Völker aufgerufen. Es schließt mit den Worten: „Aber unser Leben steht im Zeichen der Hoffnung auf Versöhnung unter den Menschen und Völkern, und unsere Verantwortung gilt dem Frieden unter den Menschen zuhause und in der ganzen Welt.“