Dr. Hans-Thomas Tillschneider (AfD):
Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Man muss nicht durch jede Pfütze gewatet sein, um zu wissen, dass es geregnet hat - eine alte Historikerweisheit. Das passt aber hervorragend auf die Bildungspolitik, wie sie ein Lippmann betreibt.
Kollege Lippmann ist nämlich genau so einer, der meint, er müsste durch jede Pfütze waten, um dann lang und breit davon zu berichten, wie tief sie war und wie dreckig das Wasser. Doch was ist damit gewonnen?
So frage ich mich: Was ist damit gewonnen, wenn Sie wieder einmal mit einer Ihrer kreuzüberflüssigen Anfragen bspw. zutage gebracht haben, dass im Land Sachsen-Anhalt an den Grundschulen im Schuljahr 2019/2020 exakt 68 469 Unterrichtsstunden ausgefallen sind - nicht 60 000; nicht 70 000; 68 469? - Nichts ist damit erreicht.
Wir wissen nämlich auch ohne Lippmann, dass viel zu viel Unterricht ausfällt. Wir wissen auch ohne Lippmann, dass Lehrer fehlen. Wir wissen auch ohne Lippmann, dass unser Bildungssystem in einer tiefen Krise steckt.
(Zustimmung bei der AfD - Zuruf von Olaf Meister, GRÜNE)
Sie haben keine Lösungen. Sie verstehen sich nur auf das Lamentieren, auf endlose Monologe und auf eine nerventötende Erbsenzählerei. Dazu passt auch wieder diese Aktuelle Debatte.
Als ich mir die Begründung durchgelesen habe, dachte ich mir: Wie substanzlos kann eine Debattenbegründung nur sein? Sie klagen lang und breit über den Unterrichtsausfall. Dann ziehen Sie Ihr Fazit und sagen - ich zitiere :
„Wenn man die Schulkrise stoppen will, dann nur mit aller Kraft und dem Ausschöpfen aller möglichen Maßnahmen.“
Die Schulkrise stoppen - allein schon diese dümmliche Formulierung sagt doch alles - so als wäre diese tiefe Krise etwas, das sich einfach stoppen ließe, indem man einen Schalter umlegt. Sie sagen nicht einmal ansatzweise, was denn qualitativ geändert werden müsste. Sie deuten nicht an, welchen Ansatz Sie verfolgen wollen, um das Problem zu lösen. Sie sagen einfach nur: Wir müssen uns mehr anstrengen. - Nein! Wenn man auf dem falschen Weg ist, dann sollte man sich nicht wie ein sturer Gaul in seinem Trott noch mehr anstrengen, sondern innehalten und nachdenken.
Der Fehler des Bildungsministeriums ist jedenfalls nicht, dass es sich zu wenig anstrengen würde. Nein, der Fehler ist, dass man im Ministerium nicht das Richtige tut. Dazu aber können Sie nichts sagen. Das können Sie gar nicht verstehen, weil Sie ja auch auf dem falschen Weg sind.
Sie, die Sie sich hier als Retter in der Not aufspielen, sind in Wahrheit diejenigen, die diese Krise sehenden Auges herbeigeführt haben. Ich sage: Sie, die LINKEN, sind in der Bildungspolitik das Hauptproblem.
(Zustimmung bei der AfD - Monika Hohmann, DIE LINKE, lacht - Zuruf von Andreas Henke, DIE LINKE)
Natürlich waren Sie die letzten Legislaturperioden nicht in der Regierungsverantwortung; das wissen wir. Aber der Ungeist, den Sie repräsentieren, durchzieht die gesamte Bildungspolitik dieser Republik und zieht unser Bildungswesen in den Abgrund.
Die GRÜNEN sind nicht besser, vielleicht sogar noch etwas schlechter, und die CDU besteht aus einem Haufen von Mitläufern, die dem Vernichtungswerk der LINKEN mangels konservativer Ideenbasis kaum noch etwas entgegensetzen können und wollen.
(Unruhe - Olaf Meister, GRÜNE, und Andreas Henke, DIE LINKE, lachen - Zuruf von Olaf Meister, GRÜNE)
So treiben die LINKEN in der Bildungspolitik die Regierung vor sich her und die Regierung lässt sich bereitwillig treiben. So schaut es in unserem Land aus.
(Zustimmung bei der AfD)
Genau deshalb werden der Schule seit Jahrzehnten bildungsfremde Aufgaben aufgebürdet. Die Schule soll Flüchtlinge integrieren, das Einkommensgefälle ausgleichen und Ungleichheiten aller Art beseitigen, sie soll zerrüttete Familienverhältnisse heilen, neuerdings soll sie sogar Sozialarbeit leisten, als wäre sie ein zweites Jugendamt. Kein echter oder vermeintlicher gesellschaftlicher Missstand, bei dem es nicht hieße, die Schule müsse ihm entgegenwirken.
Derart mit bildungsfremden Aufgaben überlastet, kann die Schule ihre eigentliche Aufgabe, nämlich den Schülern Kenntnisse und Kulturtechniken zu vermitteln, kaum noch leisten. Das wiederum erzeugt einen Frust, den alle Beteiligten zu spüren bekommen, der aber vor allem auf den Lehrern abgeladen wird.
Dazu gesellt sich noch ein beispielloser linker Gesinnungsterror. Familie und Tradition werden als veraltet dargestellt; eine perverse Genderideologie dagegen wird als attraktiv und zeitgemäß präsentiert. Ein völlig entfesselter Kampf nicht nur gegen Rechtsextremismus, sondern generell gegen Rechts zwingt Schüler und Lehrer, linke Grundeinstellungen anzunehmen. Wer sich weigert, wird ausgegrenzt.
Das wiederum widerspricht der Idee der Schule an sich, die - wie der Gymnasiallehrer Tomas Kubelik sagt - ein geschützter pädagogischer Raum sein muss, ein Ort, an dem unsere Kinder vor den Wirren der Politik geschützt sind und auf diese Weise in einem ganz besonderen Rahmen wachsen und sich ihrer geistigen Entwicklung widmen können. Diesem Schutzraum Schule haben Sie mit Ihrer Bildungsvernichtungspolitik und mit Ihrem linken Gesinnungsterror den Garaus gemacht.
(Beifall von der AfD - Zuruf von der AfD: So ist es!)
Eine wirre Klimaideologie breitet sich ungehindert aus und hat nach dem Durchlauferhitzer der Fridays-For-Future-Demonstrationen jetzt den Fanatismus der Letzten Generation hervorgebracht, die sich richtigerweise so nennt; sie ist die letzte Generation - aber nicht, weil das Klima sich erwärmt, sondern weil diese Generation durch die Schule so dermaßen verblödet wird, dass sie, wenn sie dereinst übernehmen wird, unseren Kulturstandard nicht mehr wird aufrechterhalten können.
(Zustimmung bei der AfD - Jan Scharfenort, AfD: Jawohl!)
Diese permanente politische Indoktrination geht einher mit einer völlig degenerierten Pädagogik, die, anstatt den Kindern wirklich etwas beizubringen, nur noch Wert auf das persönliche Meinen und Glauben legt.
Noch bevor die Kinder etwas gelernt haben, sollen sie immer gleich die persönliche Meinung sagen, immer bewerten und über ihre Stimmungen und Gefühle reden. Selbstverständlich kommt es dabei darauf an, die richtige Meinung zu haben. Die richtige Meinung kompensiert fehlendes Wissen. Das ist eine der Hauptlektionen, die unseren Kindern beigebracht wird.
Um Ihr Vernichtungswerk zu vollenden, arbeiten Sie von der LINKEN dann auch noch systematisch auf die Einheitsschule hin, wo einerseits totale Gleichheit herrscht, andererseits aber gerade dadurch jeder besonders individuell gefördert werden soll. Dieses paradoxe Heilsversprechen einer Entfaltung der Persönlichkeit durch totale Gleichmacherei hatten wir schon einmal in der Geschichte. Das nannte sich Kommunismus.
(Zustimmung bei der AfD)
Damit nicht genug, lässt man der Institution Schule keine Ruhe und hält das System in einer permanenten Reformbereitschaft, in der alle paar Jahre eine neue Sau durchs Dorf gejagt wird. Wenn Sie jetzt meinen, ich hätte das Thema verfehlt und es ginge doch um den Brandbrief aus Magdeburg und den Lehrermangel, so sage ich: Nein, ich habe das Thema getroffen; denn ich habe mir erlaubt, mich nicht auf Ihre technokratischen Scheingefechte einzulassen, sondern über die wahren Ursachen des Lehrermangels zu sprechen.
(Zustimmung bei der AfD)
Weil der Ungeist, den Sie ausströmen, die Schule zugrunde gerichtet hat, herrscht Lehrermangel. Zunächst finden sich aufgrund des stetig sinkenden Qualifikationsniveaus der Schulabsolventen immer weniger junge Menschen, die in der Lage sind, ein Lehramtsstudium zu bewältigen. Der Lehrermangel ist natürlich auch Ausdruck des allgemeinen Fachkräftemangels. In dem Punkt hat die Ministerin ausnahmsweise einmal recht. Er ist das direkte Ergebnis des Niveauverfalls an unseren Schulen. Erstens.
Dann ist es zweitens so, dass auch diejenigen, die Lehrer werden und Lehrer werden wollen, schon selbst durch eine defizitäre Schulbildung hindurchgegangen sind, also selbst Opfer der Bildungskrise sind - ein Teufelskreis.
Drittens entscheiden sich von den klugen und fleißigen Köpfen, die wir haben, immer weniger für den Lehrerberuf, weil sie angesichts dessen, was Sie aus der Schule gemacht haben, der Schuldienst einfach nur noch abschreckt.
(Beifall bei der AfD)
Ich wundere mich, ehrlich gesagt, darüber, dass sich überhaupt noch Abiturienten finden, die sich für ein Lehramtsstudium immatrikulieren. Sie können hundertmal in Magdeburg eine Lehrerausbildung aufbauen, den Ein-Fach-Lehrer zulassen, Seiteneinsteiger fördern, die Ausschreibungsmodalitäten „bewerberfreundlicher“ gestalten und weiß der Teufel, was Ihnen noch einfällt. Es wird alles nur eine untaugliche Symptomkuriererei bleiben, solange wir die Schule nicht aus der Umklammerung durch den linken Ungeist befreien.
Wenn wir die Schulkrise beenden wollen, dann müssen wir uns aus diesem Morast befreien. Ein neuer Geist muss an unseren Schulen Einzug halten. Wir müssen die Schule von allen bildungsfremden Aufgaben befreien. Wir müssen die Lehrer von der Bürokratie befreien, aber nicht oberflächlich und symptomatisch durch Schulassistenten, sondern gründlich durch eine Vereinfachung der Verwaltung, sodass wir keine Schulassistenten brauchen. Wir müssen die ständigen Reformen beenden und dafür sorgen, dass wieder Ruhe einkehrt. Wir müssen die Institution Schule entschleunigen und uns zur Tradition bekennen. Wir brauchen einen pädagogischen Bildersturm und müssen die falschen Bildungsgötzen der Gender-Ideologie, der Klimaideologie und des Kampfs gegen rechts austreiben. Wir müssen zurück zu einem dreigliedrigen, differenzierten Schulsystem, in dem wieder die Leistung im Mittelpunkt steht. Wir brauchen nicht mehr und nicht weniger als einen geistigen Befreiungsschlag, wie ihn, wenn überhaupt, nur die AfD zu führen vermag.
(Beifall bei der AfD - Zuruf von der AfD: Jawohl!)