Dr. Katja Pähle (SPD):
Vielen Dank, Herr Präsident. - Meine sehr geehrten Damen und Herren! Vor einigen Jahren war es kaum denkbar, dass an unseren Schulen Lehrkräfte unterrichten, die kein grundständiges Lehramtsstudium mit Erster Staatsprüfung und anschließendem Referendariat mit Zweiter Staatsprüfung durchlaufen haben. Was früher eher die Ausnahme war, ist heute der Normalfall. Seien wir ehrlich: Ohne Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteiger würde Schule noch weniger funktionieren.
Angesichts der fehlenden Lehrkräfte sind wir dringend auf neue Kolleginnen und Kollegen in den Klassenzimmern angewiesen. Das hat in den letzten Jahren auch das Bildungsministerium erkannt und die Einstellungskriterien immer weiter flexibilisiert. Inzwischen ist ein Hochschulstudium mit einem ableitbaren Fach und mindestens Bachelorabschluss die Voraussetzung, um zu unterrichten.
Viele Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteiger konnten es sich während ihres eigentlichen Studiums oder während ihres ersten Berufslebens nicht vorstellen, an einer Schule zu arbeiten. Sie bringen ganz andere berufliche Erfahrungen in die Klassenzimmer und auch Lehrerzimmer mit, die bereichern kann, aber auch eine Herausforderung ist. Damit der Seiteneinstieg gut gelingt und die neuen Kolleginnen und Kollegen an der Herausforderung Schule nicht scheitern, braucht es eine aufeinander abgestimmte fachliche Betreuung sowie qualifizierte Weiterbildung und Begleitung.
Den meisten Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteigern fehlen pädagogische und didaktische Kenntnisse, die sie nachträglich erwerben können müssen.
Auch müssen Sie sich in der ersten Zeit mit dem System Schule vertraut machen. Sie erhalten deshalb einen vierwöchigen Vorbereitungskurs als Einstieg. Aber genau hierbei scheint es mitunter Probleme zu geben. Denn uns erreichen immer wieder Berichte, dass Seiteneinsteigerinnen und -einsteiger aus purer Not der Schulleitung ohne Vorbereitung oder Begleitung voll zur Unterrichtsabdeckung eingesetzt werden, die keine Betreuung erfahren und die aufgrund der Doppelbelastung aus Weiterqualifizierung und Unterricht aufgeben und in ihren früheren Beruf zurückkehren.
Deshalb sehen Sie in unserem Alternativantrag der Koalitionsfraktionen viele Maßnahmen, die wir jetzt zusätzlich ergreifen können, wollen und auch müssen, damit diejenigen, die einen neuen beruflichen Start im Lehrerberuf wagen wollen, das auch erfolgreich tun können.
Der Ehre halber möchte ich sagen, die Nachfrage von Herrn Tullner eben war absolut berechtigt. Ich habe mich falsch ausgedrückt. Es sind in Mecklenburg-Vorpommern zwei Universitäten und zwei weitere Hochschulen, mit anderen Worten vier Ausbildungsstätten, an denen man den Lehrerberuf erlernen und studieren kann, und trotzdem gibt es nicht genügend Lehrkräfte im System. - So viel zur Ehrlichkeit. - Vielen Dank.
(Beifall bei der SPD)