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Plenarsitzung

Transkript

Eva Feußner (Ministerin für Bildung):

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Nach dem letztens der Versuch, durch die Verschärfung aller relevanten Verordnung in das Schulsystem einzugreifen, sachgerecht erfolglos blieb, wird nur der Versuch unternommen, dies mit denselben Begründungen allein durch eine Verschärfung der Bewertungsschlüssel für die Leistungsbewertung in allen Schulformen zu bewirken.

Über Ansätze der Leistungsbewertung kann man gewiss diskutieren, insbesondere auch über die Rolle und die Vielfalt. Sie sind aber nie das Haupt-, sondern sie sind eigentlich nur das Begleitprogramm der schulischen Arbeit.

Schon die Ausgangsbewertung des AfD-Antrages, es gelte einen Bildungsverfall zu stoppen, teile ich nicht.

(Zustimmung bei der CDU und von Dr. Katja Pähle, SPD)

Das bedeutet allerdings nicht, dass es nicht immer Optimierungsmöglichkeiten gibt. Die Landesregierung nimmt die Aufgabe, allen Schülerinnen und Schülern eine gute Bildung anzubieten, allerdings weit vielschichtiger wahr, als dieser Antrag diese Aufgabe überhaupt auslegt. Aber schon hinsichtlich der Leistungsbewertung selbst ist der Antrag nicht sachgerecht, da er das Wechselverhältnis von vorausgegangenem Unterricht zum Anspruch der Aufgabenstellung und dann zum Bewertungsschlüssel nicht beachtet.

Selbst mit schärfstem Bewertungsschlüssel bleiben bewertete banale Aufgaben zum Schluss banal. Wichtig ist es also, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen dem Anspruch der Aufgaben und den jeweiligen Bewertungen zu finden. Darüber, Herr Tillschneider, verliert der Antrag kein Wort.

Da nur bei Klassenarbeiten und Klausuren entsprechende Grundnormative gesetzt sind, gilt der Bewertungsschlüssel im Übrigen auch nur für diese. In allen anderen Leistungserhebungen obliegt er den Lehrkräften. Das bliebe dann wohl auch nach Ihrem Antrag so, wenn er beschlossen werden sollte, wovon ich natürlich nicht ausgehe.

Sehr geehrte Abgeordnete! Die Leistungsbewertung ist ein sehr sensibler Bereich. Die geltenden Normative der Leistungsbewertungen und auch der Bewertungsschlüssel sind daher nicht am grünen Tisch erstellt worden, sondern sie sind Ergebnis einer ausführlichen Erarbeitung und Beratung mit Schulpraktikern. Sie sind im Übrigen nicht neu, sondern sie sind schon seit beinahe zehn Jahren etabliert. Damals war der Ausgangspunkt die gebotene Anpassung der Regelung für die Sekundarstufe II an die geltende Vereinbarung der KMK.

Damit bin ich auch gleich bei dem diesen Bereich betreffenden Aspekt des Antrags. Eine Änderung des Bewertungsschlüssels für die Sekundarstufe II wäre eine Abweichung von der bundesweiten Vereinbarung. Im Land Sachsen-Anhalt bilden wir diese nämlich derzeit eins zu eins ab.

Es ist weder ersichtlich, warum wir unsere Schülerschaft schlechter stellen sollten als die Schülerschaft in anderen Ländern, noch ist zu erwarten, dass sich die anderen Länder eine derartige Änderung wünschen. Wie gesagt, Ansprüche sichert man zunächst über die Aufgabenstellungen und nicht allein über einen Bewertungsschlüssel. Man hat sich bewusst auf die Bewertungsstandards in den Kernfächern verständigt. Wie Sie vielleicht wissen, erarbeiten wir jetzt die Standards darüber hinaus. Damit sind wir bezüglich einer Vereinheitlichung auf einem guten Weg. - Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU - Zustimmung bei der SPD und bei den GRÜNEN)


Vizepräsident Wulf Gallert:

Frau Feußner, es gibt eine Frage von Herrn Tillschneider. Diese sollten Sie - ob gern oder nicht, das ist egal - beantworten. - Herr Tillschneider, bitte.


Dr. Hans-Thomas Tillschneider (AfD):

Gut, Sie halten von unserem Ansinnen nicht viel, dabei wollen wir doch einfach nur auf den Stand vor dem Jahr 2012 zurück. Ich würde gern einmal von Ihnen wissen: Weshalb wurden im Jahr 2012 die Bewertungsschlüssel abgesenkt?

(Dr. Katja Pähle, SPD: KMK!)

Weshalb hat man das getan? Worauf hat man reagiert? Was hat man damit bezweckt? Das würde ich gern einmal wissen.


Vizepräsident Wulf Gallert:

Sie haben das Wort, Frau Feußner.


Eva Feußner (Ministerin für Bildung):

Sehr geehrter Herr Tillschneider, darüber müsste ich sehr lange erzählen, aber ich versuche mich kurz zu halten. Man hat auf Grundlage von Standards - die Standards sind die Bildungsansprüche, die Aufgabenstellungen, die gestiegen sind - gemeinsam mit Schulpraktikern und Vertretern aus der Wissenschaft einen Bewertungsschlüssel erarbeitet, um das in Einklang zu bringen. Das bedeutet - ich habe es eben vorgetragen  , dass die Aufgabenstellung entscheidend ist - also, welche Aufgabe ich den Schülern stelle. Daran mache ich den Bewertungsmaßstab fest.

(Zuruf von Dr. Hans-Thomas Tillschneider, AfD)

Ich kann natürlich auch sagen: Ich gebe euch eine schöne leichte Aufgabe. Dann kriegen erst einmal 99 % die Note 1. Das ist doch aber nicht unser Anspruch. Unser Anspruch ist ein ganz anderer. Ein weiterer Punkt, der hierbei eine ganz wesentliche Rolle spielt, ist, dass wir mittlerweile nach Kompetenzen und nicht nur nach linearen Abfragen bewerten.

(Zustimmung bei der SPD und bei den GRÜNEN)


Vizepräsident Wulf Gallert:

Na ja, Sie haben noch 30 Sekunden, Herr Tillschneider.


Dr. Hans-Thomas Tillschneider (AfD):

Ich habe eine kurze Nachfrage. Das, was Sie jetzt erklärt haben, war ungefähr so: Wir machen die Aufgaben anspruchsvoller und senken dafür den Bewertungsschlüssel herab.

(Matthias Büttner, Staßfurt, AfD: Wozu?)

Das ist gewissermaßen ein Nullsummenspiel. Das heißt, wir machen es schwerer, mehr Punkte zu erreichen und erleichtern den Bewertungsschlüssel. Was soll das? Das ist doch Quatsch.

(Matthias Büttner, Staßfurt, AfD: Was hat sich denn da jetzt verändert?)


Vizepräsident Wulf Gallert:

30 Sekunden sind vorbei. - Jetzt können Sie noch einmal antworten.


Eva Feußner (Ministerin für Bildung):

Ich antworte ganz kurz: Man hat die Spanne größer gemacht, weil man kompetenzorientierte Aufgabenstellungen hat. Die haben sich verändert. Genau das ist der springende Punkt. Dann haben wir uns gemeinsam in den Ländern auf diesen Maßstab verständigt. Einige mussten ihre Bewertungsmaßstäbe anheben und einige mussten ihre Bewertungsmaßstäbe senken - dazu zählen wir. Aber das hat nichts mit der Leistung an sich zu tun. - Vielen Dank.

(Zustimmung bei der SPD und bei den GRÜNEN)