Johannes Hauser (FDP):

Vielen Dank, Frau Präsidentin. - Meine sehr geehrten Damen und Herren! Liebe Freunde! Das Thema eignet sich nicht zum Übertreiben oder zum Untertreiben. Wir brauchen eine realistische Bestandsaufnahme.

(Zustimmung)

Das ewige Palaver über das Thema geht mir auf den Senkel.

(Zustimmung)

Die Rückkehr des Wolfes nach Sachsen-Anhalt ist das deutlichste Zeichen dafür, dass wir heutzutage eine komplett andere Herangehensweise an die Wild- und Naturschutzstrategie haben als etwa zu Zeiten der DDR. Die wenigen Wölfe, die auf dem Gebiet angetroffen wurden, wurden damals ohne viel Federlesen abgeschossen.

(Lachen - Zuruf: Und das möchte die AfD! - weitere Zurufe)

- Ja, das ist so. - Wir freuen uns deshalb darüber, dass der Wolf nach dem Ende der Ausrottungsstrategie nun recht schnell auch hierzulande wieder heimisch wurde, vor allem durch Zuwanderungen aus dem Baltikum und aus Polen und natürlich durch die Vermehrung auf den heimischen Truppenübungsplätzen.

Unsere Gesellschaft muss freilich ganz neu lernen, mit dem Wolf umzugehen. Wir sollten das Problem aber nicht kleinreden. Das wurde leider in der jüngeren Vergangenheit leider zu oft gemacht; das Thema wurde bagatellisiert. Der Wolf in Sachsen-Anhalt und in den angrenzenden Ländern hat einen bestimmten Erhaltungszustand erreicht. Wir müssen uns endlich einmal fragen, wie sich dieser Erhaltungszustand darstellt. Ich möchte die Zahl wissen.

(Beifall)

Ich möchte greifbare Fakten und kein Blabla; das bringt mir nichts.

(Zustimmung)

Wo liegt die Bestandsobergrenze? Es wird immer eine Fluktuation geben, z. B. durch Räude, durch Krankheiten usw. Das hat man nie in der Hand; denn es sind wild lebende Tiere. Wild lebende Tiere   wer es noch nicht weiß   sind herrenlos. Das muss man einmal feststellen.

(Zuruf)

Problematische Tiere müssen bereits jetzt erlegt werden können. Es gab einen Vorfall zwischen Weihnachten und Neujahr im Salzlandkreis, bei dem zwei Jungwölfe, die zwischen Calbe an der Saale und Staßfurt herumstreiften, zwei Rehe zunächst gejagt und dann um Mitternacht in einer Siedlung totgebissen haben. Leute, das sind keine Zustände.

Wenn eine Mutti mit ihrem Kind in der Früh in den Kindergarten fährt und auf dem Weg ein totgebissenes Reh liegt, dann fragt das Kind, was da passiert sei. Soll die Mutter sagen, der Wolf war in der Nacht da und hat es totgebissen? - Die Kinder trauen sich ja dann nicht mehr aus dem Haus.

(Beifall - Zurufe)

Leute, wir brauchen praktische Regelungen. Angst ist bekanntlich ein schlechter Ratgeber. Mit Angst schafft man keine Fakten. Die Regulierung des Bestandes durch die Bejagung wird hingegen, wenn ich nach Berlin schaue, nicht so bald möglich sein. Ich senke vor allen Dingen vor der eigenen FDP den Kopf.

(Lachen)

Wir müssen uns   das ist ein Muss und kein Soll   mit der Bejagung bzw. mit der Entnahme von Problemwölfen beschäftigen.

(Zuruf: Jawohl! - Zustimmung)


Vizepräsidentin Anne-Marie Keding:

Herr Hauser, kommen Sie bitte zum Schluss.


Johannes Hauser (FDP):

Frau Präsidentin, ich darf Ihnen sagen, bevor ich hergekommen bin, sind schon 17 Sekunden gelaufen.

(Zurufe: Nein!)

Sie waren nicht ehrlich zu mir.

(Lachen - Zurufe: Oh!)


Vizepräsidentin Anne-Marie Keding:

Herr Hauser, Sie sind doch fast fertig. Jetzt machen Sie Ihren letzten Satz, und dann ist es gut.


Johannes Hauser (FDP):

Ja, ich mache schon meinen letzten Satz, aber die Wahrheit muss auch auf den Tisch.


Vizepräsidentin Anne-Marie Keding:

Frau Anger macht das hier sehr zuverlässig.


Johannes Hauser (FDP):

Ich beantrage die Überweisung des Antrags in den Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. - Vielen Dank.

(Beifall)


Vizepräsidentin Anne-Marie Keding:

Frau Kleemann, Sie möchten eine Zwischenintervention machen?


Juliane Kleemann (SPD):

Eine ganz kurze. - Herr Hauser, ich gebe Ihnen recht, dass Angst ein ganz schlechter Ratgeber ist. Deshalb ist mein Plädoyer, dass wir uns mehr über das Tier kundig machen, das besser kommunizieren, und ich glaube, dann bekommen wir das hin. Dann sind wir auch nicht mehr in so einer aufgeheizten emotionalen Runde unterwegs und dann klappt das mit dem Zusammenleben zwischen Wolf und uns und den Herden.


Vizepräsidentin Anne-Marie Keding:

Herr Hauser, jetzt Ihre Chance.

(Heiterkeit - Zurufe)

Entschuldigung, aber jetzt können Sie auf diese Zwischenintervention noch einmal antworten, wenn Sie möchten.


Johannes Hauser (FDP):

Ganz kurz, aber das muss sein. - Frau Kleemann, wie lange wollen wir uns noch mit dem Wolf beschäftigen?

(Beifall)

Wie lange wollen wir denn noch reden? Wir brauchen Ergebnisse. Ich lebe doch nicht 150 Jahre. Ich bin schon froh, wenn ich 70 oder 80 Jahre zusammenbekomme.

(Beifall)