Ulrich Siegmund (AfD):
Vielen Dank, Herr Präsident. - Liebe Kollegen! Die Ärztesituation, vor allem im ländlichen Raum, dürfte jedem bekannt sein. Jeder, der hierzulande einen Hausarzt besucht, kann erst einmal zwei bis drei Stunden Wartezeit einplanen.
(Unruhe)
- Auch, wenn das anscheinend niemanden von der CDU-Fraktion interessiert; sie finden das natürlich alles witzig.
Wenn Sie sich bei uns einen Facharzt suchen wollen, können Sie mit Wartezeiten von vielen, vielen Monaten rechnen. Auch bei den Zahnärzten und bei den Kieferorthopäden wird die Situation immer dramatischer.
Das ist eine Entwicklung, die absehbar war. Mehr als die Hälfte aller Ärzte in diesem Land wird in den nächsten zehn Jahren in Rente gehen. Ich weiß nicht, ob jedem in diesem Raum die Tragweite bewusst ist. Das ist eine Größenordnung, die uns alle richtig hart einholen wird. Hierzulande werden die Lichter ausgehen, was die medizinische Versorgung angeht. Das ist eine dramatische Situation. Das kann man auch nicht mehr schönreden. Das Traurigste an der ganzen Situation ist, dass das rechnerisch seit vielen Jahren absehbar war. Das gehört zur Wahrheit dazu.
Es gibt in Gänze viele, viele Probleme, die dazu geführt haben. Es gibt einmal das Problem, dass man die Berechnung, wie viele Ärzte man später braucht, komplett falsch angesetzt hat, einfach aus dem Grund, weil sich die Produktivität der Ärzte geändert hat. Ärzte haben heute eine andere Vorstellung von ihrem Arbeitsalltag. Viele wollen in Teilzeit arbeiten. Viele wollen in ein Angestelltenverhältnis gehen. Viele haben nicht mehr den Mut, sich niederzulassen.
Ein niedergelassener Arzt von damals ist teilweise doppelt so produktiv wie heutzutage zwei ausgebildete Ärzte, die sich in einem Teilzeit- oder in einem Angestelltenverhältnis befinden. Das ist eine Situation, die einem Ärzte gerade auf dem Land, die sich schon vor Jahrzehnten niedergelassen haben, immer wieder bestätigen. Das ist eine riesengroße Problematik.
Hinzu kommt die demografische Situation in diesem Land. Wir haben viel zu wenige Kinder, die nachkommen, die die Versorgung sicherstellen können.
Auch die Anzahl der Arztkontakte ist bei Menschen altersabhängig. Ein jüngerer Mensch, bspw. ein 25-jähriger Mann, geht vielleicht fünf- bis sechsmal im Jahr zu einem Arzt. Ein 70-jähriger, 80-jähriger Mann geht zehnmal so oft zu einem Arzt. Diese Größenordnung muss irgendwo medizinisch aufgefangen werden.
(Zuruf: Siebzigmal zum Arzt!)
- Ja, die Anzahl der Arztkontakte liegt bei einem 80-jährigen Mann bei ungefähr 70 Arztkontakten. - Das können Sie sich ansehen. Das geht über verschiedene Fachbereiche hinweg. Das wird mir die Frau Ministerin vielleicht sogar bestätigen können. Das hatten wir im Ausschuss schon öfter. Ja, das sind Zahlen, die sind der Hammer. Das muss man alles bei der Bedarfsplanung einkalkulieren.
(Zurufe)
Deswegen komme ich jetzt auch zu der Lösung. Normalerweise hätte man schon vor vielen Jahren dieser Entwicklung entgegensteuern müssen. Man hätte verhindern müssen, dass Ärzte, die wir schon haben, aus unserem Land abwandern. Wir hätten viel mehr Studienplätze schaffen müssen, um viel mehr Ärzte auszubilden. Genau darin liegt das Problem. Das kostet nun einmal Geld. Das war es dieser Landesregierung nicht wert. Das war es auch anderen Landesregierungen nicht wert. Das ist das Problem dahinter.
Zum Schluss noch etwas, das ich überhaupt nicht nachvollziehen kann. Wir haben eine Erhöhung der Anzahl an Medizinstudienplätzen, also die Lösung dieses ganzen Problems, schon zweimal in diesem Landtag beantragt, vorher schon. Beide Male wurde das abgelehnt und blockiert durch die Fraktion, die sich heute hier hinstellt und sagt: Wir thematisieren das durch DIE LINKE.
(Zustimmung)
Sie haben es aktiv mit blockiert, dass wir hier schon vor vielen Jahren eine Verbesserung hätten herbeiführen können, Herr Lange. Wenn ich Sie dazu etwas fragen möchte, sind Sie nicht in der Lage, sich einer inhaltlichen Debatte zu stellen. Sie setzen sich hin. Das beweist doch, dass es Ihnen gar nicht um eine Lösung geht, dass es Ihnen gar nicht um die Versorgung geht, dass es Ihnen nicht um die Menschen geht. Ihnen geht es um reinen Populismus. Das haben Sie heute wieder bewiesen.
(Beifall)
Das ist sehr, sehr schade. Wir reichen hier jeder Fraktion die Hand; denn die medizinische Versorgung ist ein Thema
Vizepräsident Wulf Gallert:
Herr Siegmund.
Ulrich Siegmund (AfD):
Ich habe noch
Vizepräsident Wulf Gallert:
Sie sind seit 20 Sekunden über der Zeit. Wir können uns aber gern darüber unterhalten.
Ulrich Siegmund (AfD):
- Ja. - Das ist ein Thema, welches über Fraktionsgrenzen hinaus bedacht werden muss,
Vizepräsident Wulf Gallert:
Und Schluss!
Ulrich Siegmund (AfD):
weil Gesundheit alle angeht. - Vielen Dank, meine sehr verehrten Damen und Herren.
(Beifall)