Dr. Katja Pähle (SPD):
Vielen Dank, Herr Präsident. - Hohes Haus! Musische Bildung gehört zu einer vollwertigen Schulbildung dazu. Dauerhafter Lehrkräftemangel in Kunst und Musik ist nichts, mit dem man sich abfinden kann. Deshalb ist es richtig und notwendig, darüber zu diskutieren, was wir auch im Studium verändern müssen, um das Problem dieser Schulbücher anzugehen.
Der Antrag der GRÜNEN und, ehrlich gesagt, mehr noch der Alternativantrag der LINKEN gibt aus meiner Sicht jedoch eine problematische Antwort darauf; denn damit wird gleichbehandelt, was unterschiedlich behandelt werden sollte. Herr Lippmann hat es gerade auch genau so dargestellt.
Bei Seiteneinsteigerinnen, egal in welchem Fach, liegt es in der Natur der Sache, dass sie im Regelfall die fachliche Qualifikation für lediglich ein Fach mitbringen. Es ist klar, dass sie dazu noch die pädagogische Qualifikation erwerben müssen, aber sie haben eben nicht die Qualifikation für ein weiteres Fach. Dann wären sie nämlich normale Lehrkräfte.
Beide Anträge zielen aber darauf ab, in den Fächern Kunst und Musik eben nicht nur für Seiteneinsteigerinnen, sondern auch in der originären Lehramtsausbildung das Prinzip der Zwei-Fach-Lehrkraft aufzugeben. Ich meine, so wie zu einer vollwertigen Schulbildung Kunst und Musik gehören, so gehören zur Kunst- und Musikerziehung die vollwertige Lehramtsausbildung.
Es stimmt, dass die dafür notwendige Kooperation der Kunst- und Musikhochschulen mit der Universität einen hohen Koordinierungsaufwand erfordert, von den Hochschulen genauso wie von den Studierenden. Aber, ganz ehrlich, wenn Sie in Halle Englisch und Mathematik im Lehramt studieren, dann ist dieser Koordinierungsaufwand für die Organisation des eigenen Studiums bestimmt genauso groß. Das gehört zur Wahrheit, ehrlich gesagt, dazu.
Ich bin mir aber auch nicht sicher, ob diese Abstimmungsprobleme nicht auch etwas mit dem abschätzigen Blick von der akademischen Warte her auf das Lehramtsstudium an sich zu tun haben, der sich übrigens leider auch an der Universität genauso finden lässt wie in anderen Einrichtungen.
Nicht zuletzt würden wir durch die regelhafte Ausbildung von Ein-Fach-Lehrkräften neue Probleme schaffen, etwa durch die Einschränkung der Einsetzbarkeit dieser Kolleginnen. Wenn Kunst- und Musiklehrkräfte praktisch immer an zwei oder mehr Schulen tätig sein müssen, dann verschärfen wir ein Problem, das wir in den Mangelfächern ohnehin schon haben.
Schließlich: Wenn wir die Diskussion im Ausschuss führen, dann müssen wir auch darüber sprechen, welchen Zusammenhang es zwischen der Lehramtsausbildung und der räumlichen Unterbringung an der Burg gibt; diese ist nämlich kapazitätsbeschränkend. Deshalb hoffe ich sehr, dass nach dem erfolgreichen Abschluss des Architekturwettbewerbs, so konnte man lesen jetzt endlich tatsächlich die Bagger rollen und die Kunsthochschule das notwendige zusätzliche Gebäude in Halle bekommt. Ich glaube, die Mittel dafür sind schon seit langer Zeit zumindest angedacht und auch in den Haushalt eingeplant. - Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
(Zustimmung)
Vizepräsident Wulf Gallert:
Frau Dr. Pähle hat bereits erkannt, dass es bei Herrn Lippmann einen Fragebedarf gibt. Daran, dass Sie vorn geblieben sind, sehe ich, dass Sie die Frage beantworten wollen. Das gibt Herrn Lippmann die Chance, sie zu stellen. - Bitte.
Thomas Lippmann (DIE LINKE):
Vielen Dank. - Liebe Kollegin Pähle, bevor wir gleich wieder große Hürden aufbauen, will ich fragen ich habe dazu zumindest in der Begründung zu dem Antrag etwas geschrieben , ob es ausreichend bekannt ist, dass diese Frage, ein Fach Musik und ein Fach Kunst, am Ende nichts mit den Koordinierungsschwierigkeiten zwischen Burg und Uni zu tun hat, weil es an ganz anderen Stellen und schon ganz lange, seit Jahrzehnten, gemacht wurde. Auch in der DDR hat die Hochschule für Musik „Franz Liszt“ Ein-Fach-Lehrer für Musik ausgebildet. Und auch wir in Sachsen-Anhalt haben das getan.
Meine Frage ist, ob Ihnen bewusst ist, dass wir in Sachsen-Anhalt seit vielen Jahren, und zwar aus Gründen der Ansprüche im Studium, Lehrer für Musik und Kirchenmusiker B ausbilden, also Musik und Musik. Das hat man als Krücke genutzt. In Weimar wird es heute noch immer so gemacht; dort heißt es Doppelfach. Es gibt also aus dem Fach heraus Gründe dafür, auf ein zweites Fach zu verzichten. Der Grund ist aber nicht, dass wir Koordinierungsproblemen der Hochschulen nachgehen wollten.
Vizepräsident Wulf Gallert:
Gut.
Thomas Lippmann (DIE LINKE):
Ist das ausreichend erkannt?
Vizepräsident Wulf Gallert:
Herr Lippmann, für eine Frage in einer Dreiminutendebatte haben Sie eine Minute Zeit. Beim nächsten Mal vorher ein bisschen zusammenfassen. - Jetzt Frau Dr. Pähle. Sie können antworten.
Dr. Katja Pähle (SPD):
Herr Lippmann, der Hinweis auf die Koordinierungsprobleme das gebe ich zu bezog sich auf die Begründung zu dem Antrag der GRÜNEN.
(Siegfried Borgwardt, CDU: Genau!)
Darin ist das nämlich explizit benannt worden. Zumindest nach meinem Kenntnisstand ich bitte um Berichtigung, wenn es falsch ist; Herr Meister hat das Beispiel der Universität in Kiel genannt, an der das stattfindet ist das die einzige Hochschule, die es aktuell so macht. Mit anderen Worten: Andere Länder sind an dieser Stelle dem Beispiel der DDR das will ich gar nicht verneinen nicht gefolgt. Damit müssen wir uns doch auseinandersetzen. Deshalb haben wir gemeinschaftlich in der Koalition besprochen, dass über die Anträge, auch über den Alternativantrag, im Ausschuss für Wissenschaft, im Ausschuss für Bildung und, wie ich jetzt gehört habe, auch im Ausschuss für Finanzen diskutiert werden soll. Dann können wir all diese unterschiedlichen Informationen ganz sachlich und fachlich austauschen. Ich freue mich auf die Debatte. - Vielen Dank.
(Beifall)