Susan Sziborra-Seidlitz (GRÜNE):

Vielen Dank. - Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Der Mangel an Lehrkräften in Sachsen-Anhalt ist unübersehbar. Das erkennt man nicht zuletzt daran, dass der Unterrichtsausfall in allen Schulformen drastisch zunimmt. Ein aktuelles trauriges Beispiel, welches in den letzten Monaten medial Berühmtheit erlangte, ist die Sekundarschule in Aken, in welcher nach Zeitungsmeldungen zeitweise die Hälfte des Unterrichts ausgefallen ist. Um solche Situationen in Sachsen-Anhalt zukünftig zu vermeiden, bedarf es großer Anstrengungen. Dazu müssen Maßnahmen ergriffen werden, die kurzfristig helfen, aber auch langfristig wirken.

Kurzfristig müssen die Arbeitsbedingungen der Lehrerinnen und Lehrer verbessert werden, um dem Lehrerberuf attraktiver für Neuberberinnen und Neubewerber zu gestalten sowie die im Land arbeitenden Lehrkräfte zu entlasten. Um schnell und kurzfristig für Entlastung zu sorgen, setzen auch wir uns dafür ein, dass Schulen flexibel Vertretungslehrkräfte einsetzen können.

In jedem Jahr sind Hunderte Lehrkräftestellen in Sachsen-Anhalt unbesetzt. Das Geld, welches für diese unbesetzten Personalstellen im Haushalt verplant ist, möchten wir in ein Budget umwandeln, das den Schulen für kurzfristige Einstellungen von Vertretungslehrerinnen und Vertretungslehrern zur Verfügung steht. Darüber haben wir auch im Ausschuss schon gesprochen.

Doch sogar dann, wenn es gelingt, kurzfristig und schnell Vertretungslehrkräfte zu organisieren, ist es in der momentanen Situation kaum zu verhindern, dass viele Lehrkräfte an den Schulen Mehrarbeit leisten müssen. So ehrlich muss man an dieser Stelle sein. Das ist nicht gut. Aber es ist nicht zu verhindern.

Aber genau deswegen kämpfen wir GRÜNE seit Jahren dafür, dass endlich Arbeitszeitkonten eingeführt werden. Auch das war gerade schon ein Thema. Mit Arbeitszeitkonten können Lehrerinnen und Lehrer flexibel Überstunden ansammeln und nach ihrem Wunsch abbummeln, zum Beispiel am Ende des Arbeitslebens, um auf diese Weise früher in den Ruhestand gehen zu können. Das führt dann natürlich später zu einem Problem. Deswegen muss es auch langfristige Maßnahmen zum Abbau des Lehrkräftemangels geben. Dafür müssen die Ausbildungskapazitäten an den Hochschulen in Sachsen-Anhalt vergrößert werden. Viel zu lange wurde an dieser Stelle gespart.

An der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg - auch dazu haben wir schon etwas gehört - wurden sogar die Studienplätze für das Lehramt reduziert und abgebaut. Heute zeigt sich, dass das ein fataler Fehler der damaligen schwarz-roten Landesregierung war,

(Zustimmung)

die mit dem Rasenmäher quer über alle Bereiche, auch im Bereich der Hochschulen, Kürzungen durchgezogen hat.

Bei allem verantwortlichen Verständnis für Haushaltsdisziplin und Sparzwänge - das haben wir in der letzten Legislaturperiode erlebt und das erleben und diskutieren wir auch Moment - ist Folgendes zu sagen: Es gibt Bereiche, in denen Kürzungen und Einschnitte nicht nachhaltig sind, sondern riesige Schwierigkeiten für die Zukunft produzieren. Dazu gehört die Bildung ganz sicher.

Aber wir können die Vergangenheit jetzt nicht mehr ändern. Stattdessen müssen wir jetzt nach vorn blicken. Dazu gehört die Tatsache, dass die Lehramtsstudienplätze im Land unter Berücksichtigung der Bedarfe an Fächern und Schulformen so schnell wie möglich erhöht werden. Das ist insbesondere wichtig für die Studiengänge mit einem Masterabschluss, die sowohl in das Lehramt als auch in andere Berufsfelder führen können. Sie sind ein brauchbares Instrument, um auf Änderungen im Bedarf nachhaltig und schnell reagieren zu können.

Die Ausbildungskapazitäten in den Kernfächern Deutsch, Mathematik und Englisch für alle Schulformen müssen dabei natürlich trotzdem insgesamt im Mittelpunkt stehen. Der Lehrkräftemangel ist eine dringende Herausforderung für unser Land. Doch die Landesregierung und die Koalitionsfraktionen zeigen sich lieber abwartend. Egal, wie und was wir im Bildungsausschuss nachgefragt haben, und nicht nur wir, wurden wir immer mit der Aussage vertröstet, dass sich die Fraktionen noch im Diskussionsprozess befänden.

Ich muss Ihnen deswegen leider heute sagen, dass wir gar keine Zeit mehr haben, um ewig darauf zu warten, dass Sie sich einig werden. Es müssen schnell Maßnahmen ergriffen werden, damit es eben keine Schule mehr gibt, an der teilweise jede zweite Unterrichtsstunde ausfällt.

(Zustimmung und Unruhe)

Sowohl kurzfristig als auch langfristig sind sowohl die Verbesserung der Arbeitsbedingungen als auch die Erhöhung der Ausbildungskapazität wichtige Mittel zur Bekämpfung des Lehrkräftemangels. Und diese müssen jetzt ergriffen werden. - Vielen Dank.

(Zustimmung)