Dr. Katja Pähle (SPD):

Vielen Dank, Herr Präsident. - Werte Kolleginnen und Kollegen! Wir erleben wieder einen Aufguss unter der Überschrift Kulturkampfthema die Vierte. Herr Tillschneider, das ist Ihr übliches Programm. Heute trifft es also die Regenbogenfahne. Natürlich geht es hierbei um Ihren Kampf gegen die Sichtbarkeit, Gleichberechtigung und Vielfalt von Lebensformen. So weit, so schlecht.

Denn wo eine Regenbogenfahne weht, ist das Signal: Wir sehen dich; du bist sicher, so wie du bist; wir akzeptieren dich so, wie du bist. - Darauf kommt es an. Sichtbarkeit ist keine Sexualisierung, sondern Schutz, Anerkennung und Teilhabe. Man kann auch einfach sagen: Respekt.

(Zustimmung bei der SPD, bei der Linken und bei den GRÜNEN)

Ich glaube, das ist das, was unsere Gesellschaft heute mehr denn je braucht.

(Matthias Büttner, Staßfurt, AfD: Nein, das braucht keiner!)

Wir werden deshalb Ihren Bestrebungen immer entgegentreten. Wichtig ist in Ihrem Antrag aber ehrlicherweise die Begründung und gar nicht der Antragstext. Denn wer dort weiterliest, der erkennt, dass es Ihnen um das Vorleben des „natürlichen Familienbildes“ geht. Ich frage mich, was bei Ihnen tatsächlich hinter diesem „natürlichen Familienbild“ steckt?

(Lachen bei den GRÜNEN - Oliver Kirchner, AfD: Familie!)

Vielleicht ist es die Überzeugung, die wir aktuell bei einem Gesetzentwurf aus dem US-Bundesstaat Arkansas erkennen können, in dem zwei Senatoren einen Gesetzentwurf vorgelegt haben, mit dem Minderjährigen verboten werden soll und unter Strafe gestellt werden soll, sich die Haare in unangemessener Form zu schneiden und die falsche Kleidung anzuziehen.

(Matthias Büttner, Staßfurt, AfD: Was ist denn das für ein Quatsch!)

Bis hin zu den Friseuren, die Mädchen die Haare abschneiden, sollen Strafen in nicht unerheblichem Umfang erlassen werden. Alle Abweichungen vom Frauenbild der Trump-Regierung, von dem Sie, glaube ich, nicht so weit entfernt sind, sollen kriminell gebrandmarkt werden. Deswegen sage ich an der Stelle ganz deutlich: Wer glaubt, dass die Debatte um ein Verbot der Regenbogenfahne ihn nichts angeht, der wird erleben, dass es viele Dinge gibt, die jeden von uns, insbesondere die Frauen, ganz heftig angehen werden.

(Zustimmung bei der SPD, bei der Linken und bei den GRÜNEN)

Wir werden in einer Welt aufwachen, in der vermeintlich sicher geglaubte Rechte wieder infrage gestellt werden über Gesetzesvorhaben, in denen uns Männer aufzeigen wollen, wie viel wir wiegen sollen,

(Matthias Büttner, Staßfurt, AfD, lacht)

oder durch Tiktok-Videos, die Frauen erzählen, ihr seid keine Frauen, wenn ihr mehr als 60 Kilo wiegt. All das ist der Anfang einer Spirale, die Sie befördern und hier vertreten. Dazu sage ich: Nein, danke.