Susan Sziborra-Seidlitz (GRÜNE): 

Nein, auch nicht. - Sie haben gerade so schön biografisch angefangen haben, weshalb ich dem auch etwas hinzufügen will. Selbstverständlich - das habe ich auch nicht bestritten - bietet unser Bildungssystem Durchlässigkeit und Möglichkeiten.

Es ist aber statistisch nachgewiesen   das ist der andere Punkt, über den ich gesprochen habe; das muss einem nicht gefallen und es muss individuell und im konkreten Fall auch nicht stimmen  , dass es, wenn man auf die Mehrzahl der Menschen in unserem Land guckt, dann eben doch stimmt und die soziale Herkunft einen hohen Einfluss darauf hat, welchen Bildungsabschluss man erreicht, und zwar einen deutlich höheren als in anderen Bundesländern und als in anderen Ländern. Biografisch, persönlich muss das nicht stimmen.

Meine Eltern haben nicht studiert. Ich habe nicht einmal Abitur und studiere jetzt trotzdem.

(Zuruf von der AfD: Ob das etwas wird?)

Aber ich kann Ihnen sagen - das wissen Sie auch, wenn Sie eine ähnliche Biografie haben  , dass das ein härterer Weg ist, als für die Kinder, für die es einfach ist, Abitur zu machen.

(Beifall bei den GRÜNEN)

Worum es geht, ist die Chance, einen guten Weg für alle Kinder zu eröffnen. Das an dieser Stelle.

Noch einmal: Es geht hierbei nicht um persönliche Geschichten. Es geht nicht um Einzelfälle. Es geht nicht darum, dass es nicht die theoretische Chance gibt, sondern es geht um die Tatsache, die erwiesen ist, dass es in Sachsen-Anhalt einen deutlich größeren Einfluss hat als in anderen Bundesländern und als in anderen Ländern. Vielmehr möchte ich an dieser Stelle zu dieser Frage nicht sagen.

Ich möchte nur noch einmal darauf hinweisen - das habe ich bereits in meiner Rede getan  , warum wir die Idee des Bürgerrates so bestechend finden. Das hat sich auch in dieser Debatte gezeigt. Die Frage, wie man auf Bildung schaut, wie man sich solche Statistiken anguckt, wie man sie bewertet, wie man darauf schaut, welches das richtige Bildungssystem ist, hat in unserer Parteienlandschaft sehr, sehr viel mit politischen Überzeugungen zu tun und sehr, sehr wenig mit dem, was uns die Bildungsforscher*innen ins Stammbuch schreiben.

(Oh! bei der AfD und bei der CDU)

Die Expertenkommission ist vorhin benannt worden. Ja, wir haben uns das angehört und wir haben uns auch die Ausführungen im Bildungskonvent angehört, aber wir setzen es nicht um, weil wir andere politische Überzeugungen haben. Uns nutzt kein Expertenrat, der uns Dinge ins Stammbuch schreibt, die wir dann nicht umsetzen, weil unsere eigene politische Überzeugung etwas anderes sagt.

Genau deshalb macht es Sinn, mit einem Bürgerrat in die Bevölkerung hineinzuhorchen, was gesellschaftlich breit getragen zur Weiterentwicklung von Schule möglich wäre; genau deshalb, weil wir an dieser Stelle weder Kompromisse noch in irgendeiner Form einen Konsens finden werden, und zwar aufgrund unserer politischen Überzeugung.

(Beifall bei den GRÜNEN)


Vizepräsidentin Anne-Marie Keding: 

Es gibt eine Zwischenintervention von Herrn Borchert. - Herr Borchert, bitte schön.


Carsten Borchert (CDU):

Ich möchte ganz kurz ergänzen. Sie sehen doch, wie toll es ist, wenn man von unten kommt und dann weiß, was es wert ist, wenn man sich hochgearbeitet hat, und das kann jeder.