Dr. Falko Grube (SPD): 

Herr Präsident! Hohes Haus! Als ich den Antrag der AfD zum ersten Mal gelesen habe, musste ich laut lachen. Sie wollen also wirklich allen Ernstes den Geschmack von Donald Trump zum Maßstab für das Bauen in Sachsen-Anhalt machen?

(Lachen bei der Linken)

Wenn Sie einmal am Central Park stehen, dann ist das mit Abstand hässlichste Gebäude der Trump Tower. Und das wollen Sie uns hier in Sachsen-Anhalt verkaufen? - Wir verzichten.

(Zustimmung bei der SPD)

Aber natürlich ist das gar nicht Ihr Antrieb. Sie wollen den Kulturkampf. Sie sind gegen Modernität, Sie sind gegen Freiheit und Sie sind natürlich gegen alles, worin sich das ausdrückt. Wir lehnen diese Haltung ab.

(Beifall bei der SPD, bei der CDU, bei der Linken, bei den GRÜNEN und bei der FDP)

Wir trauen der heutigen Generation von Architektinnen und Architekten ebenso Großes zu wie ihren Vorgängern. Walter Gropius, Mies van der Rohe, Bruno Traut, Norman Foster oder Franco Stella sind nicht schlechter als Karl Friedrich Schinkel oder Carl Gotthard Langhans. Sie sind übrigens auch nicht besser, sie sind anders. Sie sind in ihren Epochen herausragende Architekten. Und diese Evolution der Architektur ist ein Wert an sich.

(Zustimmung von Juliane Kleemann, SPD)

Die Menschen einer jeden Zeit müssen sich und ihre Zeit ausdrücken können. Das darf Ihnen niemand verbieten, auch nicht die Verbotspartei AfD.

(Beifall bei der SPD, bei der Linken und bei den GRÜNEN)

Dass es gut funktioniert, wenn man historische und moderne Architektur nicht nur nebeneinanderstellt, sondern eine hochästhetische Symbiose erschafft, sieht man in Wittenberg. Dort ist es während der Lutherdekade eindrucksvoll gelungen, den architektonischen Bogen zu schlagen zwischen dem Jahr 1517 und dem Jahr 2017. Dafür, meine Damen und Herren, verdienen alle Beteiligten große Hochachtung.

(Zustimmung von Dr. Katja Pähle, SPD)

Wittenberg möchte das sicherlich nicht missen. Sie wollen so etwas Schönes verhindern. Aber nicht mit uns!

Ich habe mich bei Ihrem Antrag gefragt, wie das in Ihr pseudopatriotisches Weltbild passt. Der preußische Klassizismus geht ungefähr von 1770 bis 1840. Damals gab es noch gar kein Deutschland. Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation hatte mit der Niederlegung der Reichskrone durch Franz II. im Jahr 1806 aufgehört zu existieren. Der Deutsche Bund hatte mit dem heutigen Deutschland nichts zu tun. Und auch das Gebiet des heutigen Sachsen-Anhalts umfasste eben nicht nur Preußen, sondern auch Anhalt.

(Holger Hövelmann, SPD: Genau!)

Warum der preußische Klassizismus? Warum nicht Gründerzeit oder Jugendstil als Ausdruck der Epoche, in der unser industrieller Wohlstand gründet? Warum nicht das Bauhaus als Ausdruck eines demokratischen Deutschlands in der Weimarer Republik und als eines der Kleinode, mit denen wir in der Tradition dieses Landes stehen? - Ich sage Ihnen, warum: Es geht Ihnen nicht um Ästhetik, sondern um Ideologie. Sie glauben, damals war alles besser, in der deutschen, vordemokratischen Geschichte. Sie wollen die Abkehr von der Demokratie in Stein meißeln. Aber nicht mit uns! Wir reißen Ihnen die Masken vom Gesicht.

(Zustimmung bei der SPD, bei der Linken und bei den GRÜNEN)


Vizepräsident Wulf Gallert: 

Und auch damit müssten Sie jetzt zum Ende kommen, Herr Grube.

(Lachen bei der SPD und bei den GRÜNEN)


Dr. Falko Grube (SPD): 

Ich zitiere noch ganz kurz aus der Bauordnung; 

(Zuruf von der CDU: Von Anfang bis Ende bitte!)

denn darin steht, was zu wollen Sie vorgeben, während Sie in Wirklichkeit etwas ganz anderes wollen:

(Tobias Rausch, AfD: Oh! Die Zeit läuft!) 

„§ 9 - Bauliche Anlagen müssen nach Form, Maßstab, Verhältnis der Baumassen und Bauteile zueinander, Werkstoff und Farbe so gestaltet sein, dass sie nicht verunstaltet wirken. Bauliche Anlagen dürfen das Straßen-, Orts- und Landschaftsbild nicht verunstalten.“

Das haben wir schon. - Vielen Dank.