Dr. Anja Schneider (CDU): 

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete! Die stetig steigende Zahl pflegebedürftiger Menschen verdeutlicht, vor welchen Aufgaben wir stehen, und die Menschen vertrauen darauf, dass sie in ihrer schwierigen Lebenssituation Unterstützung und Versorgung erhalten. Für viele Betroffene ist die häusliche Versorgung die bevorzugte Lösung. Die Angehörigen, vor allem Frauen, tragen die Verantwortung und leisten einen unschätzbaren Beitrag für die Gesellschaft und für ihre Familien. 

(Beifall bei der CDU und bei der FDP)

Aber jede Belastung hat ihre Grenzen. Pflege ist körperlich und emotional herausfordernd und leider oftmals mit beruflichen und finanziellen Einschränkungen verbunden. Es ist unbestritten, dass die häusliche Versorgung ein zentraler Pfeiler unseres Pflegesystems ist. Doch wenn wir uns darauf verlassen, dass Angehörige einen Großteil der Pflege tragen, müssen wir ihnen die Unterstützung bieten, die sie verdienen und die sie brauchen. Dazu gehören nicht nur finanzielle Leistungen, sondern auch niedrigschwellige Beratungs- und Entlastungsangebote sowie klare und unbürokratische Strukturen, die sie in ihrer herausfordernden Aufgabe begleiten; denn Pflege ist komplex, und zur Orientierung bedarf es umfassender Beratung und eines effizienten Case Managements. 

Sachsen-Anhalt hat in den vergangenen Jahren wichtige Schritte für die Stärkung der häuslichen Pflege unternommen. Dennoch müssen wir unsere Strukturen - und das gerade jetzt - zukunftssicher gestalten. Pflegebedürftigkeit ist sehr verschieden und individuell und muss sich in Unterstützungsangeboten widerspiegeln. Es bedarf der guten Verzahnung, einer zielgerichteten Beratung, einen niedrigschwelligen Zugang zu Informationen und neuen Versorgungsmodellen, die auf die heutigen Lebensrealitäten von Menschen eingehen. 

Ein zentraler Baustein der Zukunft muss und wird die Stärkung von Präventionsprogrammen sein. Es gilt, Pflegebedürftigkeit hinauszuzögern oder im besten Falle zu vermeiden. Dies ist nicht nur ethisch geboten, sondern auch wirtschaftlich sinnvoll. Zur Prävention gehört auch, die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf weiter zu verbessern. Das bestehende Pflegeunterstützungsgeld und die Freistellungsregelungen sind leider nicht ausreichend. Pflegende Angehörige geraten ggf. in existenzielle Nöte, wenn sie kurzfristig Pflege organisieren müssen. 

Im Fazit: Pflege darf nicht zur Belastungsprobe für Familien werden. Es liegt in unserer Verantwortung, diejenigen zu entlasten, die mit ihrer Care-Arbeit die Grundlage für ein funktionierendes Pflegesystem schaffen.

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen! Pflegearbeit kann nur auf dem Prinzip der Solidarität basieren und langfristig funktionieren. Sie setzt voraus, dass Angehörige einen erheblichen Teil der Sorge- und Pflegearbeit übernehmen. Solidarität darf jedoch keine Einbahnstraße sein. Wenn wir von den Angehörigen erwarten, dass sie die Verantwortung tragen, müssen wir sie in ihrem Engagement unterstützen. 

Die CDU-Fraktion bittet um Zustimmung zu dem Alternativantrag der Koalitionsfraktionen. - Vielen Dank.