Frank Otto Lizureck (AfD):
Sehr geehrte Präsidentin! Meine Damen und Herren! Der Bundesverband Deutscher Mittelstand e. V. hat unlängst festgestellt, dass sich die deutsche Wirtschaft in einer Rezession befindet. Wörtlich heißt es: Andere Industrienationen und Schwellenländer wachsen, die deutsche Wirtschaft schrumpft als einzige in den letzten beiden Jahren um jeweils 0,3 %. - Ganz klar wird in dieser Agenda die Energiepolitik genannt. Der Abstieg des deutschen Standortes in einschlägigen Rankings erfolgt infolge gestiegener Energiepreise und kann dafür als hinreichender Beleg angesehen werden.
Als einziges Land aller Industrie- und Schwellenländer hat Deutschland also in den letzten zwei Jahren eine schrumpfende Wirtschaft zu verzeichnen. Wir haben es also mit einem absoluten Alleinstellungsmerkmal zu tun. Wir alle wissen, es gibt ein weiteres Alleinstellungsmerkmal deutscher Politik.
Ich habe es eben schon genannt: die deutsche Energiepolitik. Wer es kann, der sollte jetzt einmal beide Indikatoren miteinander in Verbindung bringen, um Ursachen zu erkennen. Auch das Geschäftsklima und die Erwartungen der Konsumenten verschlechtern sich weiter und spiegeln damit die düstere Stimmung in der deutschen Wirtschaft wieder.
Gefahr erkannt, Gefahr gebannt? - Weit gefehlt. In unseren Landen haben Phantasten und des Rechnens unfähige Politiker das Sagen. Was uns der Titel der Aktuellen Debatte „Grüner Wasserstoff für konkurrenzfähigen Stahl“ eindrucksvoll beweist. Ausgerechnet die deutsche energieintensive Stahlproduktion soll mit Wasserstoff und, noch dreister, mit grünem Wasserstoff gerettet werden. Mehr Unwissenheit, mehr Ignoranz frei nach dem Motto „lasst uns Rettungsringe aus Beton bauen, sonst müssen wir untergehen“ ist ja wohl nicht möglich.
Warum? - Eine Analyse der EU-Kommission aus dem Jahre 2023 hält die Elektrolyse von Wasserstoff in Deutschland auch langfristig für unwirtschaftlich. So heißt es dort, in einem europäischen Binnenmarkt liege die Kapazität der Elektrolyseure, die in Deutschland wirtschaftlich betrieben werden könnten, im Jahr 2050 bei sage und schreibe null.
Die mitteleuropäischen Länder, darunter Deutschland, Belgien und die Niederlande, haben trotz ihres hohen Wasserstoffbedarfs nur eine minimale oder gar keine Wasserstoffproduktion durch Elektrolyse. Man könnte meinen, Grundschüler dürften sich einmal wieder in der Politik probieren; denn wie so oft hat man völlig die Kosten vergessen und sie wissentlich ignoriert. Das spielt in Deutschland auch keine große Rolle mehr; denn wir hatten es eben das, was nicht marktfähig ist, wird einfach subventioniert.
Meine Damen und Herren der sinnfreien Ideologie! Sie rauben die Wertschaffenden in unserem Land aus, um Seifenblasen zu realisieren. Wasserstoff aus Deutschland er muss ja grün sein ist schlichtweg zu teuer, da Energie aus erneuerbaren Quellen einfach nicht bezahlbar ist, wie unsere flüchtende Wirtschaft seit vielen Monaten beweist. Sie wandern ab, und zwar dorthin, wo der Verstand die Wirtschaft regiert und leitet, weil Industrie günstige Energie braucht, um konkurrenzfähig zu bleiben.
Argumentiert wird seit Jahren bezüglich der horrend hohen Abregelverluste, dass in Zukunft während dieser Phasen Wasserstoff als Energiespeicher produziert wird und damit überbordende Abregelverluste, die im Übrigen der Verbraucher aus Industrie und Bevölkerung trägt, entfallen. Das Problem dabei: So ein Wasserstoffelektrolyseur arbeitet lediglich im Megawattbereich. Dann sollte wenigstens der eingesetzte Strom billig sein. Das ist an der Börse ab und an einmal der Fall, wenn um die Mittagszeit, meistens im Sommer, zu viel Zufallsenergie im Netz ist. Damit lässt sich jedoch kein teurer Elektrolyseur bezahlen; denn diese Technik muss immer im Betrieb bleiben, damit eine Amortisation wer es kennt stattfindet.
Wir haben es also hier mit einer Politik zu tun, die den weiteren Ausbau von Zufallsenergieträgern mit der Herstellung von Wasserstoff begründet, jedoch von vornherein weiß: Elektrolyse kann wirtschaftlich nicht stattfinden, um Alternativenergiestrom in Überschusszeiten zu verwenden. Ich denke, damit ist die Begründung für den weiteren Ausbau von Wind- und Sonnenenergieträgern vom Tisch; denn inzwischen steigen die sogenannten Abregelzeiten enorm und verschlingen jährlich und nutzlos Milliarden von Euro unseres Steuergeldes. Es potenziert sich mit jedem Jahr. Die Windkraftbetreiber freut es. Der Bürger bezahlt, der für alles bezahlen muss, was hohle Köpfe für sinnvoll halten.
Um das Ganze noch einmal zu unterstreichen: Auch eine Studie des Fraunhofer-Institutes bestätigt, dass Wasserstoff im weltweiten Vergleich für kaum ein anderes Land so teuer wie für Deutschland sein wird. Auf der Grundlage dieser Berechnungen schlussfolgerten die Studienautoren unter der Leitung von Prof. Dr. Martin W.: Innerhalb der EU und weltweit muss Deutschland mit den höchsten Wasserstoffpreisen rechnen. Mithilfe eines Marktmodells prognostizierten die Autoren für das Jahr 2050 Großhandelspreise in Höhe von 132 € je Megawattstunde grünen Wasserstoffs in Deutschland.
In den Niederlanden wären das 139 €. Zum Vergleich: Großbritannien hätte 70 € und Spanien 74 €. Vergleicht man also die Megawattstunde Erdgas im Großhandel, so hat diese 2024 34 € gekostet. Im Übrigen sehen die Forscher des Fraunhofer-Instituts die deutschen Elektrolysekapazitäten 2050 bei 0 GW.
Sehr geehrte Abgeordnete! Lassen Sie mich erklären, warum die Herstellung von Wasserstoff durch Elektrolyse auch aus physikalischen Gründen nicht wirtschaftlich ist.
Erstens - Energieverluste durch den Wirkungsgrad. Elektrolyse funktioniert, indem Wasser durch Strom in Wasserstoff und in Sauerstoff aufgespalten wird. Dabei liegt der Wirkungsgrad moderner Elektrolyseanlagen bei etwa 60 % bis 70 %. Das bedeutet, dass 30 % bis 40 % der eingesetzten elektrischen Energie als Wärme verloren gehen und nicht in Wasserstoff umgewandelt werden können.
(Dorothea Frederking, GRÜNE: Wie viel ist das denn beim Kohlekraftwerk?)
Dieser Energieverlust ist unvermeidbar, da er den Gesetzen der Thermodynamik folgt. Je mehr Energie verloren geht, desto teurer wird der produzierte Wasserstoff.
Zweitens - die Herkunft der elektrischen Energie. Damit Elektrolyse mit Ihren Worten nachhaltig ist, muss der Strom aus erneuerbaren Energien stammen. Es ist ineffizient, Strom, der direkt genutzt werden könnte, zunächst in Wasserstoff umzuwandeln, um ihn anschließend wieder zurück in Energie, etwa in Brennstoffzellen, umzuwandeln. Der gesamte Prozess weist dann zusätzliche Verluste auf, sodass am Ende nur etwa 30 % bis 40 % der ursprünglich eingesetzten Energie tatsächlich genutzt werden können.
Drittens - Infrastruktur und Kosten. Ein weiterer physikalisch bedingter Nachteil der Elektrolyse ist die notwendige Infrastruktur. Wasserstoff muss bei extrem niedrigen Temperaturen verflüssigt und unter hohem Druck gespeichert werden, da er ein sehr geringes Volumen bei Normalbedingungen hat. Diese Prozesse erfordern viel Energie und verursachen hohe Kosten. Zudem ist der Transport von Wasserstoff aufwendig und teuer, da Wasserstoffmoleküle sehr klein sind und leicht durch Materialien diffundieren. Damit ist auch ein Import von Wasserstoff teuer.
Viertens. Verglichen mit anderen Technologien ist der Wasserstoffkreislauf aus grüner Elektrolyse, Speicherung und Nutzung klar und deutlich ineffizient.
Sehr geehrte Abgeordnete! Im letzten Jahr durfte ich an einer Ausschussreise nach Japan teilnehmen. Dort waren wir unter anderem zu Gast in Kōbe. Das Thema dort: japanische Wasserstoffstrategie. Im letzten Jahr kostete in Japan die Kilowattstunde Strom 19,6 ct. In Deutschland betrug der Preis im Durchschnitt 32,8 ct. Japan bezieht seinen Wasserstoff aus Australien, der dort aus Kohlevergasung von Braunkohle gewonnen wird. Mit Tankern wird dieser Wasserstoff dann nach Japan transportiert, obwohl Japan Atomkraftwerke betreibt. Doch die Wirtschaftlichkeit ist für diese Strategie der entscheidende Faktor; denn mittels Elektrolyse ist dieser Wasserstoff schlichtweg nicht zu bezahlen.
Ich habe angeführt, wenn zu viel Strom im Netz ist, dass dann Wasserstoff produziert werden könnte. Wenn Sie jetzt daran denken, neue Windparks zu bauen, um dort dann ausschließlich Wasserstoff zu produzieren, dann können Sie gleich einmal 30 % weniger Ertrag einrechnen, weil die Standorte für neue Windparks immer schlechter werden und damit auch der Energieertrag.
Wir stellen also fest: Es ist wissenschaftlich und wirtschaftlich nicht tragbar, Wasserstoff aus Elektrolyse herzustellen, und die Fragestellung der Rettung deutscher Stahlproduktion mittels grünem Wasserstoff ist ein Ammenmärchen ahnungsloser Geister. - Danke schön.
(Beifall bei der AfD)
Vizepräsidentin Anne-Marie Keding:
Herr Lizureck, es gibt eine Nachfrage, und zwar von Herrn Gallert.
Frank Otto Lizureck (AfD):
Na dann.
Vizepräsidentin Anne-Marie Keding:
Wie bitte?
Frank Otto Lizureck (AfD):
Ja.
Vizepräsidentin Anne-Marie Keding:
Gut. - Dann Herr Gallert, bitte.
Wulf Gallert (Die Linke):
Herr Lizureck, Sie haben wahrscheinlich die Hälfte der Redezeit dafür verwendet, zu sagen, dass die Elektrolyse zur Wasserstoffherstellung ein völlig ineffizientes System ist, das mit riesigen Energieverlusten verbunden ist.
Nun haben wir auf der Tagesordnung unserer Sitzung auch noch einen Tagesordnungspunkt 21 stehen.
(Zuruf: Ja! Ha, ha, ha!)
Dieser lautet: „Markthochlauf von E-Fuels ankurbeln - Zulassung und Forschung landesweit unterstützen“ - ein Antrag der Fraktion der AfD. Unter Punkt I steht: „[...] sich auf Bundesebene für die Zulassung jeglicher Power‐to‐Liquid‐Kraftstofftechnologien, sogenannter E‐Fuels, einzusetzen“.
Der Antrag ist mittlerweile zweieinhalb Jahre alt. Ist denn in den letzten zweieinhalb Jahren bei Ihnen die Erkenntnis gestiegen, dass die Umwandlung von Elektroenergie in synthetischen Kraftstoff oder in Wasserstoff ähnliche Situationen sind und dass das, was Sie damals beantragt haben, eigentlich Quatsch gewesen ist?
(Olaf Meister, GRÜNE: Ziehen Sie ihn zurück!)
Oder gilt das nur, wenn andere solche Power-to-Liquid-Materialien anwenden wollen und nicht, wenn die AfD es will? Darauf würde ich gern einmal eine Antwort haben.
Frank Otto Lizureck (AfD):
Na gern, Herr Gallert.
Vizepräsidentin Anne-Marie Keding:
Herr Lizureck, bitte.
Frank Otto Lizureck (AfD):
Wenn Sie aufgepasst hätten, dann hätten Sie gehört, dass ich das japanische Beispiel genannt habe, und dass dort aus Braunkohle Wasserstoff hergestellt wurde. Es gibt durchaus andere Methoden. Es geht hierbei darum, aus grüner Energie Wasserstoff herzustellen. Das ist nun einmal unwirtschaftlich. Das kann ich nicht ändern.
(Zurufe von Dr. Katja Pähle, SPD, und von Sebastian Striegel, GRÜNE)
Außerdem: In Piesteritz wurde ein Verfahren entwickelt, wie man aus CO2 wieder Treibstoff gewinnen kann. Das sind lösbare und gute innovative Ansätze.
(Sebastian Striegel, GRÜNE: Haben Sie sich die Stoff- und Energiebilanz einmal angeschaut?)
An dieser Stelle sollte man weitermachen und nicht in irgendwelche Dinge Geld investieren, bei denen man von vornherein weiß, dass sie nichts bringen. Wenn selbst die EU-Kommission sagt: Leute, es ist am teuersten in Deutschland, Wasserstoff herzustellen. Na mein Gott, wo leben wir denn, dass wir nicht einmal nachdenken können und nach anderen Wegen suchen können? Oder sind Sie an dieser Stelle anderer Meinung?
Wulf Gallert (Die Linke):
Herr Lizureck, meine Meinung sage ich gleich noch. Aber ich habe noch eine andere Frage bei der Geschichte. Habe ich Sie richtig verstanden: Wenn ich mit Elektroenergie E-Fuels herstelle und wenn die Elektroenergie aus fossilen Brennstoffen kommt, dann ist es rentabel?
(Zustimmung von Kerstin Eisenreich, Die Linke - Olaf Meister, GRÜNE, und Sebastian Striegel, GRÜNE, lachen)
Aber wenn die Elektroenergie aus erneuerbaren Energiequellen kommt, dann ist es absolut unrentabel? Ist das Ihre Position?
Frank Otto Lizureck (AfD):
Herr Gallert, setzen Sie sich einmal hin und gucken einmal, wie die Australier Wasserstoff herstellen.
(Zurufe - Lachen)
Wulf Gallert (Die Linke):
Sie brauchen nur ja oder nein zu sagen.
(Cornelia Lüddemann, GRÜNE: Beantworten Sie doch einmal die Frage! - Zuruf von Stefan Gebhardt, Die Linke)
Frank Otto Lizureck (AfD):
Dann sind wir einfach einmal ein Stück weiter. Denn Sie sind einfach nicht auf der Höhe Ihrer Aufgaben.
(Zustimmung bei der AfD)
Vizepräsidentin Anne-Marie Keding:
Vielen Dank, Herr Lizureck.