Damit sind wir rein theoretisch fertig mit der Aktuellen Debatte. Aber wir haben einen Antrag nach § 67 der Geschäftsordnung, und zwar eine persönliche Bemerkung von Herrn Tillschneider. - Herr Tillschneider, Sie haben das Wort, bitte. Denken Sie daran, die Redezeit beträgt zwei Minuten.


Dr. Hans-Thomas Tillschneider (AfD): 

Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich will jetzt das Wort ergreifen, weil am Anfang der Debatte Herr Striegel und andere mir die Unterstützung von Baschar al-Assad zum Vorwurf gemacht haben.

(Dr. Falko Grube, SPD: Zu Recht!)

Ich bin im August 2000 nach Syrien gekommen, wenige Monate, nachdem Hafiz al-Assad gestorben ist und Baschar al-Assad die Macht übernommen hat. Ich habe damals bei einer christlichen Familie gelebt   islamische Familien nehmen keine Gaststudenten auf  , zwischen Bab Tuma und Bab Scharqi in der Altstadt von Damaskus, und ich habe eine Religionsfreiheit erlebt, die Vergleiche mit europäischen Standards nicht zu scheuen braucht. 

Ich habe im Jahr 2001 den Papstbesuch in Damaskus erlebt. Ich stand nur wenige Meter von ihm entfernt, als er mit seinem Papamobil durch die Altstadt von Damaskus gefahren ist, und hinter ihm her gingen die Oberhäupter der kleinen syrischen christlichen Kirchen, deren Existenz bis in die Urgeschichte des Christentums zurückreicht. Eine ungeheure Vielfalt christlicher Kultur und christlichen Lebens in diesem Land. - All das ist jetzt gefährdet.

Ich habe echte Gleichberechtigung erlebt, keinen Genderkram, keine Gleichstellung. Als ich bei Handelsbank in Syrien ein Konto eröffnet habe, hat mich die Direktorin, weil sie neugierig war auf diesen jungen Arabistikstudenten, in ihr Büro gebeten und wollte ein bisschen mit mir plaudern - auf Französisch, darauf hat Sie bestanden; denn Sie war stolz darauf, Französisch zu sprechen, ein Erbteil aus der Zeit, als Frankreich Mandatsmacht in Syrien war.

Frauen gingen unverschleiert auf den Straßen und konnten sich völlig frei bewegen.

(Zurufe)

Weshalb? - Eben weil Baschar al-Assad mit der Baath-Partei dieses Land regiert hat und die Baath-Partei eben die arabische Nation und nicht den Islam zum Identitätsfaktor dieses Landes gemacht hat. Das zeigt auch, wie friedlich und tolerant der Nationalgedanke im Gegensatz zu anderen Identitätsfaktoren ist.

(Beifall bei der AfD)

Ich habe aber auch erlebt, wie extreme Muslime gegen die Herrscherfamilie gehetzt haben, wie Asma al-Assad, eine hochgebildete und auch sehr schöne Frau, als Schlampe bezeichnet wurde, weil sie sich ohne Schleier im Fernsehen gezeigt hat. Ich habe mit Muslimen gesprochen, denen die Freiheit der Christen ein großer Dorn im Auge war und die keinen Zweifel daran gelassen haben, dass sie, wenn nur die Stunde käme, diese Freiheit sofort beseitigen würden. 

Ich habe erlebt, dass in Syrien ein relativ hoher Wohlstand herrscht. Es gab eine Mittelschicht, der es relativ gut ging, im Gegensatz zum Libanon, wo damals schon krasse soziale Gegensätze bestanden. Zu der Zeit hat übrigens ein amerikanisches Institut eine Umfrage gestartet, bei der herauskam, dass 70 % der Syrer hinter Baschar al-Assad stehen. 

Deshalb bin ich zu dem Schluss gekommen, dass die Herrschaft der Assads das Beste für Syrien war und ist. 

(Zurufe)

Und ich habe überhaupt keinen Anlass   das sage ich hier mit voller Überzeugung  , von dieser Unterstützung auch nur eine Jota zurückzunehmen.

(Olaf Meister, GRÜNE: Trotz Folter! - Guido Kosmehl, FDP: Trotz Folter, trotz Giftgaseinsatz?)

Das syrische Volk hat Baschar al-Assad und seinem Vater viel zu verdanken. 

(Zuruf von Cornelia Lüddemann, GRÜNE - Unruhe) 

Ich hoffe, dass er in Moskau dem Zugriff der brutalen Islamisten entzogen bleibt. - Vielen Dank.

(Beifall bei der AfD)