Susan Sziborra-Seidlitz (GRÜNE):
Vielen Dank. - Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Der Lehrkräftemangel ist d i e zentrale Herausforderung in unserem Bildungssystem. Die Not bei dieser Herausforderung verhindert viel zu häufig die Debatten zu notwendigen Reformen für unser Schulwesen. Gestern haben wir zum Glück eine davon geführt.
Es Lehrkräften zu ermöglichen, dass sie, wenn sie es wollen, auch nach dem Renteneintrittsalter weiterarbeiten können und dabei gesund bleiben, ist eine notwendige Maßnahme im Kampf gegen den Lehrkräftemangel. Deshalb: Vielen Dank für diesen Antrag.
Aus Gesprächen mit vielen Lehrkräften weiß ich, dass bei vielen eine große Leidenschaft für das Unterrichten und durchaus der Wille, auch im Rentenalter weiterzuarbeiten, bestehen. Deshalb möchte ich an dieser Stelle meinen großen Dank an all die Lehrkräfte richten, die sich trotz Ruhestands dafür entschieden haben, noch weiter an den Schulen zu arbeiten. Sie alle sind großartig.
(Zustimmung bei den GRÜNEN, von Eva von Angern, Die Linke, und von Juliane Kleemann, SPD)
Ich höre aber auch Lehrkräfte, die kurz vor dem Ruhestand stehen und sich gegen die Weiterarbeit an der Schule entscheiden. Neben dem berechtigten Wunsch nach der ihnen zustehenden Altersruhe geht es dabei selten um Geld. Stattdessen sind es Bürokratiehürden, die sie abschrecken. Warum sollten Lehrkräfte, die aus dem Ruhestand zurückkehren wollen, z. B. noch einmal neu ein polizeiliches Führungszeugnis einreichen? Das ist doch völlig absurd nach all den Jahren im Schuldienst.
(Zustimmung von Olaf Meister, GRÜNE - Zuruf von Guido Kosmehl, FDP)
Mit ihrem Antrag wollen die Koalitionsfraktionen die Situation verbessern. Viele der Ideen sind zwar ganz nett, aber der große Wurf ist es nicht. Der Antrag kommt auch reichlich spät. Viele der jetzigen Generation von Lehrkräften arbeiten seit ihrem 20. oder 24. Lebensjahr. Das ist eine lange Zeit bis zum Renteneintrittsalter. Viele von ihnen sind schon in Rente oder sind fest entschieden zu gehen.
Die GEW, die Interessenvertretung unter anderem für Lehrkräfte, fordert schon seit mehr als sieben Jahren eine Erweiterung der Altersermäßigung. Dass die Politik den Betroffenen nicht zuhört und die Position nicht in die Entscheidungsfindung einbezieht, ist ein großes Problem. Über steigende Politikverdrossenheit braucht man sich dann nicht zu wundern. Also, es kommt jetzt zwar sieben Jahre später, aber es ist halt reichlich spät, dafür, dass das schon seit sieben Jahren gefordert wird.
Um es kurz zu machen: Der Antrag der Koalitionsfraktionen schadet nicht besonders. Er wird an mancher Stelle vielleicht sogar ein bisschen nützen. Insbesondere die Gesundheitsförderung ist ein guter Aspekt in diesem Antrag.
Wertschätzung und Entlastung tragen zum langen, gesunden und zufriedenen Arbeitsleben bei, auch bei Lehrkräften. Gesunde und zufriedene Lehrkräfte sind Lehrkräfte, die möglicherweise länger und besser in den Schulen arbeiten können, und das hilft für gute Bildung.
Wir werden uns dennoch der Stimme enthalten, weil es halt nicht ausreicht. - Vielen Dank.