Katrin Gensecke (SPD): 

Vielen Dank, Herr Präsident. - Liebe Kolleginnen und Kollegen! Als ich mir den Antrag angesehen habe, hat er bei mir zuerst ein Stück weit den Eindruck erweckt: Ach ja, die Landesregierung hat wieder einmal nichts getan und hat alles liegen gelassen. Aber ich glaube, dem ist nicht so. Ich glaube, wenn man ein Interesse daran hat, dann sollte man die Begründung zu dem Antrag genauer lesen. Darin ist z. B. von einer Überbelegung von stationären Einrichtungen in der Jugendhilfe die Rede. Das ist rein rechtlich gar nicht möglich. Auch gibt es „ambulante Einrichtungen“ als solche nicht, sondern allenfalls teilstationäre Einrichtungen oder ambulante Angebote. Angesichts dessen stelle ich mir schon die Frage, auf welcher Datenbasis man zu solchen Aussagen kommt. 

Ich habe solche Aussagen bzw. solche Wahrnehmungen auch in meinem Landkreis und im Nachbarlandkreis, im Jerichower Land, nicht feststellen können. Deshalb sehe ich den Ansatz für einen Jugendgipfel nicht; zumal ich glaube, dass an dieser Stelle viel zu wenig über konkrete Konzepte gesprochen werden kann. Ich bin mir auch ziemlich sicher   ich weiß es nicht  , dass die Jugendämter das auch so sehen. 

Aber zur eigentlichen Problemlage. Es sind vor allem die Herausforderungen, vor denen wir als Gesellschaft stehen, erst recht, wenn wir die aktuellen Zahlen zu Meldungen von Kindeswohlgefährdung lesen, die sich   das ist richtig   stetig erhöhen. In den letzten Jahren haben wir eine besorgniserregende Zunahme dieser Problemlagen bei Kindern und Jugendlichen festgestellt. Das sind psychische Belastung, familiäre Konflikte, Bildungsbenachteiligung oder einfach die soziale Isolation. Die Liste der Herausforderungen ist lang. Die Pandemie und ihre Nachwehen verstärken dies und zeigen uns eigentlich erst, wie fragil die Lebenssituation vieler junger Menschen ist. 

(Unruhe) 


Vizepräsident Wulf Gallert: 

Frau Gensecke, bitte warten Sie kurz. - Ich würde um etwas mehr Ruhe bitten, vor allen Dingen in den hinteren Reihen, und damit meine ich die Regierungsreihen. Denn akustisch ist das immer etwas schwierig. - Frau Gensecke, machen Sie weiter.


Katrin Gensecke (SPD): 

Vielen Dank. - Die Überforderung der Eltern ist, glaube ich, einer der Hauptgründe für die Inobhutnahme von Kindern. Kinder und Jugendliche bei mir im Landkreis Börde werden z. B. in Wolmirstedt im Heilpädagogischen Zentrum „Don Bosco“ sehr liebevoll aufgenommen und versorgt. Dort wird ihnen eine familiäre Umgebung geboten. 

Die Einrichtungsleiterin hat   wer die „Volksstimme“ am Montag aufmerksam gelesen hat, weiß das   eine ganz, ganz wichtige Aussage getätigt   ich zitiere  : Heute gibt es interfamiliär immer mehr und ganz andere Probleme und Sorgen als noch vor 15 Jahren. 

Ich glaube, das Land hat einiges getan. Ich möchte an dieser Stelle auch auf das Kinder- und Jugendstärkungsgesetz hinweisen, das eine wichtige Grundlage für Verbesserungen im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe geschaffen hat. Damit wurden die Rahmenbedingungen für die Arbeit in den Jugendämtern verbessert. Die Landkreise und die kreisfreien Städte wurden zu einer ausreichenden personellen Ausstattung der Jugendämter verpflichtet und dazu, eine Personalbedarfsbemessung vorzunehmen. 

Die Jugendämter   das möchte auch ich sagen   leisten eine hervorragende, engagierte Arbeit. Herzlichen Dank an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an dieser Stelle! 

(Zustimmung bei der SPD)

Aber es ist richtig, die Fachkräfte fehlen uns, und zwar nicht nur an dieser Stelle, sondern an allen Stellen. 


Vizepräsident Wulf Gallert: 

Frau Gensecke, es ist auch richtig, dass Ihre Redezeit vorbei ist. 


Katrin Gensecke (SPD): 

Ja. - Dabei möchte ich es belassen und bitte um Zustimmung zu unserem Alternativantrag. - Vielen Dank.