Stefan Gebhardt (Die Linke):
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Kolleginnen und Kollegen! Herr Hövelmann hat sich bereits auf das kommende Bauhausjubiläum gefreut. Ich möchte gern an das letzte Bauhausjubiläum erinnern. Im Jahr 2019 haben wir „100 Jahre Bauhaus“ in Sachsen-Anhalt gefeiert. Diese Veranstaltungsreihe war ein voller Erfolg.
(Guido Kosmehl, FDP: Na ja! Feine Sahne Fischfilet!)
Das Land Sachsen-Anhalt hat sich als guter Gastgeber präsentiert. Hunderttausende Gäste waren in Sachsen-Anhalt, und ich will es hier mit aller Deutlichkeit sagen: Wir lassen uns unser Weltkulturerbe von niemandem kaputtmachen.
(Beifall bei der Linken, bei der CDU, bei der SPD und bei den GRÜNEN)
Dass der Antrag der AfD-Fraktion einen klar nationalsozialistischen Background hat, hat Herr Hövelmann eben richtig dargestellt. Es gab seinerzeit - das wissen alle, die politisch gebildet sind - einen politisch motivierten Eingriff in die Freiheit der Kunst vonseiten der Nationalsozialisten.
Die Nationalsozialisten haben in ihrer Propaganda - das hat Herr Tillschneider heute auch getan - das Bauhaus als Symbol jüdischer und kommunistischer Beeinflussung deutscher Kultur stilisiert und damit das Bauhaus als Feindbild nationalistischer Gesinnung stigmatisiert. Genau wie die AfD-Fraktion heute störten sich die Nazis seinerzeit schon am freiheitlichen Grundgedanken, dem das Schaffen des Bauhauses zugrunde liegt; denn mit dem vorliegenden Antrag versucht man zumindest, die Geschichte zu wiederholen.
Mit ihrem Antrag stört sich die AfD-Fraktion an der Formensprache des Bauhauses. Die AfD-Fraktion spricht in der Begründung zu ihrem Antrag von Bausünden und meint - auch Zitat - „ideologische Hintergründe“ des Bauhauses kritisieren zu müssen und spielt offensiv auf die Leitung des Bauhauses unter Hannes Meyer an.
Darüber hinaus stört sich die AfD-Fraktion an der internationalen Ausrichtung des Bauhauses. Das alles, meine Damen und Herren, sind eins zu eins genau die vorgeschobenen Gründe der Nazis, die im Jahre 1933 zur Schließung des Bauhauses führten. Zeitgleich mit der Demokratie in Deutschland zerstörten die Nazis im Jahr 1933 das Bauhaus. Eine deutliche Parallelität in der Geschichte ist kaum denkbar.
(Beifall bei der Linken und bei der SPD)
Die politischen Verhältnisse führten nach 1933 dazu, dass ehemalige Bauhauskünstler ihre Arbeit verloren und aufgrund ihrer Herkunft ins Exil fliehen mussten. Mindestens 21 Bauhäusler wurden nachweislich in nationalsozialistischen Gefängnissen oder Konzentrationslagern umgebracht. Auch daran muss erinnert werden.
Die eigentliche Beeinflussung fand spätestens mit der Diffamierungsausstellung „Entartete Kunst“ im Jahr 1937 in München und der parallel installierten deutschen Kunstausstellung statt, indem die Nazis ihre Vorstellung deutscher Kunst zeigten.
Was wir heute hier mit diesem Antrag erleben, sind keine Irrwege in der Kulturpolitik unseres Landes, sondern es ist der Irrweg der Dreißigerjahre, den uns die AfD-Fraktion erneut anbietet.
(Beifall bei der Linken, bei der SPD und bei den GRÜNEN)
Wohin diese Politik führte, wissen wir: in die furchtbarste Zeit der deutschen Geschichte mit Terror, Krieg und zig Millionen Toten. Wer solche Anträge stellt, der lässt die Maske fallen und macht deutlich, dass er gern die Barbarei zurückhaben möchte.
(Beifall bei der Linken)
Ein letzter Satz. Herr Tillschneider, Sie haben von Herrn Oswalt gesprochen und versucht, ihn für Ihre Gedanken zu vereinnahmen. Ich empfehle Ihnen: Hören Sie sich das Interview an, das er heute dem Norddeutschen Rundfunk gegeben hat.
(Beifall bei der Linken - Eva von Angern, Die Linke: Ja!)
Ich habe es mir heute angehört. Er nimmt nicht nur Ihren Antrag inhaltlich wunderbar auseinander, sondern er spricht - ich zitiere - „von großer Primitivität“, von der dieser Antrag gekennzeichnet ist.
(Beifall bei der Linken, bei der SPD und bei den GRÜNEN - Dr. Hans-Thomas Tillschneider, AfD: Oh!)
Besser als Herr Oswalt kann man es nicht ausdrücken.