Andreas Silbersack (FDP): 

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Herr Dr. Tillschneider, aus dieser Nummer kommen Sie nicht mehr raus. 

(Lachen bei der AfD)

Ich sage Ihnen auch, warum. Die Begrifflichkeit „Irrweg der Moderne“ ist nicht Ihre Erfindung, sondern ist die Erfindung des Rassenideologen Paul Schultze-Naumburg, 

(Zuruf von der AfD: Was?)

der sich in seinem Buch „Kunst und Rasse“, 1928, mit der Verfremdung mit dem Bauhaus auseinandergesetzt hat. 

(Zuruf von der AfD)

Sie haben heute den Beweis dafür erbracht, dass Sie das Gedankengut von Paul Schultze-Naumburg in sich tragen, 

(Beifall bei der FDP, bei der Linken, bei der SPD und bei den GRÜNEN)

und zwar in der tiefsten Form. Paul Schultze-Naumburg war, wie Sie, jemand, der den Heimatstil geliebt hat und der mit der Umstellung nicht zurechtkam. Er hat um die Jahrhundertwende auch gute Sachen getan, sich aber dann der Rassenideologie verschrieben. 

Im Jahre 1940, nachdem er sich als Totengräber des Deutschen Bauhauses einen Namen gemacht hat, ist er mit besten Grüßen von Adolf Hitler in den Ruhestand verabschiedet worden, und zwar mit den Worten, dass er das Bollwerk gegen das verjudete Bauhaus war. 

Wenn Sie sich hier hinstellen, Herr Dr. Tillschneider, und in der Tradition von Paul Schultze-Naumburg dieses Parlament missbrauchen, dann ist das ein Offenbarungseid, der schlimmer nicht sein kann, meine Damen und Herren. 

(Beifall bei der FDP, bei der CDU, bei der Linken, bei der SPD und bei den GRÜNEN)

Es ist die Fratze des Nationalsozialismus. Hierbei geht es nicht um die Frage, ob ich den Jugendstil gut oder schlecht finde oder ob ich die Gründerzeit gut oder schlecht finde, sondern hierbei geht es um die Frage: Wie stehe ich zu Menschlichkeit? Wie stehe ich zu Ideologie? An dieser Sache hat sich Paul Schultze-Naumburg vergangen, und an dieser Sache haben Sie sich, Herr Dr. Tillschneider, ebenfalls vergangen. Sie schwadronieren über historischen Bausünden, fragwürdige Werte, ideologische Hintergründe und globale Verwertungen in einem Einheitsbrei. All das hat Paul Schultze-Naumburg als Rassenideologe der Nationalsozialisten auch getan. 

Die Zielführung, die Joseph Goebbels danach weitergeführt hat, war das Programm „Entartete Kunst“. Sie versuchen, das Ganze zu bemänteln wie der Wolf im Schafspelz und über eine kritische Auseinandersetzung zu schwadronieren. All das ist nicht wahr. Machen Sie sich ehrlich. Sagen Sie, dass Sie zu Ihrem Gedankengut stehen. Das ist das Mindeste, was man hier erwarten kann. Es ist wirklich abscheulich, meine Damen und Herren.

(Beifall bei der FDP, bei der Linken und bei den GRÜNEN)

Da Sie gerade auf Ihren Computer schauen, auf einem Stuhl sitzend mit einer Stahlrohrfunktion, so geht diese auf Marcel Breuer zurück. Marcel Breuer - 1922 Schüler in der Tischlerlehre am Bauhaus in Weimar - war derjenige, der die Urform dieses Stuhls erstellt hat. Eigentlich müssten Sie sich einen Holzstuhl aus der Gründerzeit hinstellen, damit Sie sich wohlfühlen.

(Beifall bei der FDP, bei der CDU, bei der Linken, bei der SPD und bei den GRÜNEN - Zurufe von der AfD)

Meine Damen und Herren! Ich will Ihnen noch etwas sagen. 


Vizepräsidentin Anne-Marie Keding:

Herr Silbersack, kommen Sie bitte zum Schluss. 


Andreas Silbersack (FDP): 

Das Bauhaus war eine Erfolgsgeschichte, war   d i e   Erfolgsgeschichte in Architektur, Kunst und Design, ist für das Möbelhandwerk noch heute prägend und wird auch in den nächsten 100 Jahren noch prägend sein. Zum Glück wird Ihre Geschichte nicht so lange geschrieben. - Vielen Dank, meine Damen und Herren.