Elrid Pasbrig (SPD):
Vielen Dank. - Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Mit dem vorliegenden Antrag „Aktionsplan Waldrettung“ möchte die antragstellende Fraktion Die Linke den Wald wieder zum Klimaschützer machen. - Ja, genau das müssen wir tun. Deswegen nehme ich vorweg, dass wir für die Überweisung dieses Antrages in den zuständigen Ausschuss stimmen werden.
(Zustimmung bei der Linken und bei den GRÜNEN)
In der vergangenen Woche fand ein Fachgespräch im Landwirtschaftsausschuss zum Thema Ökosystemleistungen des Waldes statt. Die Quintessenz dieses Gesprächs kann ich in einem Satz zusammenfassen: Damit unsere Wälder wieder besser zum Klimaschutz beitragen können, müssen wir sie bewirtschaften.
(Zustimmung bei der CDU und bei der FDP)
Was müssen wir dafür tun? - Meinen Ausführungen möchte ich heute eine kleine Geschichte aus meinem früheren beruflichen Leben voranstellen.
(Zuruf von Marco Tullner, CDU)
Als persönliche Referentin des Rektors der Hochschule Magdeburg-Stendal hatte ich fast zehn Jahre lang die wunderbare Gelegenheit, unter anderem die vielfältigen Forschungsaktivitäten dieser Hochschule zu begleiten. Ein besonderes Forschungsobjekt, welches damals ungewöhnlich Furore machte, passt zu unserem heutigen Thema.
Es ist nämlich OLE der Löschkäfer. Der Name OLE ist ein Akronym, welches für Offroad-Löscheinheit steht. Es handelt sich um einen kleinen Roboter, der - das schrieb die Frankfurter Rundschau über ihn - Waldbrände aufspüren, melden und gegebenenfalls sogar löschen soll, indem er die Stärken von drei Tierarten in sich vereint.
Der Schwarze Kiefernprachtkäfer etwa ernährt sich von verbranntem Holz. Er besitzt am mittleren seiner drei Beinpaare ein Organ, das wie ein hochempfindlicher Infrarotsensor funktioniert. Der Käfer kann damit Brände in Entfernungen von bis zu 80 km aufspüren.
Mit den Fühlern einer Grille sollte sich der Roboter durch unwegsames Gelände zum Brandherd vortasten. Wäre das Feuer zu gefährlich, sollte er sich wie ein Saftkugler, ein Verwandter des Tausendfüßers, schützend einrollen.
(Lachen bei der FDP und von Olaf Meister, GRÜNE)
Furore machte OLE aber nicht, weil es ihn wirklich gab; denn es gab ihn nie. Es gab ihn lediglich als Designstudie. Dennoch wurde er vor fast 20 Jahren in allen führenden überregionalen Tageszeitungen besprochen und schaffte es bis in die Tagesschau. Offensichtlich war die Hochschule Magdeburg-Stendal damals ihrer Zeit weit voraus. Denn heute möchte ich OLE hier sinnbildlich für das in den Raum stellen, was wir heute dringend brauchen: mehr Technik in der Forstwirtschaft.
In der sachsen-anhaltischen Landesforst haben wir zu wenig Personal. Es gibt so viel zu tun, aber viel zu wenig Hände, die den Waldboden vorbereiten, die Setzlinge heranziehen und diese dann in den Boden bringen. Wir haben zu wenig Personal, um schnell auf beginnende Schädigungen im Wald zu reagieren, bei denen schnelles Eingreifen aber überlebenswichtig wäre.
Was können wir tun? - Als erstes kann man natürlich für gute Arbeitsbedingungen, für eine gute Bezahlung und für eine gute Nachwuchsarbeit sorgen. Die demografische Entwicklung wird uns aber dazu zwingen, noch andere Wege zu beschreiten, noch stärker als wir es heute tun. Wir müssen die Möglichkeiten neuer Technologien und wissenschaftlicher Erkenntnisse nutzen, um den Wald nachhaltig zu schützen und zu retten. Das ist meines Erachtens ein zentraler Punkt, der bisher zu kurz kommt: der Einsatz neuer Technologien zur Überwachung und Pflege unserer Wälder.
Wir brauchen den Ausbau KI-gestützter Systeme für die Waldzustandserfassung und das Monitoring. Durch den Einsatz künstlicher Intelligenz können wir in Echtzeit Daten über den Gesundheitszustand der Bäume, den Schädlingsbefall und die Bodenqualität sammeln und die Daten auswerten lassen. Das würde es uns ermöglichen, frühzeitig zu reagieren, bevor größere Schäden entstehen.
Ein zweiter Punkt, für den ich nur noch wenig Zeit habe, für den ich mich hier aber stark machen wollte, ist das Plädoyer für Holz als Baustoff. Im Waldzustandsbericht durften wir lesen, dass die Klimakrise unsere Wälder in einem besorgniserregenden Ausmaß verändert. Durch den Verlust der Bäume ist das ökologische Gesamtsystem Wald insgesamt gefährdet.
Prof. B. von der TU Dresden führte in unserem Fachgespräch aus, dass bewirtschaftete Wälder schneller und besser auf den Klimawandel ausgerichtet werden können, als es sich naturverjüngende Wälder tun. Insbesondere auf Baumsorten, die schnell wachsen und schneller CO2 binden können, sollte das Augenmerk liegen.
(Zustimmung bei der SPD und bei der FDP)
Wir haben vor allem ein bilanzielles Problem. Sobald ein Baum den Wald verlässt, fällt er nicht mehr in die Bilanz der Kohlenstoffspeicherung.
(Zustimmung bei der FDP und von Angela Gorr, CDU - Zuruf: Genau!)
Wir missachten dabei aber den Umstand, dass dieser Baum trotzdem als Stuhl oder Dachstuhl irgendwo weiterlebt und den Kohlenstoff weiter bindet.
(Zustimmung bei der FDP - Jörg Bernstein, FDP: Richtig!)
Deswegen lassen Sie uns ganz klar darauf schauen, dass Holz als Baustoff noch wichtiger wird. - Meine Redezeit ist leider vorbei. Ich hätte jetzt ausgeführt, wie unsere Ansätze
(Zustimmung und Lachen)
Vizepräsident Wulf Gallert:
Nein, nein. Ich weiß, Frau Richter-Airijoki hat das bis zur Perfektion getrieben: Wenn ich jetzt noch Zeit hätte, dann würde ich Folgendes sagen. - Das ist etwas, was wir nicht machen wollen.
(Olaf Meister, GRÜNE, lacht)
Sie haben auch Pech. Es gibt keine Frage aus dem Publikum. Deswegen ist der Redebeitrag jetzt beendet, Frau Pasbrig.
(Zurufe: Oh!)
Elrid Pasbrig (SPD):
Vielen Dank.