Dr. Falko Grube (SPD): 

Herr Präsident! Hohes Haus! Wenn man mich früher als Kind gefragt hätte, was willst du später einmal werden, hätte ich gesagt Olympiasieger. Ich fand das schon immer toll, vor dem Fernseher zu sitzen und mitzufiebern. Mein Zimmer war - es gab zu DDR-Zeiten keine „Bravo“ - voll mit Plakaten von Olympiasiegern. Der SC Magdeburg hatte ja ganz viele. Ich fand das immer toll. Ich wollte immer da oben stehen. Ich wollte immer, dass die Nationalhymne einmal für mich gespielt wird. Es hat nicht geklappt.

(Guido Heuer, CDU: Dafür stehst Du heute hier!)

Das ist bitter, aber umso mehr freue ich mich für alle, die das bei der Olympiade 2024 erreicht haben. Wir haben eine tolle Olympiade erlebt mit einer tollen Eröffnungsfeier, einer tollen Schlussfeier. Die Partys im Deutschen Haus sollen legendär gewesen sein. Vielleicht sollten wir beim nächsten Mal hinfahren.

Sachsen-Anhalt ist erfolgreich und an Medaillen hoch dekoriert von diesen olympischen Spielen zurückgekehrt. Lukas Märtens, 400 m Freistil, und mir ging es wie dem Ehrenpräsidenten des Landessportbundes, bei dem Interview hatte ich einen Kloß im Hals. Ich bin auch schon am Überlegen, ob wir in Magdeburg das Stadtmarketing nicht einfach einstampfen und das Interview von Lukas Märtens in Dauerschleife laufen lassen. Schöner als er kann man über seine Heimatstadt Magdeburg nicht reden.

(Beifall bei der SPD, bei der CDU und bei den GRÜNEN)

Miriam Butkereit aus Halle, Silber im Judo, Tim Hornke und Lukas Mertens, Silber im Handball, und Isabel Gose, 1 500 m Freistil, Bronzemedaille - von dieser Stelle einen ganz herzlichen Glückwunsch dazu.

(Beifall bei der SPD, bei der CDU, bei den GRÜNEN und bei der FDP)

Weil wir bei Isabel Gose sind - wir verteilen im Sport auch B-Noten  , kann ich mir die Bemerkung nicht verkneifen, dass mein Verständnis darüber, dass sich eine Frau, die möglicherweise gerade den größten sportlichen Moment in ihrer Karriere erlebt und die Bronzemedaille gewonnen hat, fragen lassen muss, wie das jetzt ist mit einem Exfreund und der Goldmedaille.

(Beifall bei der SPD, bei der CDU und bei den GRÜNEN)

Ich finde, um im Sportjargon zu bleiben, der Reporter hat seine Nominierung nicht gerechtfertigt und ist im Vorlauf ausgeschieden.

(Zustimmung von Sebastian Striegel, GRÜNE)

Ich möchte auch denen gratulieren, die nicht für Deutschland Gold, Silber und Bronze geholt haben, aber für Sachsen-Anhalt. Das ist einmal - ich hoffe, ich spreche das richtig aus - Sharon van Rouwendaal, 10 km Freiwasser, Gold für die Niederlande und für Sachsen-Anhalt, Magnus Saugstrup im Handball - dem hätte ich die Silbermedaille eher gegönnt, aber ich gratuliere ihm auch zu Gold - für Dänemark, Moesha Johnson, 10 km Freiwasser, Silber, startet für Australien, und Sergey Hernández, Handball, Bronze, startet für Spanien.

Ja, meine Damen und Herren, wir können alle stolz darauf sein, der SC Magdeburg wird nächstes Jahr, in der nächsten Saison mit einem ganzen Medaillensatz an Olympiamedaillen spielen. Ich finde, verheißungsvoller kann eine Handball-Bundesligasaison nicht starten.

(Zustimmung bei der SPD, bei der CDU, bei den GRÜNEN und bei der FDP)

Olympiasiege fallen nicht vom Himmel. Dafür muss man etwas tun. Das wissen alle, die in den Vereinen unterwegs sind, die die Basis dafür legen, die heute die Talente von morgen trainieren, und dafür muss man in der Spitze etwas tun. Deshalb schließen wir uns als Fraktion der Forderung an, das Bundesleistungszentrum Schwimmen muss nach Magdeburg.

(Beifall bei der SPD, bei der CDU, bei den GRÜNEN und bei der FDP)

Bernd Berkhahn und sein Team wissen, wie es geht. Das ist ganz offensichtlich. Die anderen schlafen nicht, sie rüsten bei den Trainingsbedingungen nach. Deshalb finde ich, dass unsere Athletinnen und Athleten da auch einen Sprung nach vorn und die besten Trainingsbedingungen verdient haben. Deshalb: Eine neue Halle und das Schwimmleistungszentrum gehören nach Magdeburg.

Meine Damen und Herren! Der Sport in Sachsen-Anhalt ist in guten Händen. Sie sind schon gegrüßt worden, ich will das nicht wiederholen, aber der LSB, der Olympiastützpunkt, die Fachverbände, die Eliteschulen des Sports, die Kreis- und Sportbünde, die Vereine vor Ort und vor allen Dingen auch das Umfeld, die Trainer, die Eltern, die Freunde - all das ist Sport in Sachsen-Anhalt, und ich finde, der Sport in Sachsen-Anhalt ist in guten Händen.

Der Sport in Sachsen-Anhalt ist auch in dieser Koalition in guten Händen. Ich will ein bisschen aus dem Nähkästchen plaudern. Jede der Koalitionsfraktionen hat ihren Turnbeutel; unserer bin ich. Wenn Haushaltsverhandlungen sind, dann ist die Wunschliste von uns Turnbeuteln immer da. Das liegt einmal daran, dass wir eine intrinsische Motivation haben, das liegt aber auch daran, dass es wirklich einen sehr guten Austausch mit dem organisierten Sport in Sachsen-Anhalt gibt. Das ist also Lobbyarbeit im besten Sinne. Ich weiß, dass bei mir in der Fraktion alle die Augen verdrehen, wenn ich die Wunschliste vorlege, aber am Ende ist klar, wenn für den Sport etwas geht, dann machen auch alle mit, weil Sachsen-Anhalt ein Sportland ist, und das wird auch so bleiben.

Zum Thema Leistungssportförderung. Die Ministerin hat die Aufgabenliste, die Themenliste schon vorgelesen. Das Thema, wie behalten wir unsere Trainerinnen und Trainer, wird, glaube ich, ganz oben stehen, weil es ohne Trainerteams keine Wettkampferfolge gibt, egal, ob bei olympischen Spielen oder bei anderen Wettkämpfen. Darauf will ich jetzt nicht eingehen.

Ich möchte ein Thema ansprechen, das mich persönlich geärgert hat, das in meinem Umfeld viele geärgert hat und das auch unsere Athletinnen und Athleten geärgert hat, wenn man der Presseberichterstattung gefolgt ist. Das ist das Thema Doping. Ich finde, das IOC muss sich für die nächsten olympischen Spiele - ich möchte auch unsere Vertreterinnen und Vertreter aus Deutschland im IOC aufrufen, sich dafür einzusetzen - mit dem Thema Chancengleichheit bei Dopingvergehen auseinandersetzen.

(Beifall bei der SPD, bei der CDU, bei den GRÜNEN und bei der FDP)

Es kann nicht sein, dass die halbe chinesische Olympiamannschaft positive Dopingbefunde hat und trotzdem oben neben unseren Athleten und den anderen Nationen auf dem Treppchen steht. Da braucht es eine Gleichbehandlung. Wenn ich mir anschaue, wie deutsche Athleten zum Teil über Jahrzehnte darum kämpfen, wie lange Claudia Pechstein gebraucht hat, einen Freispruch zu bekommen, und dann ist in der Abluftanlage irgendeines Restaurants in den Weiten Chinas das Dopingmittel - das funktioniert nicht. Das IOC muss sich für die Chancengleichheit etwas ausdenken.

Das sage ich nicht nur, weil es eine Frage von Chancengerechtigkeit ist, sondern weil an das öffentliche Geld, das wir in die Sportförderung geben - jeder Euro, der in den Sport fließt, ist ein guter Euro  , eine Bedingung geknüpft ist: Es muss sauberer Sport sein. Dabei geht es nicht um die Frage, wer da wie Medaillen abholt, sondern darum, ob man den Kindern, die bei den Sachsen-Anhalt-Spielen gesichtet werden, sagen kann: mach das, strenge dich an, richte dein Leben mit den ganzen Entbehrungen, die der Leistungssport mit sich bringt, darauf ein, aber wenn du Olympiasieger werden willst, musst du dopen. - Das funktioniert nicht. Sport muss sauber sein, die Medaillen müssen sauber sein, und am Ende müssen die Medaillen chancengerecht vergeben werden. Ich finde, da hat das IOC tatsächlich noch eine Aufgabe.

(Beifall bei der SPD, bei der CDU, bei den GRÜNEN und bei der FDP)

Ich will zum Schluss auch Florian Wellbrock nennen, Olympiasieger in Tokio, und ich sage das nicht, weil ich ihn trösten will. Wir kennen uns persönlich nicht, und ob das jemand, den er nicht kennt, am Rednerpult sagt, ist egal. Ich weiß auch nicht, ob sein persönliches Umfeld ihn trösten kann. Jeder von uns, der schon einmal einen Wettkampf vor sich hatte, egal, ob das Kreismeisterschaften oder olympische Spiele sind, der gut trainiert und sich den Allerwertesten aufgerissen hat, der ein gutes Gefühl und tolle Wettkämpfe hatte, und beim Saisonhöhepunkt danebengegriffen hat, der weiß, da kann einen keiner trösten, da hilft nur die Zeit.

Ich nenne Florian Wellbrock deshalb, weil er am Montag auf Instagram einen relativ langen Post abgesetzt hat. Da standen drei Sachen drin: Erstens, ich fahre jetzt in den Urlaub, ich muss das erstmal verarbeiten. Zweitens, danach geht es weiter mit dem Training; 2028 steht vor der Tür. Drittens, Aufgeben ist keine Option für mich. - Das, meine Damen und Herren, ist das Mindset eines Champions. Davon brauchen wir mehr, dann klappt es im Jahr 2028 auch mit dem Medaillenspiegel. - Sport frei!

(Beifall bei der SPD, bei der CDU, bei den GRÜNEN und bei der FDP)


Präsident Dr. Gunnar Schellenberger: 

Danke, Herr Grube.