Thomas Lippmann (Die Linke): 

Vielen Dank. - Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ja, der Schulpragmatiker Tillschneider hat dieses Mal vorausgesagt, was ich sagen werde. Dann will ich ihm den Gefallen auch tun und es machen.

Wir müssen uns einmal vergegenwärtigen, über wen wir reden. Wir reden über Kolleginnen und Kollegen, und zwar überwiegend über Kolleginnen - über 80 % unserer Lehrkräfte sind Frauen  , die jetzt 63 Jahre oder älter sind und vor der Frage stehen, ob sie mit 63 Jahren gehen oder länger arbeiten.

Die Kolleginnen sind in der DDR teilweise mit nicht einmal 20, spätestens mit 22 Jahren in den Schuldienst gekommen. Wenn sie jetzt 63 Jahre und älter sind, dann stehen sie also seit mehr als 40 Dienstjahren vor der Klasse. Von diesen mehr als 40 Dienstjahren stehen sie fast 35 Dienstjahre nach der Wende vor den Klassen; mit den ganzen Belastungen, den ganzen Schulwechseln aufgrund der vielen Schulschließungen, mit schwierigen Verhältnissen, die Kollegien neu zu bilden.

Es sind vor allem Kolleginnen, denen in den Jahren vor dem 63. Lebensjahr die Altersermäßigungen gestrichen wurden, die eine Vorgriffsstunde leisten müssen, die es gerade in den Grundschulen mit Klassenzusammenlegungen und immer mehr schwierigen Schülern zu tun haben. Wer der Meinung ist, dass ich hier nur Geld auf den Tisch legen muss, damit die sich noch einmal zusammenreißen und sagen: Oh, da ziehe ich aber noch ein paar Jahre durch    

Ich will daran erinnern, das sind DDR-Kolleginnen, die einmal mit der Erwartung in den Schuldienst gegangen sind, dass sie mit 60 Jahren - in der DDR - in Rente gehen. Aus deren Sicht haben die mit 63 schon drei Jahre länger gearbeitet, als ursprünglich einmal ihre Lebensplanung war. Das geht ins Leere.

Im Übrigen und zum Schluss: Wir haben 600 Kolleginnen und Kollegen mit 63+, die noch im Schuldienst sind. Ich finde das angesichts dieser Situation ganz beachtlich. Es fehlt mir der Glaube, dass man daran etwas ändern kann. Man könnte etwas ändern, wenn man für Entlastung sorgt, Frau Pähle hat es angesprochen, die Anrechnungsstunden nicht nur wieder zurückgeben, sondern zu steigern. Da wäre weniger am Ende mehr.

(Beifall bei der Linken)

Das ist ein Weg, den wir unterstützen würden. Ich bin auch davon überzeugt, dass das etwas bringt, dass wir unter dem Strich mehr haben als das, was wir an Anrechnungsstunden hineingeben. Aber alles andere sind vergeudete Überlegungen, die zu nichts führen werden. - Vielen Dank.