Marco Tullner (CDU): 

Vielen Dank, Herr Präsident. - Ich habe den mahnenden Unterton verstanden. Ich will mich auf zwei Punkte konzentrieren. Unter dem ersten Punkt will ich ausdrücklich, ohne zu sehr stänkern zu wollen, der Kollegin Pähle beipflichten. Ein Großteil dessen ist in Berlin zu regeln.

(Zurufe: Genau! - Eben!)

Jetzt könnte ich sagen: Wir haben die Führung bestellt, sie ist halt nicht da. Aber die zuständige Fachministerin ist auch nicht gerade sehr dynamisch dabei, das Thema voranzubringen. Ich wünschte mir, dass der liberale Teil der Bundesregierung an der Stelle ein bisschen dynamischer unterwegs ist. 

(Zuruf von der FDP)

- Egal, das müsst ihr in Berlin klären. 

Unter dem zweiten Punkt will ich sagen: Natürlich bekennen wir uns dazu im Koalitionsvertrag im Bund weniger, aber natürlich in dem Vertrag im Land. Ich bekenne mich ausdrücklich zu der Beschlussempfehlung. 

(Zuruf von der FDP)

Aber bei all dem, was ich heute gehört habe, beschleicht mich ein bisschen die Sorge, dass wir irgendwie in dem Zerrbild einer „Blase“ sitzen, weil wir - Frau Dr. Pähle ist darauf richtigerweise eingegangen - in Zeiten eines horrenden Fachkräftemangels leben. 

Dass die Antwort darauf sein muss, im akademischen Bereich mehr Dauerstellen zu schaffen, sprich: die Verweildauer im akademischen Bereich zu erhöhen, will ich nicht unbedingt sagen. Ich bin mir bei individuellen Befindlichkeiten und Problemlagen - die will ich ausdrücklich außen vor lassen - nicht sicher, ob das die richtige Antwort ist. Ich frage mich, ob wir es nicht schaffen müssen, junge Leute frühzeitiger in den Arbeitsmarkt zu bekommen. 

(Zustimmung bei der CDU)

Ob das Interesse noch so vorhanden ist, sich ganz früh um eine dauerhafte Stelle zu bewerben, oder ob heute nicht doch eher projektorientierter gearbeitet wird - ich war gerade im Baltikum, wo man eine große Start-up-Szene sieht, die sehr erfolgreich unterwegs ist  , ist die Frage. Ich meine, wir alle sollten noch einmal darüber nachdenken, ob wir noch auf dem aktuellen Gleis unterwegs sind oder ob wir hinsichtlich der Balance zwischen der dualen Berufsausbildung, der akademischen Welt und den speziellen Problemlagen des Fachkräftemangels vielleicht nicht noch andere, neue Antwort brauchen. Ich lade uns alle ganz herzlich dazu ein, diesen Weg zu gehen. 

Die Uhr wird nicht mehr angezeigt. - Habe ich noch Zeit, Herr Präsident?


Vizepräsident Wulf Gallert: 

Ich gebe Ihnen noch eine Minute.


Marco Tullner (CDU): 

Okay. - Dann möchte ich an der Stelle einfach sagen: Lassen Sie uns auf der Grundlage der heutigen Beschlussvorlage, der wir hoffentlich zustimmen, und der Zielvereinbarungen, die die Landesregierung hoffentlich demnächst vorlegt, über diesen Punkt ein bisschen tiefgründiger nachdenken, weil ich glaube, Sachsen-Anhalt und Deutschland brauchen mehr junge qualifizierte Leute in allen Bereichen des Arbeitsmarktes. Ob die Antwort darauf Dauerstellen im akademischen Bereich sind - dahinter mache ich ein Fragezeichen. 

In diesem Sinne: Vielen Dank. Ich freue mich auf eine neue Debatte.